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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Erschreckenderes als beides, ein Blick der Resignation, der absolut verlorenen Hoffnung, eine Flagge, von einer Seele aufgezogen, die nichts mehr kümmerte.
    Doch obwohl der verurteilte Verbrecher in diesem Augenblick das erste Bild war, an das Bermoiya sich klammerte, erkannte er sofort, dass es nicht das richtige war. Er wusste nicht, was das richtige war. Vielleicht gab es gar kein richtiges.
    Dann wusste er es. Und plötzlich erkannte er zum ersten Mal in seinem Leben, was es für den Verurteilten bedeutete, in seine Augen zu sehen.
    Er brach zusammen. Zuerst sank er auf die Knie, schlug schwer auf das Brett, zerschmetterte höhere Spielbereiche, dann fiel er nach vorn aufs Gesicht, die Augen auf einer Höhe mit dem Brett, sah es endlich von unten. Er schloss die Augen.
    Der Schiedsrichter und seine Gehilfen kamen und hoben ihn behutsam auf. Sanitäter schnallten den leise schluchzenden Richter auf einer Bahre fest und trugen ihn zu dem Gefängniskrankenwagen hinaus.
    Pequil war wie vom Donner gerührt. Er hätte nie gedacht, dass er einmal einen kaiserlichen Richter auf diese Weise zusammenbrechen sehen würde. Und das vor dem Alien! Er musste dem dunklen Mann nachlaufen; Gurgeh verließ die Halle ebenso schnell und ruhig, wie er sie betreten hatte, ignorierte das Zischen und die Rufe von den Zuschauergalerien. Sie saßen in dem Luftwagen, bevor die Reporter sie hatten einholen können, und entfernten sich rasch von der Halle.
    Pequil kam zu Bewusstsein, dass Gurgeh die ganze Zeit, die sie in der Halle gewesen waren, kein einziges Wort gesprochen hatte.
     
    Flere-Imsaho beobachtete den Mann. Die Maschine hatte irgendeine Reaktion erwartet, aber er tat nichts weiter, als vor dem Schirm zu sitzen und sich die Aufnahmen sämtlicher Spiele anzusehen, an denen er seit seiner Ankunft teilgenommen hatte. Reden wollte er nicht.
    Jetzt würde er zusammen mit hundertundneunzehn anderen Siegern der vierten Runde nach Echronedal reisen. Wie es nach einer so schwerwiegenden Wette üblich war, hatte die Familie des verstümmelten Bermoiya stellvertretend für ihn aufgegeben. Ohne eine Figur auf den beiden noch übrigen großen Brettern zu berühren, hatte Gurgeh das Match und seinen Platz auf dem Feuerplaneten gewonnen.
    Zwanzig Tage lagen zwischen dem Ende von Gurgehs Spiel gegen Bermoiya und dem Datum, zu dem die Flotte des kaiserlichen Hofes zu der zwölf Tage dauernden Reise nach Echronedal aufbrechen würde. Gurgeh war eingeladen worden, einen Teil dieser Zeit auf dem Landsitz eines gewissen Hamin zu verbringen. Der Apex war Rektor des führenden Kollegs von Candsev und Mentor des Kaisers. Flere-Imsaho hatte davon abgeraten, doch Gurgeh hatte angenommen. Sie würden morgen zu dem Landsitz abreisen, der ein paar hundert Kilometer entfernt auf einer Insel in einem Binnenmeer lag.
    Der Roboter hielt Gurgehs Interesse an dem, was die Nachrichten- und Presseagenturen über ihn brachten, für ungesund, ja sogar für pervers. Anscheinend genoss der Mann die Verleumdungen und Beschimpfungen, die sich nach seinem Sieg über Bermoiya über ihn ergossen. Manchmal lächelte er, wenn er dergleichen las oder hörte, besonders wenn Nachrichtensprecher – in schockiertem, ehrfürchtigem Ton – berichteten, was Lo Prinest Bermoiya, einem edlen, nachsichtigen Richter mit fünf Ehefrauen und zwei Ehemännern, allerdings keinen Kindern, durch die Schuld des Alien Gurgeh widerfahren war.
    Gurgeh hatte sich auch angewöhnt, die Kanäle anzusehen, auf denen gezeigt wurde, wie kaiserliche Truppen die Wilden und Ungläubigen zermalmten, die sie in fernen Teilen des Imperiums zivilisierten. Er ließ sich von dem Modul die militärischen Berichte entzerren, die die Sender, wie es den Anschein hatte, im Wettbewerb mit den schwieriger zugänglichen Unterhaltungsdarbietungen des Hofes brachten.
    Die militärischen Sendungen zeigten, wie Aliens gefoltert und hingerichtet wurden. Gebäude und Kunstwerke der widerspenstigen oder rebellischen Spezies wurden gesprengt oder niedergebrannt, Vorgänge, die auf den Standard-Nachrichtenkanälen nur sehr selten zu sehen waren, und wenn es nur aus dem Grund war, dass alle Aliens selbstverständlich als barbarische Monster, fügsame Simpel oder gierige und verräterische Untermenschen betrachtet wurden, wobei alle Kategorien unfähig waren, hohe Kunst und eine echte Zivilisation hervorzubringen. Manchmal vergewaltigten azadische Männer – allerdings niemals Apices – die Wilden, wenn es physisch möglich

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