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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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es brach zusammen. Lautes Triumphgeschrei stieg auf. Ein Tor im Zaun wurde geöffnet, und ein paar Männer eilten hindurch, um den Kadaver wegzuziehen. Yomonul war aufgestanden und dankte für die Jubelrufe. Schnell setzte er sich mit schwirrenden Motoren seines Exoskeletts wieder, denn das nächste Tier kam aus dem Wald und raste zwischen die hölzernen Wände.
    Nach dem vierten Troshae kamen mehrere auf einmal, und in der Verwirrung kletterte einer an den Pfosten hoch und gelangte hinüber. Er fing an, die Männer zu jagen, die außerhalb des Engpasses warteten. Ein Gardist, der unten an der Tribüne stand, erlegte das Tier mit einem einzigen Laserschuss.
    Am späten Vormittag, als ein großer Haufen gestreifter Kadaver sich in der Mitte des Engpasses gebildet hatte und die Gefahr bestand, Tiere würden über die Leichen ihrer Vorgänger hinausklettern, wurde die Jagd unterbrochen. Männer benutzten Haken und Trossen und zwei kleine Traktoren, um den warmen, blutbesudelten Abfall wegzuräumen. Jemand auf der anderen Seite des Kaisers erschoss einen der Männer bei der Arbeit. Es gab ein paar Pfuis und ein paar betrunkene Beifallsrufe. Der Kaiser belegte den Übeltäter mit einer Geldstrafe und sagte, wer so etwas noch einmal täte, würde mit den Troshae laufen müssen. Alles lachte.
    »Sie schießen ja gar nicht, Gurgeh«, sagte Yomonul. Er schätzte, bis jetzt noch drei weitere Tiere getötet zu haben. Gurgeh fand die Jagd allmählich ziemlich sinnlos und feuerte sein Gewehr fast gar nicht mehr ab. Treffen tat er sowieso nicht.
    »Ich bin darin nicht sehr gut«, sagte er.
    »Übung!«, rief Yomonul und schlug ihm lachend auf den Rücken. Bei dem servoverstärkten Schlag des hochgestimmten Sternenmarschalls wäre Gurgeh beinahe die Luft weggeblieben.
    Yomonul erhob Anspruch auf einen weiteren Todesschuss. Er stieß einen aufgeregten Ruf aus und gab Flere-Imsaho einen Fußtritt. »Apportieren!«, rief er lachend.
    Der Roboter erhob sich langsam und würdevoll vom Boden. »Jernau Gurgeh«, verkündete er, »mehr von dieser Art lasse ich mir nicht gefallen. Ich kehre in die Burg zurück. Haben Sie etwas dagegen?«
    »Überhaupt nichts.«
    »Ich danke Ihnen. Genießen Sie Ihre Schießkünste.« Er schwebte nach unten und zur Seite und verschwand um die Ecke der Tribüne. Yomonul hatte ihn auf dem größten Teil des Weges im Visier.
    »Sie lassen ihn einfach so gehen?«, fragte er Gurgeh verblüfft.
    »Ich bin froh, ihn los zu sein«, versicherte Gurgeh ihm.
    Sie machten eine Pause zum Lunch. Nicosar gratulierte Yomonul, sagte ihm, wie gut er geschossen habe. Gurgeh saß mit Yomonul auch beim Lunch zusammen und ließ sich auf ein Knie nieder, als Nicosars Sänfte zu ihrem Abschnitt des Tisches gebracht wurde. Yomonul erzählte dem Kaiser, das Exoskelett helfe ihm, die Hand beim Zielen ruhig zu halten. Nicosar antwortete, er freue sich, dass der Apparat bald, gleich nach der offiziellen Beendigung der Spiele, entfernt werden würde. Gurgeh erhielt von Nicosar einen Blick, doch sonst sagte der Kaiser nichts. Die Antigrav-Sänfte stieg von selbst in die Höhe; die kaiserlichen Leibwächter bugsierten sie weiter an der Reihe wartender Menschen entlang.
    Nach dem Lunch kehrten die Leute zu ihren Sitzen zurück, und die Jagd ging weiter. Den ersten Teil des kurzen Nachmittags verbrachte man damit, auf andere Tiere zu schießen. Aber dann kamen wieder Troshae an die Reihe. Bisher hatten nur sieben der rund zweihundert Troshae, die man aus den Pferchen im Wald in den Engpass gejagt hatte, dessen hinteres Ende erreicht und die Flucht in den Wald geschafft. Auch sie waren angeschossen gewesen und würden sowieso in dem Großbrand umkommen.
    Die Erde in dem Engpass vor der Schießplattform war dunkel von rotbraunem Blut. Gurgeh schoss, wenn die Tiere über den aufgeweichten Weg rasten, zielte aber so, dass er sie knapp verfehlte. Er fand die ganze Jagd ziemlich scheußlich, konnte jedoch nicht leugnen, dass die Erregung der Azadier einige Wirkung auf ihn hatte. Yomonul amüsierte sich offensichtlich. Der Apex beugte sich vor, als ein großer weiblicher Troshae mit zwei Jungen aus dem Wald gelaufen kam.
    »Sie brauchen mehr Übung, Gurgeh«, meinte er. »Jagen Sie bei sich zu Hause überhaupt nicht?« Die Troshae-Mutter und ihre Jungen liefen auf den hölzernen Engpass zu.
    »Nicht viel«, gestand Gurgeh.
    Yomonul grunzte, zielte aus großer Entfernung und feuerte. Eins der Jungen fiel. Die Mutter rutschte, hielt an, kehrte zu ihm

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