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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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nieder. Dann drehte er sich um und ging.
    Hamin betrachtete den leeren Schirm vor ihm, als sei er in ein faszinierendes Spiel versunken, das nur er allein sehen konnte.
     
    Gurgeh gewann auf dem Brett des Ursprungs und auf dem Brett der Form. Der wilde Kampf zwischen Traff und Yomonul ging weiter; erst lag der eine ein Stückchen vorn, dann der andere. Traff ging mit einem ganz geringen Vorsprung vor dem älteren Apex auf das Brett des Werdens. Gurgeh hatte einen so hohen Punktestand, dass er beinahe unverwundbar war. Er konnte es sich in seinen Festungen gemütlich machen, den totalen Krieg um sich betrachten und schließlich herauskommen, um wegzuputzen, was von den Streitkräften des erschöpften Siegers allenfalls noch da war. Es schien die einzig faire – und natürlich zweckmäßige – Verhaltensweise zu sein, den Jungs ihren Spaß zu lassen, später die Ordnung wiederherzustellen und die Spielsachen wieder in die Schachtel zu räumen.
    Ein Ersatz für ein richtiges Spiel war es aber nicht.
    »Sind Sie zufrieden oder unzufrieden, Mr. Gurgeh?« Diese Frage stellte Sternenmarschall Yomonul in einer Spielpause, während Traff sich mit dem Schiedsrichter über eine Verfahrensfrage beriet. Gurgeh hatte dagestanden und nachgedacht, den Blick auf das Brett gerichtet, und gar nicht gemerkt, dass der Apex in seinem Privatgefängnis zu ihm gekommen war. Er sah überrascht auf. Das gefurchte Gesicht des Sternenmarschalls sah ein wenig belustigt aus seinem Titan- und Kohlenstoff-Käfig. Bis jetzt hatte keiner der beiden Soldaten Gurgeh irgendwelche Aufmerksamkeit gezollt.
    »Damit, dass ich vom Kampf ausgeschlossen werde?«, fragte Gurgeh.
    Der Apex bewegte einen geschienten Arm, um auf das Brett zu zeigen. »Ja, damit, dass Sie so mühelos gewinnen. Suchen Sie den Sieg oder die Herausforderung?« Die Skelett-Maske des Apex folgte jeder Bewegung des Unterkiefers.
    »Am liebsten wäre mir beides«, gestand Gurgeh. »Ich habe daran gedacht mitzumachen, als eine dritte Kraft oder auf der einen oder der anderen Seite… Aber das da sieht mir zu sehr nach einem persönlichen Krieg aus.«
    Der ältere Apex grinste; der Kopf-Käfig nickte leicht. »Das ist es«, bestätigte er. »Ihre Position ist so, wie sie ist, sehr gut. Ich würde daran jetzt nichts mehr ändern, wenn ich Sie wäre.«
    »Und was ist mit Ihnen?«, fragte Gurgeh. »Im Augenblick bekommen Sie das meiste ab.«
    Yomonul lächelte. Die Gesichtsmaske verzog sich sogar für diese kleine Geste. »Ich habe noch mein ganzes Leben Zeit. Und ich habe für den Jungen immer noch ein paar Überraschungen, ein paar Tricks parat. Aber ich fühle mich ein bisschen schuldig, dass ich Sie so leicht gewinnen lasse. Sie werden uns alle in Verlegenheit setzen, wenn Sie gegen Nicosar spielen und Sieger bleiben.«
    Gurgeh trug Überraschung zur Schau. »Sie meinen, das könnte ich?«
    »Nein.« Die Geste des Apex hatte umso mehr Nachdruck, als sie innerhalb seines dunklen Käfigs erfolgte und von diesem verstärkt wurde. »Nicosar spielt am besten, wenn er muss, und wenn er sein Bestes gibt, wird er Sie schlagen. Solange er nicht zu ehrgeizig wird. Nein, er wird Sie schlagen, weil Sie ihn bedrohen werden, und er wird das respektieren. Aber – ah…« Der Sternenmarschall drehte sich um, denn Traff schritt über das Brett, verrückte zwei Figuren und verbeugte sich dann mit übertriebener Höflichkeit vor Yomonul. Der Sternenmarschall wandte sich wieder Gurgeh zu. »Ich sehe, ich bin an der Reihe. Entschuldigen Sie mich.« Er kehrte zu ihrer Prügelei zurück.
    Vielleicht bestand einer der von Yomonul erwähnten Tricks darin, dass dieses Gespräch mit Gurgeh bei Traff den Eindruck erweckte, Yomonul habe den Kultur-Mann um seine Hilfe gebeten. Denn einige Zeit danach verhielt sich der jüngere Soldat, als erwarte er, an zwei Fronten kämpfen zu müssen.
    Das gab Yomonul eine Chance. Er kam knapp vor Traff ins Ziel. Gurgeh gewann das Match und damit das Recht, gegen Nicosar zu spielen. Hamin versuchte unmittelbar nach Gurgehs Sieg, ihn in dem Gang vor der Spielhalle abzufangen, aber Gurgeh lächelte nur und ging an ihm vorbei.
     
    Zunderpflanzen schwankten rings um sie. Der leichte Wind raschelte in dem goldenen Baldachin. Der Hof, die Spieler und ihr Gefolge saßen auf einer hohen, steil ansteigenden Holztribüne, die selbst fast schon die Größe einer kleinen Burg hatte. Vor ihr war auf einer großen Lichtung des Zunderpflanzenwaldes mit einem doppelten Zaun aus starken

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