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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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oder Viren erlaubte, in ihm zu existieren, und folgerichtig alle anderen tötete, automatisch und ohne zu denken. Hamin selbst benutzte diese Analogie, als er Revolutionäre mit Krebs verglich. Gurgeh versuchte zu sagen, einzelne Zellen seien einzelne Zellen, während eine bewusste Ansammlung von hunderten von Milliarden Zellen – oder zum Beispiel eine bewusste, aus Picoschaltungen bestehende Maschine – einfach unvergleichlich sei… aber Hamin weigerte sich zuzuhören. Er glaubte, Gurgeh hätte den Sinn einfach nicht verstanden.
    In der übrigen Zeit machte Gurgeh Spaziergänge im Wald oder schwamm in dem warmen, ruhigen Meer. Der langsame Rhythmus von Hamins Haus orientierte sich an den Mahlzeiten, und Gurgeh lernte, große Sorgfalt auf alles zu verwenden, was damit zusammenhing: das Ankleiden zum Essen, das Verzehren der Speisen, die Unterhaltung mit den Gästen – alten und neuen, da Leute kamen und gingen – und die Entspannung hinterher, wenn man, rundherum voll gefressen, weiterredete und den freiwilligen Darbietungen von – üblicherweise – erotischen Tänzen wie auch dem unfreiwilligen Kabarett wechselnder sexueller Beziehungen zwischen den Gästen, den Tänzern, den Dienern und dem Hauspersonal zusah. Gurgeh wurden mehrere Male Avancen gemacht, doch geriet er nie in Versuchung. Die azadischen Frauen gewannen in seinen Augen immer mehr an Attraktivität, und das nicht nur körperlich… Aber er benutzte seine veränderten Drüsen auf negative, sogar gegensätzliche Weise, um inmitten der rings um ihn subtil zur Schau gestellten Orgie abstinent zu bleiben.
    Die paar Tage vergingen durchaus angenehm. Die Ringe stachen ihn nicht, und niemand schoss auf ihn. Er und Flere-Imsaho kehrten heil zum Modul auf dem Dach des Grand Hotels zurück, zwei Tage bevor die kaiserliche Flotte zur Fahrt nach Echronedal starten sollte. Gurgeh und der Roboter hätten es vorgezogen, mit dem Modul zu reisen, das fähig war, den Raum aus eigener Kraft zu durchqueren, aber erstens hatte Kontakt es verboten – die Admiralität des Reichs durfte unter gar keinen Umständen entdecken, dass ein Fahrzeug, nicht größer als ein Rettungsboot, ihre Schlachtkreuzer überholen konnte –, und zweitens hatte das Imperium die Erlaubnis verweigert, die Alien-Maschine innerhalb eines kaiserlichen Schiffes zu befördern. Deshalb würde Gurgeh wie jeder andere die Reise mit der Flotte machen müssen.
    »Sie glauben wohl, Sie allein hätten Probleme«, bemerkte Flere-Imsaho bitter. »Man wird uns die ganze Zeit beobachten, erst auf dem Schiff während der Fahrt, und dann, wenn wir in der Burg sind. Das bedeutet, dass ich Tag und Nacht in dieser lächerlichen Verkleidung bleiben muss, bis die Spiele vorüber sind. Warum haben Sie nicht in der ersten Runde verloren, wie man es von Ihnen erwartete? Dann hätten wir ihnen sagen können, wohin sie sich ihren Feuerplaneten stecken können, und wären inzwischen längst wieder auf einem Systemfahrzeug.«
    »Oh, halten Sie den Mund, Maschine!«
    Wie sich herausstellte, hätten sie gar nicht erst in das Modul zurückzukehren brauchen; es gab nichts mehr mitzunehmen oder zu packen. Gurgeh stand in dem kleinen Wohnraum, tändelte mit dem Orbital-Armband an seinem Handgelenk herum und erkannte, dass er sich auf die Spiele auf Echronedal mehr freute als auf irgendwelche früheren. Es würde kein Druck mehr auf ihm lasten, er brauchte sich keine Schmähungen der Presse und des grässlichen Publikums im Allgemeinen mehr gefallen zu lassen; er konnte mit dem Imperium kooperieren, um überzeugende Nachrichten zu fälschen, und die Wahrscheinlichkeit, dass er noch einmal eine Wette auf eine körperliche Beschädigung würde eingehen müssen, war dadurch auf nahezu null reduziert. Er würde seinen Aufenthalt genießen…
    Flere-Imsaho stellte erfreut fest, dass der Mensch die Auswirkungen seines Blicks hinter die Fassade, die das Imperium seinen Gästen zeigte, überwunden hatte. Er war im Großen und Ganzen wieder wie früher, und in den Tagen auf Hamins Landsitz hatte er sich anscheinend erholt. Doch die Maschine nahm eine kleine Veränderung an ihm wahr, etwas, das sie nicht recht identifizieren konnte, das aber nichtsdestoweniger vorhanden war.
    Sie sahen Shohobohaum Za nicht wieder. Er war zu einer Reise ›aufs Land‹ aufgebrochen, wo immer das sein mochte. Er sandte seine Grüße und eine Botschaft in Marain des Inhalts, falls Gurgeh frischen Grif in die Finger bekommen könne…
    Bevor sie abreisten,

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