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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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war.
    Es regte die Maschine auf, dass Gurgeh so etwas gern sah, besonders, weil sie ihm erst gezeigt hatte, wie man Zugang zu den kodierten Sendungen gewann. Nun, wenigstens fand er den Anblick nicht sexuell stimulierend. Er genoss die Bilder nicht auf die Flere-Imsaho wohl bekannte Art der Azadier; er sah, registrierte und wandte sich wieder ab.
    Immer noch verbrachte er seine Zeit größtenteils damit, sich die Spiele auf dem Schirm wiederholen zu lassen. Aber die kodierten Sendungen und seine eigene schlechte Presse zogen ihn stets aufs neue wie eine Droge an.
     
    »Aber ich kann Ringe nicht leiden.«
    »Es geht nicht darum, was Sie leiden können, Jernau Gurgeh. Auf Hamins Landsitz werden Sie sich außerhalb dieses Moduls befinden. Ich bin vielleicht nicht immer in der Nähe, und ich bin sowieso nicht auf Toxikologie spezialisiert. Sie werden azadische Speisen und Getränke zu sich nehmen, und die Azadier haben ein paar sehr kluge Chemiker und Exobiologen. Aber wenn Sie an jeder Hand – vorzugsweise am Zeigefinger – einen dieser Ringe tragen, sollten Sie vor einer Vergiftung sicher sein. Spüren Sie einen einzelnen Stich, bedeutet das eine nicht tödliche Droge, zum Beispiel ein Halluzinogen. Drei Stiche bedeuten, dass jemand Sie umbringen will.«
    »Was bedeuten zwei Stiche?«
    »Das weiß ich nicht! Wahrscheinlich eine Fehlfunktion. Wollen Sie die Ringe jetzt bitte anstecken?«
    »Sie stehen mir einfach nicht.«
    »Würde ein Leichentuch Ihnen besser stehen?«
    »Sie fühlen sich komisch an.«
    »Das ist gleichgültig, solange sie funktionieren.«
    »Wie wäre es mit einem Zauberamulett, um Kugeln abzuwehren.«
    »Ist das Ihr Ernst? Falls ja, wir haben ein passiv sensorisches Abwehrschirm-Schmuckset an Bord, nur werden sie wahrscheinlich einen Kohärenzstrahl benutzen…«
    Gurgeh winkte mit einer – beringten – Hand ab. »Oh, lassen Sie nur.« Er setzte sich wieder und stellte einen militärischen Kanal ein, der Hinrichtungen zeigte.
     
    Die Maschine fand es schwierig, mit dem Menschen zu reden; er wollte nicht zuhören. Sie versuchte, ihm zu erklären, dass die Kultur trotz alles Entsetzlichen, das er in der Stadt und auf dem Bildschirm gesehen hatte, nichts tun könne, was nicht mehr schaden als nutzen würde. Sie versuchte, ihm deutlich zu machen, dass die Kontakt-Sektion, tatsächlich die ganze Kultur, sich in der gleichen Situation befinde wie er, als er, in seinen Kapuzenmantel gehüllt, vor dem verletzt auf der Straße liegenden Mann stand und nicht imstande war, ihm zu helfen, dass sie bei ihrer Verkleidung bleiben und warten müssten, bis der richtige Augenblick kam… aber entweder drangen ihre Argumente nicht zu ihm durch, oder es war nicht das, worüber der Mann nachdachte, denn er gab keine Antwort und ließ sich nicht bewegen, darüber zu diskutieren.
    Flere-Imsaho ging in den Tagen zwischen dem Ende des Spiels gegen Bermoiya und der Reise zu Hamins Landsitz nicht viel aus. Stattdessen blieb er mit dem Menschen drinnen und machte sich Sorgen.
     
    »Mr. Gurgeh, ich freue mich, Sie kennen zu lernen.« Der alte Apex streckte die Hand aus, und Gurgeh ergriff sie. »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug?«
    »Den hatten wir, danke«, antwortete Gurgeh. Sie standen auf dem Dach eines niedrigen Gebäudes inmitten üppiger grüner Vegetation und blickten auf das ruhige Wasser des Binnenmeers hinaus. Das Haus ging beinahe unter in dem wuchernden Grün; nur das Dach war ganz frei von den schwankenden Wipfeln. In der Nähe waren Koppeln voll von Reittieren, und von den verschiedenen Ebenen des Hauses schwangen sich lange Brücken, schlank und elegant, oberhalb des schattigen Waldbodens durch die dicht stehenden Baumstämme und ermöglichten den Zugang zu goldenen Stränden und den Pavillons und Sommerhäusern des Landsitzes. Über dem fernen Festland türmten sich am Himmel riesige, im Sonnenschein glitzernde Wolken.
    »Sie sagen ›wir‹?« Hamin und Gurgeh schritten über das Dach. Livrierte Männer luden Gurgehs Gepäck aus dem Flugzeug.
    »Der Roboter Flere-Imsaho und ich.« Gurgeh deutete mit einem Nicken zu der klobigen, summenden Maschine an seiner Schulter.
    »Ach ja«, sagte der alte Apex lachend. Sein kahler Kopf spiegelte das binäre Licht wider. »Die Maschine, von der manche Leute dachten, dass sie Ihnen helfe, so gut zu spielen.« Sie stiegen zu einem langen Balkon hinunter, auf dem viele Tische standen. Hamin stellte Gurgeh – und den Roboter – verschiedenen Leuten vor, die

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