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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Spielamt zu tun, sodass wir nur wenig direkt bewirken können. Doch wir haben Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten.«
    »Und der wäre?« Gurgeh nahm einen Schluck.
    »Wie bereits gesagt…«, Hamin zeigte mit dem Pfeifenstiel auf Gurgeh, »haben wir viele Gesetze. Daher haben wir viele Verbrechen. Einige davon sind sexueller Natur, ja?« Gurgeh blickte in sein Glas. »Ich brauche kaum darauf hinzuweisen«, fuhr Hamin fort, »dass die Physis unserer Rasse uns in dieser Hinsicht… man könnte beinahe sagen, begünstigt. Auch ist es in unserer Gesellschaft möglich, Leute zu kontrollieren. Es ist möglich, einen Menschen oder auch mehrere Menschen Dinge tun zu lassen, die sie möglicherweise nicht tun wollen. Wir können Ihnen hier die Art von Erfahrung bieten, die Ihnen nach Ihrem eigenen Eingeständnis auf Ihrer Welt verschlossen bleiben muss.« Der alte Apex beugte sich herüber, senkte die Stimme. »Können Sie sich vorstellen, wie es wäre, Frauen und Männer – sogar Apices, wenn Sie es wünschen – zu haben, die jedem Ihrer Befehle Folge leisten?« Hamin klopfte seine Pfeife am Tischbein aus; die Asche trieb über das summende Gehäuse von Flere-Imsaho. Der Rektor des Candsev-Kollegs lächelte verschwörerisch, lehnte sich zurück und stopfte sich die Pfeife aus einem kleinen Beutel frisch.
    Olos übernahm. »Diese ganze Insel gehört Ihnen, solange Sie es wünschen, Jernau Gurgeh. Sie können jede Zahl von Personen in jeder beliebigen sexuellen Zusammensetzung haben, solange Sie wünschen.«
    »Wenn ich mich aus dem Spiel zurückziehe.«
    »Wenn Sie sich zurückziehen, ja«, bestätigte Olos.
    Hamin nickte. »Es gibt Präzedenzfälle.«
    »Die ganze Insel?« Gurgeh machte eine Show daraus, sich auf dem sanft beleuchteten Dachgarten umzusehen. Eine Tanzgruppe erschien. Die geschmeidigen, spärlich bekleideten Männer, Frauen und Apices stiegen die Stufen zu einer kleinen Bühne hinauf, die sich hinter den Musikern erhob.
    »Alles«, bestätigte Olos. »Die Insel, das Haus, die Diener, die Tänzer, alles und jeder.«
    Gurgeh nickte, sagte jedoch nichts.
    Hamin setzte seine Pfeife wieder in Brand. »Sogar die Musikkapelle«, erklärte er hustend. Er wies auf die Musiker. »Was halten Sie von den Instrumenten, Mr. Gurgeh? Klingen sie nicht süß?«
    »Sehr angenehm.« Gurgeh trank ein bisschen, sah zu, wie die Tänzer sich auf der Bühne aufstellten.
    »Trotzdem entgeht Ihnen etwas«, sagte Hamin. »Sehen Sie, wir gewinnen einen großen Teil des Vergnügens aus dem Wissen, zu welchem Preis diese Musik gekauft ist. Sehen Sie das Saiteninstrument, das da links mit den acht Saiten?«
    Gurgeh nickte. »Ich kann Ihnen versichern«, fuhr Hamin fort, »dass jede dieser Stahlsaiten einen Menschen erdrosselt hat. Sehen Sie diese weiße Flöte hinten, die von einem Mann gespielt wird?«
    »Die Flöte, die wie ein Knochen geformt ist?«
    Hamin lachte. »Der Oberschenkel einer Frau, ohne Narkose entfernt.«
    »Natürlich.« Gurgeh nahm ein paar süß schmeckende Nüsse aus einer auf dem Tisch stehenden Schüssel. »Benutzt man sie paarweise, oder gibt es Massen von einbeinigen Musikkritikerinnen?«
    Hamin lächelte. »Sehen Sie?«, wandte er sich an Olos. »Er weiß es zu würdigen.« Der alte Apex wies wieder auf die Kapelle, hinter der die Tänzer jetzt bereit waren, ihre Darbietung zu beginnen. »Die Trommeln sind mit Menschenhaut bespannt; das waagerechte Schlaginstrument ist aus Fingerknochen zusammengebaut, und… nun, es gibt noch andere Instrumente, aber verstehen Sie jetzt, warum diese Musik so… so kostbar in den Ohren jener unter uns klingt, die wissen, womit sie bezahlt worden ist?«
    »O ja«, antwortete Gurgeh. Die Tänzer begannen. Biegsam, geübt, beeindruckten sie fast augenblicklich. Einige mussten Antigrav-Einheiten tragen, denn sie schwebten durch die Luft wie große, transparente, langsame Vögel.
    »Gut«, nickte Hamin. »Sie sehen, Gurgeh, Sie können im Reich auf der einen oder auf der anderen Seite stehen. Man kann der Spieler sein oder… das Ding, auf dem gespielt wird.« Hamin lächelte über das, was auf Eächisch – und in gewissem Maß auch auf Marain – ein Wortspiel war.
    Gurgeh sah zu den Tänzern hin. Ohne den Blick von ihnen abzuwenden, erklärte er: »Ich werde spielen, Rektor, auf Echronedal.« Er klopfte im Takt zu der Musik mit einem Ring auf den Rand seines Glases.
    Hamin seufzte. »Nun, ich muss Ihnen sagen, Jernau Gurgeh, dass wir uns Sorgen machen.« Er zog wieder an der

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