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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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durchzuexerzieren.«
    Yay lächelte. »Man kann nie wissen. Eines Tages mag ich meine Meinung ändern. Du solltest dich nicht darüber ärgern, Gurgeh. Es ist beinahe eine Ehre.«
    »Du hältst dich für eine solche Ausnahme?«
    »Hmm.« Sie trank.
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte er.
    »Weil ich dich abweise?«
    »Weil du niemanden sonst abweist.«
    »Jedenfalls nicht so hartnäckig.« Yay nickte, betrachtete stirnrunzelnd ihr Glas.
    »Nun gut, warum willst du mich nicht?« So. Endlich hatte er es ausgesprochen.
    Yay schürzte die Lippen. »Weil…«, sie blickte zu ihm hoch, »es für dich von Wichtigkeit ist.«
    »Ah.« Er nickte, sah nach unten, rieb sich den Bart. »Ich hätte Gleichgültigkeit heucheln sollen.« Er sah ihr gerade ins Gesicht. »Wirklich, Yay.«
    »Ich habe das Gefühl, du willst… mich nehmen«, erklärte Yay, »wie eine Figur, wie ein Feld. Als sei ich… dein Eigentum.« Sie wirkte plötzlich ganz verwirrt. »An dir ist etwas sehr… ich weiß nicht, Gurgeh, vielleicht etwas Primitives. Du hast nie das Geschlecht gewechselt, nicht wahr?« Er schüttelte den Kopf. »Oder mit einem Mann geschlafen?« Ein weiteres Kopfschütteln. »Das habe ich mir gedacht«, fuhr Yay fort. »Du bist wunderlich, Gurgeh.« Sie leerte ihr Glas.
    »Weil ich mich nicht von Männern angezogen fühle?«
    »Ja. Du bist doch ein Mann!« Sie lachte.
    »Ich sollte mich also von mir selbst angezogen fühlen?«
    Yay musterte ihn eine Weile. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dann lachte sie und schlug die Augen nieder. »Nun, jedenfalls nicht körperlich.« Sie grinste ihn an und hielt ihm ihr leeres Glas hin. Gurgeh füllte es von neuem; Yay kehrte zu den anderen zurück.
    Gurgeh überließ Yay der Diskussion über den Stellenwert der Geologie in der Bildungspolitik der Kultur und sprach Ren Myglan an, eine junge Frau, auf deren Besuch am heutigen Abend er gehofft hatte.
    Einer der Leute hatte seinen Liebling mitgebracht, ein proto-intelligentes styglisches Zähltier, das im Raum herumtapste und mit seinem ein wenig fischigen Atem halblaut zählte. Das schlanke, dreibeinige Wesen mit seinen blonden Haaren und der hochsitzenden Taille hatte keinen erkennbaren Kopf, aber eine Menge bedeutungsvoller Ausbuchtungen. Es begann die Leute zu zählen; es waren dreiundzwanzig im Raum anwesend. Dann zählte es die Möbelstücke, worauf es sich auf Beine konzentrierte. Es kam zu Gurgeh und Ren Myglan gewandert. Gurgeh sah, dass das Tier seine Füße betrachtete und vage, schwankende, tatschende Bewegungen in Richtung seiner Slipper ausführte. Er stieß es mit dem Zeh an. »Macht sechs«, murmelte das Zähltier und wanderte davon. Gurgeh setzte sein Gespräch mit der Frau fort.
    Nach ein paar Minuten, in denen er mit ihr geplaudert hatte und ihr hin und wieder näher gerückt war, flüsterte er ihr etwas ins Ohr, und ein- oder zweimal fuhr er ihr mit den Fingern über ihrem seidigen Kleid das Rückgrat hinunter.
    »Ich möchte eigentlich mit den anderen weggehen«, sagte sie leise, schlug die Augen nieder, biss sich auf die Lippe und führte ihre Hand nach hinten, wo sie die seine, die ihr Kreuz streichelte, festhielt.
    »Irgendeine langweilige Band, irgendein Sänger, der sich für alle produziert?«, schalt er sie liebevoll und nahm lächelnd seine Hand weg. »Sie verdienen eine individuellere Bemühung, Ren.«
    Sie lachte leise, stieß ihn an.
    Schließlich verließ sie den Raum und kam nicht wieder.
    Gurgeh schlenderte zu der Stelle hinüber, wo Yay, wild gestikulierend, die Vorzüge eines Lebens auf schwebenden magnetischen Inseln darlegte. Dann entdeckte er Chamlis in seiner Ecke. Der Roboter ignorierte bemüht das dreibeinige Zähltier, das zu ihm hochstarrte und versuchte, einen seiner Auswüchse zu kratzen, ohne umzufallen. Gurgeh verscheuchte das Wesen und unterhielt sich eine Weile mit Chamlis.
    Schließlich ging der ganze Haufen, Flaschen und ein paar eroberte Tabletts mit Süßigkeiten davontragend. Das Luftfahrzeug zischte in die Nacht hinaus.
    Gurgeh, Yay und Chamlis beendeten ihr Kartenspiel; Gurgeh gewann.
    »Ich muss jetzt gehen.« Yay stand auf und streckte sich. »Chamlis?«
    »Ich auch. Ich werde mit Ihnen kommen; wir können uns einen Wagen teilen.«
    Gurgeh brachte sie zum Aufzug. Yay knöpfte ihren Mantel zu. Chamlis erkundigte sich bei Gurgeh: »Möchtest du, dass ich bei Kontakt ein Wort fallen lasse?«
    Gurgeh, der geistesabwesend die Treppe hinaufgeblickt hatte, die zum Haupthaus führte,

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