Das Kultur-Spiel
meisten Apices, dazu ein paar elegante Frauen. Es war nur eine Person da, die Gurgeh bereits kannte: Der lächelnde Lo Shav Olos stellte sein Glas hin, erhob sich von seinem Tisch und ergriff Gurgehs Hand.
»Mr. Gurgeh, wie schön, Sie wieder zu sehen! Das Glück ist Ihnen treu geblieben, und Ihre Fähigkeiten haben sich vervollkommnet. Eine gewaltige Leistung! Ich gratuliere Ihnen von neuem.« Der Blick des Apex huschte über Gurgehs ringgeschmückte Finger.
»Ich danke Ihnen. Es wurde ein Preis dafür gezahlt, auf den ich nur zu gern verzichtet hätte.«
»Tatsächlich? Sie hören niemals auf, uns zu überraschen, Mr. Gurgeh.«
»Ich bin sicher, dass ich eines Tages damit aufhören werde.«
»Sie sind zu bescheiden.« Olos lächelte und setzte sich.
Gurgeh lehnte es ab, seine Räume aufzusuchen und sich zu erfrischen; er fühlte sich bereits vollkommen frisch. Er saß an einem Tisch mit Hamin, mehreren anderen Direktoren des Candsev-Kollegs und einigen Hofbeamten. Gekühlte Weine und scharf gewürzte Häppchen wurden serviert. Flere-Imsaho hockte – verhältnismäßig ruhig – auf dem Boden zu Gurgehs Füßen. Gurgehs neue Ringe freute es sicher, dass in der aufgetragenen Nahrung nichts Schädlicheres als Alkohol enthalten war.
In der Unterhaltung vermied man es fast völlig, zu Gurgehs letztem Spiel Stellung zu nehmen. Die Kollegdirektoren stellten ihm Fragen zu seinem einzigartigen Spielstil; Gurgeh beantwortete sie, so gut er konnte. Die Hofbeamten erkundigten sich höflich nach seiner Heimatwelt, und er erzählte ihnen irgendwelchen Unsinn über sein Leben auf einem Planeten. Sie fragten ihn nach Flere-Imsaho, und Gurgeh erwartete, dass die Maschine selbst antworten werde, aber das tat sie nicht. Also teilte er ihnen die Wahrheit mit: Die Maschine sei laut Definition der Kultur eine Person. Sie könne tun, was ihr beliebe, und sei nicht sein Eigentum.
Eine hoch gewachsene und hinreißend schöne Frau, eine Gefährtin von Lo Shav Olos, die von einem anderen Tisch herübergekommen war, fragte Flere-Imsaho, ob sein Herr logisch spiele oder nicht.
Die Maschine erwiderte – mit einer Spur von Überdruss, die jedoch, wie Gurgeh vermutete, nur er wahrnehmen konnte –, Gurgeh sei nicht ihr Herr und sie glaube, dass er logischer denke als sie, wenn sie sich an einem Spiel beteilige, doch dass sie, wie dem auch sei, sehr wenig über Azad wisse. Das fanden alle höchst amüsant.
Nun stand Hamin auf und meinte, sein Magen, der mehr als zweieinhalb Jahrhunderte Erfahrung besitze, wisse besser als jede Dienstbotenuhr, dass es Zeit zum Dinner werde. Die Leute lachten und verließen nach und nach den langen Balkon. Hamin geleitete Gurgeh persönlich zu seinem Zimmer und sagte, ein Diener werde ihn benachrichtigen, wenn man das Essen auftrage.
»Ich wünschte, ich wüsste, warum man Sie eingeladen hat«, sagte Flere-Imsaho und packte rasch Gurgehs wenige Koffer aus, während der Mensch aus dem Fenster auf die Bäume und das ruhige Meer hinaussah.
»Vielleicht will man mich für das Imperium anwerben. Was meinen Sie, Roboter? Würde ich einen guten General abgeben?«
»Werden Sie nicht witzig, Jernau Gurgeh.« Der Roboter schaltete auf Marain um. »Und nicht vergessen-essen, hier Wanzentanzen, heißaßa.«
Gurgeh sah ihn besorgt an und fragte auf Eächisch: »Himmel, Roboter, entwickeln Sie eine Sprachbehinderung?«
»Gurgeh…«, zischte die Maschine und legte Kleidungsstücke zurecht, die im Kaiserreich als schicklich zum Essen galten.
Gurgeh wandte sich lächelnd ab. »Vielleicht will man mich einfach umbringen.«
»Ich frage mich, ob man Hilfe dabei wünscht.«
Gurgeh lachte und trat ans Bett, auf dem der Roboter die formelle Kleidung ausgebreitet hatte. »Es wird schon alles gut gehen.«
»Das sagen Sie. Aber wir haben hier nicht einmal den Schutz des Moduls, ganz zu schweigen von irgendeinem anderen. Nun ja… machen wir uns darüber keine Gedanken.«
Gurgeh nahm zwei der Kleidungsstücke und probierte sie an, indem er sie sich unter das Kinn hielt und an seinem Körper herabfallen ließ. »Ich mache mir sowieso keine Gedanken«, behauptete er.
Der Roboter schrie entsetzt auf: »Oh, Jernau Gurgeh! Wie oft muss ich Ihnen das noch sagen? Sie können Rot und Grün nicht auf diese Weise zusammen tragen!«
»Lieben Sie Musik, Mr. Gurgeh?«, fragte Hamin und beugte sich zu ihm herüber.
Gurgeh nickte. »Nun, ein bisschen schadet nicht.«
Offensichtlich befriedigt von dieser Antwort, richtete Hamin
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