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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Untertanen das Allerbeste für eine Zukunft, die zweifellos glänzend und glücklich sein werde.
    Das Journalisten-Team und Hamin machten einen sehr zufriedenen Eindruck. »Sie hätten Schauspieler werden sollen, Jernau Gurgeh«, versicherte Hamin ihm.
    Gurgeh nahm an, das sei als Kompliment gemeint.
     
    Er blickte auf den Wald von Zunderpflanzen hinaus. Die Bäume waren sechzig Meter hoch oder noch höher. Im Endstadium, hatte der Roboter ihm erzählt, wuchsen sie fast einen Viertelmeter pro Tag und saugten riesige Mengen Wasser und Materie aus dem Erdreich. Der Boden rings um sie sank so weit ein, dass die oberste Schicht ihrer Wurzeln freigelegt wurde, die im Feuer verbrennen und das ganze Große Jahr brauchen würden, um nachzuwachsen.
    Es war Abenddämmerung, die kurze Zeit eines kurzen Tages, wenn der helle gelbe Zwerg unter den Horizont des sich schnell drehenden Planeten sank. Gurgeh atmete tief ein. Er nahm keinen Brandgeruch wahr. Die Luft war ganz klar, und zwei Planeten des Echronedal-Systems leuchteten am Himmel. Trotzdem hing, wie Gurgeh wusste, so viel Staub in der Atmosphäre, dass die meisten Sterne am Himmel nicht zu sehen waren und das große Rad der Hauptgalaxis verwischt und undeutlich erschien, nicht entfernt so atemberaubend, wie wenn man es von außerhalb der dunstigen Gasdecke des Planeten betrachtete.
    Gurgeh saß in einem Gärtchen, nahe der höchsten Stelle der Festung, sodass er über die Wipfel der meisten Zunderpflanzen hinwegsehen konnte. Er befand sich auf einer Ebene mit den Frucht tragenden Kronen der höchsten Bäume. Die Fruchtschoten, jede ungefähr von der Größe eines Kindes, das Arme und Beine angezogen hat, waren voll von einer Substanz, die hauptsächlich aus Äthylalkohol bestand. Wenn der Großbrand kam, würden einige abfallen und einige hängen bleiben. Brennen würden alle.
    Gurgeh überlief ein Schauder, wenn er daran dachte. Noch etwa siebzig Tage, hieß es. Wer an diesem Platz hier saß, wenn die Feuerfront eintraf, würde lebendig gebraten werden, ob die Löschanlage funktionierte oder nicht. Die abgestrahlte Hitze allein würde ihn kochen, und dieser Garten würde verschwinden. Die Holzbank, auf der er saß, würde zuvor ins Innere, hinter den dicken Stein und das Metall und die Feuerglas-Fensterläden gebracht. Gärten in tieferen Höfen überlebten, doch musste man sie später unter der vom Wind angetriebenen Asche ausgraben. Die Menschen waren in Sicherheit in der wassergetränkten Burg oder den tiefen Schutzräumen… falls sie nicht so töricht gewesen waren und sich draußen hatten erwischen lassen. Das war schon vorgekommen, hatte man ihm erzählt.
    Flere-Imsaho kam über die Bäume weg auf ihn zu. Die Maschine hatte die Erlaubnis erhalten, allein fortzufliegen, solange sie den Behörden mitteilte, wohin sie wollte, und einen Positionsmonitor mitnahm. Offensichtlich gab es nichts auf Echronedal, das das Imperium als militärisch besonders sensibel betrachtete. Der Roboter war über die Bedingungen nicht allzu erbaut gewesen, meinte aber, er werde, eingeschlossen in der Festung, noch verrückt, und so hatte er zugestimmt. Dies war seine erste Expedition gewesen.
    »Jernau Gurgeh.«
    »Hallo, Roboter. Vögel beobachtet?«
    »Fliegende Fische. Dachte, ich könnte mit den Meeren anfangen.«
    »Haben Sie einen Blick auf das Feuer geworfen?«
    »Noch nicht. Wie ich hörte, werden Sie als Nächstes gegen Lo Tenyos Krowo spielen.«
    »In vier Tagen. Er soll sehr gut sein.«
    »Er ist sehr gut. Er ist außerdem einer der Leute, die alles über die Kultur wissen.«
    Gurgeh funkelte die Maschine an. »Was?«
    »Es gibt niemals weniger als acht Personen im Imperium, die wissen, woher die Kultur kommt, welche ungefähre Größe sie hat und welches Niveau in der technischen Entwicklung wir erreicht haben.«
    »Tatsächlich«, knirschte Gurgeh.
    »In den letzten zweihundert Jahren haben der Kaiser, der Chef des Marine-Geheimdienstes und die sechs Sternenmarschalle die Macht und den Umfang der Kultur abgeschätzt. Sie wollen nicht, dass jemand anders davon erfährt; das ist ihre Entscheidung, nicht unsere. Sie haben Angst; das ist verständlich.«
    »Roboter«, sagte Gurgeh sehr laut, »ist Ihnen schon einmal durch den Sinn gegangen, dass ich es ein bisschen satt bekommen könnte, die ganze Zeit wie ein Kind behandelt zu werden? Warum, zum Teufel, konnten Sie mir das nicht einfach mitteilen?«
    »Jernau, wir wollten Ihnen Ihre Aufgabe nur erleichtern. Warum sollten wir

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