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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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sie komplizieren, indem wir Ihnen erzählten, dass ein paar Leute tatsächlich Bescheid wissen, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass Sie mit einem von ihnen in auch nur allerflüchtigsten Kontakt kommen würden, äußerst gering war? Offen gestanden, Sie hätten es nie erfahren, wenn Sie nicht so weit gekommen wären, dass Sie gegen einen dieser Leute zu spielen haben; es bestand keine Notwendigkeit, Sie zu informieren. Wir versuchen nur, Ihnen zu helfen, wirklich. Ich dachte, ich sage es Ihnen für den Fall, dass Krowo im Verlauf des Spiels etwas äußert, das Sie in Verwirrung stürzt und Ihrer Konzentration schadet.«
    »Ich wünschte, Sie wären ebenso besorgt um meine Laune wie um meine Konzentration.« Gurgeh stand auf und lehnte sich an die Brüstung am Ende des Gartens.
    »Es tut mir sehr Leid«, behauptete der Roboter ohne eine Spur von Reue.
    Gurgeh winkte mit der Hand ab. »Es hat nichts zu sagen. Also ist Krowo beim Geheimdienst der Marine, nicht im Amt für Kulturaustausch?«
    »Richtig. Offiziell existiert sein Posten nicht. Aber jeder am Hof weiß, dass dem am höchsten platzierten Spieler, der über das kleinste bisschen Hinterlist verfügt, dieser Job angeboten wird.«
    »Ich habe Kulturaustausch auch für einen komischen Posten gehalten für jemanden, der so gut ist.«
    »Nun, Krowo hat den Geheimdienstposten seit drei Großen Jahren inne, und manche Leute meinen, er hätte Kaiser werden können, wenn er wirklich gewollt hätte, aber er zieht es vor zu bleiben, wo er ist. Er wird ein schwieriger Gegner sein.«
    »Das sagt mir jeder.« Dann runzelte Gurgeh die Stirn und sah zu dem verblassenden Licht am Horizont hin. »Was ist das?«, fragte er. »Haben Sie das gehört?«
    Es kam wieder, ein langer, unheimlicher, klagender Schrei, weit entfernt, der fast in dem Rascheln des Zunderpflanzen-Baldachins unterging. Das schwache Geräusch stieg zu einem immer noch leisen, aber durch Mark und Bein gehenden Crescendo an und erstarb langsam wieder. Gurgeh erschauerte an diesem Abend zum zweiten Mal.
    »Was ist das?«, flüsterte er.
    Der Roboter rückte näher an ihn heran. »Was? Diese Schreie?«
    »Ja!« Gurgeh lauschte dem schwachen Geräusch, das der weiche, warme Wind herantrug.
    »Tiere«, sagte Flere-Imsaho. Er hob sich undeutlich vor den letzten Lichtspuren am westlichen Himmel ab. »Vor allem große Fleischfresser, Troshae genannt. Sechsbeinig. Sie haben welche aus der Privatmenagerie des Kaisers auf dem Ball gesehen. Erinnern Sie sich?«
    Gurgeh nickte. Er lauschte weiter fasziniert den Schreien der fernen Tiere. »Wie entfliehen sie dem Großbrand?«
    »Troshae fliehen während des vorhergehenden Großen Monats ganz dicht vor der Feuerlinie. Diejenigen, die Sie gehört haben, können nicht weglaufen, selbst wenn sie sofort losrennen würden. Sie sind gefangen und eingepfercht worden, als Beutetiere für private Jagden. Deswegen heulen sie so; sie wissen, das Feuer kommt, und sie wollen fort.«
    Gurgeh sagte nichts darauf. Er hatte den Kopf so gedreht, dass er die schwachen Schreie der zum Tode verurteilten Tiere hören konnte.
    Flere-Imsaho wartete etwa eine Minute lang, aber der Mensch regte sich nicht und stellte auch keine Frage mehr. Die Maschine flog davon, um in Gurgehs Räume zurückzukehren. Kurz bevor sie die Tür in die Burg passierte, blickte sie auf den Menschen zurück, der am hinteren Ende des kleinen Gartens die Hände um die steinerne Brüstung geklammert hatte. Er stand bewegungslos, ein bisschen gebückt, den Kopf vorgestreckt. Mittlerweile war es ganz dunkel geworden, und normale menschliche Augen hätten die stille Gestalt nicht ausmachen können.
    Der Roboter zögerte, dann verschwand er in der Festung.

Gurgeh hatte Azad nicht für ein Spiel der Art gehalten, bei dem man zwischendurch einen freien Tag, geschweige denn zwanzig freie Tage haben könne. Die Entdeckung, dass es möglich war, bedeutete für ihn eine große Enttäuschung.
    Er hatte viele von Lo Tenyos Krowos früheren Spielen studiert und sich darauf gefreut, gegen den Geheimdienstchef anzutreten. Der Stil des Apex war aufregend, weitaus extravaganter – wenn auch gelegentlich sprunghafter – als der irgendeines anderen Champions. Das Spiel hätte eine Herausforderung und eine Freude sein müssen, aber das war es nicht. Es war hassenswert, peinlich, schändlich. Gurgeh annihilierte Krowo. Der stämmige, anfangs recht joviale und unbekümmert wirkende Apex machte ein paar schreckliche einfache Fehler und ein paar, die

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