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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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sich wieder auf. Sie waren nach dem Dinner auf den weiten Dachgarten hinaufgestiegen. Das Essen war eine lange, komplizierte und sehr sättigende Angelegenheit gewesen, während der nackte Frauen in der Mitte des Raums getanzt hatten und von niemandem – sofern man Gurgehs Ringen glauben durfte – versucht worden war, ihm etwas in seine Speisen zu schmuggeln. Inzwischen war es dunkel geworden, und die Party wurde draußen in der warmen Abendluft fortgesetzt. Eine Gruppe von Apex-Musikern produzierte jammernde Klänge. Schlanke Brücken führten von dem Garten in die hohen, anmutigen Bäume.
    Gurgeh saß mit Hamin und Olos an einem kleinen Tisch. Flere-Imsaho hatte sich zu seinen Füßen niedergelassen. In den Bäumen ringsum brannten Lampen; der Dachgarten bildete eine Insel des Lichts in der Nacht, umgeben von den Rufen der Vögel und vierfüßigen Tiere, die wie Antworten auf die Musik klangen.
    »Was ich wissen möchte, Mr. Gurgeh…« Hamin nahm einen Schluck und zündete sich eine lange Pfeife mit kleinem Kopf an. »Haben Sie eins unserer Tanzmädchen attraktiv gefunden?« Er zog an der langstieligen Pfeife, und als der Rauch sich um seinen kahlen Kopf kräuselte, fuhr er fort: »Ich frage nur, weil eine von ihnen – die mit dem silbernen Streifen im Haar, erinnern Sie sich? – starkes Interesse an Ihnen ausgedrückt hat. Entschuldigen Sie… ich hoffe, ich schockiere Sie nicht, Mr. Gurgeh?«
    »Nicht im Geringsten.«
    »Nun, ich wollte nur sagen, dass Sie hier unter Freunden sind, ja? Sie haben sich im Spiel mehr als bewiesen, und das hier ist ein sehr privater Ort, dem Blick der Presse und des gemeinen Volkes entrückt. Es geht nun einmal nicht anders, als dass diese Leute sich nach harten und strengen Regeln richten müssen… wohingegen wir es nicht tun, nicht hier. Sie verstehen, worauf ich hinauswill? Sie können sich vertrauensvoll entspannen.«
    »Ich bin Ihnen außerordentlich dankbar. Bestimmt werde ich versuchen, mich zu entspannen. Doch man hat mich informiert, bevor ich herkam, dass Ihr Volk mich hässlich, ja, sogar entstellt finden würde. Ihre Freundlichkeit überwältigt mich, aber ich würde es vorziehen, mich niemandem aufzudrängen, dessen Verfügbarkeit vielleicht nicht allein auf einen eigenen Entschluss zurückzuführen ist.«
    »Schon wieder zu bescheiden, Jernau Gurgeh.« Olos lächelte.
    Hamin nickte und paffte an seiner Pfeife. »Wissen Sie, Mr. Gurgeh, ich habe gehört, dass Sie in Ihrer ›Kultur‹ keine Gesetze haben. Ich bin sicher, das ist eine Übertreibung, aber es muss ein Körnchen Wahrheit in der Behauptung liegen, und ich könnte mir vorstellen, dass Sie in der Anzahl und der Strenge unserer Gesetze einen… großen Unterschied zwischen Ihrer Gesellschaft und der unseren sehen.
    Hier haben wir viele Regeln und versuchen, nach den Gesetzen Gottes, des Spiels und des Reichs zu leben. Aber einer der Vorteile, Gesetze zu haben, ist das Vergnügen, das es einem macht, sie zu brechen. Wir hier sind keine Kinder, Mr. Gurgeh.« Hamin schwenkte den Pfeifenstiel über die mit Gästen besetzten Tische. »Regeln und Gesetze gibt es nur, weil es uns freut zu tun, was sie verbieten. Doch solange die meisten Leute ihnen die meiste Zeit gehorchen, haben sie ihren Zweck erfüllt; blinder Gehorsam würde bedeuten, dass wir – ha!«, Hamin lachte auf und zeigte mit der Pfeife auf Flere-Imsaho, »nichts weiter als Roboter sind!«
    Flere-Imsaho summte ein bisschen lauter, wenn auch nur kurz.
    Es herrschte Schweigen. Gurgeh nahm einen Schluck aus seinem Glas.
    Olos und Hamin wechselten Blicke. »Jernau Gurgeh«, sagte Olos schließlich und drehte sein Glas in den Händen, »lassen Sie uns offen sprechen. Sie bringen uns in Verlegenheit. Sie haben sich weitaus besser gehalten, als wir es erwarteten. Wir hatten nicht geglaubt, dass man uns so leicht zum Narren halten könnte, doch irgendwie haben Sie es getan. Ich gratuliere Ihnen zu dem Trick, mit dem Sie es geschafft haben, ob er nun auf Ihren Drogendrüsen, Ihrer Maschine dort oder einfach darauf beruhte, dass Sie viele Jahre länger Azad gespielt haben, als Sie eingestehen.
    Sie haben uns geschlagen, und wir sind beeindruckt. Es tut mir nur Leid, dass Unschuldige, zum Beispiel die Zuschauer, die an Ihrer Stelle erschossen wurden, und Lo Prinest Bermoiya zu Schaden kommen mussten. Wie Sie sich zweifellos schon gedacht haben, wäre es uns lieb, wenn Sie an dem Spiel nicht weiter teilnähmen. Nun hat das kaiserliche Büro nichts mit dem

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