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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schwebte knapp über ihm das Becken hinauf und hinunter.
    Am späten Nachmittag kamen eine Frau und ihre kleine Tochter durch den Wald geritten und machten in Ikroh Halt. Anscheinend hatte keine von beiden je von ihm gehört; sie kamen nur zufällig vorbei. Er lud sie auf einen Drink ein und bereitete ihnen einen späten Lunch zu. Sie banden ihre großen, keuchenden Tiere im Schatten neben dem Haus an, und die Roboter brachten ihnen Wasser. Gurgeh gab der Frau gute Ratschläge hinsichtlich der landschaftlich schönsten Route, als sie und ihre Tochter den Ritt fortsetzten, und schenkte dem Kind eine Figur von dem reich verzierten Bataos-Spiel, das es bewundert hatte.
    Das Dinner nahm er auf der Terrasse ein. Der Terminalschirm war eingeschaltet und zeigte die Seiten einer alten barbarischen Abhandlung über Spiele. Das Buch – es war ein Jahrtausend alt gewesen, als Kontakt die Kultur vor zweitausend Jahren entdeckte – war natürlich in seinem Verständnis begrenzt, aber es faszinierte Gurgeh immer wieder von neuem, wie die Spiele einer Gesellschaft so viel über ihr Ethos, ihre Philosophie, ja ihre Seele enthüllten. Außerdem hatten barbarische Gesellschaften ihn schon immer gefesselt, noch bevor er begonnen hatte, sich mit ihren Spielen zu beschäftigen.
    Das Buch war interessant. Er entspannte seine Augen, indem er dem Sonnenuntergang zusah, und las weiter, während die Dunkelheit sich vertiefte. Die Hausroboter brachten ihm, wie er es verlangte, zu trinken, eine dickere Jacke, einen leichten Imbiss. Er wies das Haus an, alle Anrufe abzuweisen.
    Nach und nach wurden die Terrassenlampen heller. Die andere Seite Chiarks leuchtete weiß hernieder und übergoss alles mit Silber. An einem wolkenlosen Himmel funkelten die Sterne. Gurgeh las weiter.
    Das Terminal piepte. Er sah das Kamera-Auge, das in einer Ecke des Schirms eingelassen war, streng an. »Haus«, sagte er, »wirst du taub?«
    »Bitte, verzeihen Sie die Aufhebung Ihres Befehls«, erklang eine amtlich, aber nicht die Spur nach einer Entschuldigung klingende Stimme vom Schirm. »Spreche ich mit Chiark-Gevantsa Jernau Morat Gurgeh dam Hassease?«
    Gurgeh richtete den Blick unschlüssig auf das Schirmauge. Seit Jahren hatte er seinen vollen Namen nicht mehr gehört. »Ja.«
    »Mein Name ist Loash Armasco-Iap Wu-Handrahen Xato Koum.«
    Gurgeh hob eine Augenbraue. »Nun, das sollte leicht zu behalten sein.«
    »Darf ich Sie kurz stören, Sir?«
    »Das haben Sie bereits. Sie wünschen?«
    »Sie zu besuchen. Obwohl ich Ihren Befehl umgangen habe, handelt es sich nicht um einen Notfall, aber ich habe nur heute Abend Gelegenheit, persönlich mit Ihnen zu sprechen. Ich bin auf Bitte von Dastaveb Chamlis Amalk-ney Ep-Handra Thedreiskre Ostlehoorp hier und vertrete die Kontakt-Sektion. Darf ich zu Ihnen kommen?«
    »Falls Sie darauf verzichten können, die vollen Namen zu benutzen, ja«, antwortete Gurgeh.
    »Ich werde augenblicklich dort sein.«
    Gurgeh schaltete den Schirm aus. Er klopfte mit dem stiftförmigen Terminal auf die Kante des Holztisches und betrachtete über den dunklen Fjord hinweg die matten Lichter der wenigen Häuser am anderen Ufer.
    Er hörte ein Brüllen am Himmel, hob den Blick und entdeckte einen von der Tagseite angeleuchteten Kondensstreifen, der in spitzem Winkel auf den Hang oberhalb von Ikroh zeigte.
    Ein gedämpfter Knall kam von dem Wald über dem Haus und ein Geräusch wie eine plötzliche Bö. Dann sauste ein kleiner Roboter um das Haus, die Felder in einem leuchtenden Blau mit gelben Streifen.
    Er flog auf Gurgeh zu. Die Maschine war von etwa der gleichen Größe wie Mawhrin-Skel. Sie hätte sich, dachte Gurgeh, bequem auf dem rechteckigen Sandwich-Teller, der auf dem Tisch stand, niederlassen können. Ihr Kanonenmetallgehäuse wirkte ein bisschen komplizierter und war mit reichlicheren Auswüchsen versehen als das von Mawhrin-Skel.
    Die Maschine kam über die Terrassenmauer. »Guten Abend«, sagte Gurgeh.
    Sie ließ sich auf dem Tisch neben dem Sandwich-Teller nieder. »Guten Abend, Morat Gurgeh.«
    »Kontakt, wie?« Gurgeh steckte sein Terminal in eine Tasche seines Hausmantels. »Das war schnell. Ich habe erst vorgestern Abend mit Chamlis gesprochen.«
    »Zufällig befand ich mich in dem Raumabschnitt«, erklärte die Maschine in ihrer knappen Art. »Im Transit – zwischen dem Kontakt-Schiff Flexibles Benehmen und dem Systemfahrzeug Unglücklicher Widerspruch der Beweise an Bord der demilitarisierten Schnellangriffseinheit Zelot.

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