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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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der Universität zu lehren. Chamlis selbst arbeitete nach wie vor an seinem Geschichtsbuch.
    Gurgeh sah und hörte sich das alles an. Kontakt hatte die Kommunikation zensiert, Stellen gelöscht, die, wie Gurgeh annahm, verrieten, dass die Landschaft von Chiark die eines Orbitals, nicht die eines Planeten war. Es ärgerte ihn weniger, als er gedacht hatte.
    Viel Freude bereitete ihm der Brief nicht. Alles war so weit weg, so irrelevant. Der alte Roboter wirkte eher banal als weise oder auch nur freundlich, und die Leute auf dem Schirm sahen weich und dumm aus. Amalk-ney zeigte ihm Ikroh, und Gurgeh fuchste es, dass hin und wieder Leute kamen und dort wohnten. Für wen hielten sie sich?
    Yay Meristinoux selbst tauchte nicht in der Sendung auf. Sie hatte Blask und die Preashipleyl-Maschine schließlich satt bekommen und wollte ihre Karriere als Landschaftsgestalterin auf (gelöscht) weiterverfolgen. Sie sandte ihm liebe Grüße. Als sie abreiste, hatte sie den Prozess eingeleitet, der sie zum Mann umwandeln würde.
    Ganz am Ende der Kommunikation befand sich ein merkwürdiger Abschnitt, offensichtlich nachgetragen, als die Sendung schon aufgenommen gewesen war. Chamlis war im Wohnzimmer von Ikroh zu sehen.
    »Gurgeh«, sagte er, »das ist heute gekommen, postlagernd, ohne Absender, zu Händen von BU.« Die Kamera schwenkte zu einer Stelle, wo, falls kein Eindringling die Möbel verrückt hatte, ein Tisch hätte stehen müssen. Der Schirm wurde leer. Chamlis sagte: »Unser kleiner Freund. Aber völlig leblos. Ich habe ihn untersucht, und ich habe… (geschnitten) gebeten, ihr Entwanzungsteam zu schicken, das ihn sich zusätzlich angesehen hat. Er ist tot. Nichts als ein Gehäuse ohne Verstand, wie ein intakter menschlicher Körper, dem man das Gehirn amputiert hat. Im Innern ist ein kleiner Hohlraum, wo das Gehirn gesessen haben muss.«
    Das Bild kehrte zurück, die Kamera schwenkte wieder auf Chamlis. »Ich kann nur annehmen, das Ding hat sich schließlich mit einer Umstrukturierung einverstanden erklärt, und man hat ihm einen neuen Körper gegeben. Trotzdem bleibt es merkwürdig, dass man den alten hierher geschickt hat. Lass mich wissen, was damit geschehen soll. Melde dich bald. Hoffe, dies trifft dich bei bestem Wohlbefinden an und bei erfolgreicher Erledigung dessen, was du vorhast. Mit den besten Grü…«
    Gurgeh schaltete den Schirm ab. Er stand schnell auf, trat ans Fenster und blickte stirnrunzelnd auf den Hof hinunter. Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Nach einer Weile lachte er lautlos. Dann ging er zur Gegensprechanlage und befahl seinem Diener, Wein zubringen. Gerade führte er das Glas an die Lippen, als Flere-Imsaho, von einer seiner Safaris zurückkehrend, durch das Fenster hereinschwebte. Sein Gehäuse war hell von Staub. »Sie sehen so selbstzufrieden aus«, stellte der Roboter fest. »Wie lautet der Trinkspruch?«
    Gurgeh blickte in die bernsteinfarbenen Tiefen des Weins und lächelte. »Auf unsere abwesenden Freunde«, sagte er und trank.
     
    Das nächste Match war ein Dreierspiel. Gurgeh musste gegen Yomonul Lu Rahsp, den Sternenmarschall, der in dem Exoskelett gefangen saß, und Lo Frag Traff, einen jüngeren Oberst, antreten. Er wusste, dass sie, was die Form betraf, beide als Krowo unterlegen galten, aber der Geheimdienstchef hatte eine so klägliche Leistung erbracht – er würde seinen Posten wahrscheinlich nicht behalten –, dass Gurgeh nicht davon ausging, das Spiel gegen seine beiden neuen Gegner werde leichter sein als das letzte. Im Gegenteil, es wäre nur natürlich, wenn die beiden Militärs sich gegen ihn verbünden würden.
    Nicosar sollte gegen Vechesteder, den alten Sternenmarschall, und Jhilno, den Verteidigungsminister, spielen.
    Gurgeh verbrachte die Tage mit Studieren. Flere-Imsaho ging weiter auf Expeditionen. Er erzählte Gurgeh, er habe gesehen, wie eine ganze Region der vorrückenden Feuerfront von einem Gewitterregen ausgelöscht wurde. Vor zwei Tagen habe er die Gegend wieder besucht und festgestellt, dass Zunderpflanzen die getrocknete Vegetation von neuem in Brand setzten. Als Beispiel dafür, wie unlösbar das Feuer und der Rest der planetaren Ökologie miteinander verbunden waren, sagte der Roboter, sei es ein eindrucksvolles Schauspiel gewesen.
    Der Hof amüsierte sich in den hellen Stunden des Tages mit Jagden im Wald und des Nachts mit Live- oder Holo-Shows.
    Gurgeh fand die Darbietungen vorhersehbar und langweilig. Die einzigen ein

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