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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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um. Das andere Junge lief zögernd weiter. Es schrie, als es von Kugeln getroffen wurde.
    Yomonul lud nach. »Ich war überrascht, Sie überhaupt hier zu sehen«, sagte er. Die Mutter, von einer Kugel im Hinterlauf getroffen, wandte sich knurrend von dem toten Jungen ab, setzte ihren Weg fort und brüllte dem taumelnden verwundeten Jungen zu.
    »Ich wollte zeigen, dass ich nicht zimperlich bin.« Gurgeh sah, wie das zweite Junge den Kopf hochwarf und zu den Füßen seiner Mutter niederfiel. »Und ich habe an Jagden auf…«
    Er hatte das Wort ›Azad‹ benutzen wollen, das Maschine und Tier, jeden Organismus und jedes System bedeutete, und wandte sich Yomonul dabei mit einem kleinen Lächeln zu. Aber als er den Apex ansah, erkannte er, dass etwas nicht stimmte.
    Yomonul zitterte. Er umklammerte sein Gewehr, hatte sich halb zu Gurgeh umgedreht. Das Gesicht bibberte in seinem dunklen Käfig, die Haut war weiß und schweißbedeckt, die Augen traten aus den Höhlen.
    In dem instinktiven Wunsch, ihn zu stützen, legte Gurgeh die Hand auf die Strebe am Unterarm des Sternenmarschalls.
    Es war, als ob im Innern des Apex etwas zerbräche. Yomonuls Gewehr schwang herum, riss sich von dem Dreibein los. Der klobige Schalldämpfer zeigte genau auf Gurgehs Stirn. Gurgeh hatte einen flüchtigen, lebhaften Eindruck von Yomonuls Gesicht; er hatte die Kiefer zusammengebissen, Blut rann ihm über das Kinn, die Augen starrten, in der Wange arbeitete wütend ein Tick. Gurgeh duckte sich; die Kugel ging über seinen Kopf hinweg. Er hörte einen Schrei, fiel von seinem Sitz und rollte an dem Dreibein seines eigenen Gewehrs vorbei.
    Bevor Gurgeh aufstehen konnte, wurde er in den Rücken getreten. Er drehte sich um und sah Yomonul über sich stehen. Der Sternenmarschall schwankte wie verrückt vor einem Hintergrund entgeisterter blasser Gesichter. Er kämpfte mit dem Gewehrbolzen, lud nach. Ein Fuß trat von neuem zu, traf Gurgeh in die Rippen. Gurgeh zuckte zurück, versuchte, den Tritt aufzufangen, und fiel dabei über den Rand der Plattform.
    Hölzerne Leisten wirbelten an ihm vorbei, Zunderpflanzen drehten sich, dann krachte er auf den männlichen Tiertreiber, der dicht vor dem Engpass stand. Beide fielen sie zu Boden und bekamen keine Luft mehr. Gurgeh sah nach oben. Yomonul stand auf der Plattform, das Exoskelett glitzerte matt im Sonnenschein. Er hob das Gewehr und zielte auf ihn. Zwei Apices näherten sich Yomonul von hinten, die Arme ausgestreckt, um ihn zu packen. Ohne auch nur zurückzublicken, schwang Yomonul die Arme wie der Blitz nach hinten. Eine Hand traf schmetternd die Brust des einen Apex, das Gewehr knallte dem anderen ins Gesicht. Beide brachen zusammen. Die von ihren Kohlenstoffrippen gehaltenen Arme flogen zurück, und Yomonul richtete das Gewehr von neuem auf Gurgeh.
    Gurgeh war auf den Füßen und tauchte weg. Die Kugel traf den immer noch nach Atem ringenden Treiber, der hinter ihm lag. Gurgeh stolperte auf die Holztüren zu, die unter die hohe Plattform führten. Rufe kamen von oben. Yomonul sprang hinunter, landete zwischen Gurgeh und den Türen. Als seine Füße den Boden berührten, lud der Sternenmarschall das Gewehr nach; das Exoskelett fing den Aufprall mühelos ab. Gurgeh drehte sich um, seine Füße rutschten auf der blutgetränkten Erde aus, und er wäre beinahe gefallen.
    Er stieß sich vom Boden ab, um Zuflucht zwischen dem Holzzaun und dem Rand der Plattform zu suchen. Ein uniformierter Leibwächter mit einem Kohärenzstrahlgewehr stand ihm im Weg und blickte unsicher zu der Plattform hoch. Gurgeh duckte sich und bereitete sich darauf vor, an’ ihm vorbeizulaufen. Immer noch ein paar Meter vor Gurgeh, hob der Gardist die Hand und löste den Laser von seiner Schulter. Ein Ausdruck beinahe komischer Überraschung erschien auf seinem flachen Gesicht. Einen Augenblick später platzte die eine Seite seiner Brust auf in einer Fontäne aus Rauch und Blut, er fiel Gurgeh entgegen und warf ihn um.
    Wieder rollte Gurgeh sich weg, und zwar über den toten Gardisten. Er setzte sich auf. Yomonul war zehn Meter von ihm entfernt, lief unbeholfen auf ihn zu, lud sein Gewehr. Die Waffe des Leibwächters lag Gurgeh vor den Füßen. Er fasste sie, hob sie hoch, zielte auf Yomonul und feuerte.
    Der Sternenmarschall duckte sich, aber Gurgeh hatte, nachdem er sich den ganzen Vormittag mit einem Projektilgewehr herumgeplagt hatte, einen Rückstoß eingerechnet. Der Laserstrahl traf Yomonul ins Gesicht; der Kopf des Apex

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