Das Kultur-Spiel
Felder orangerot, der das Tablett auf den Tisch vor dem mit Sägemehl abgedeckten Feuer stellte. Yay prallte gegen ihn, warf ihm die Arme um den Hals, drückte ihn, lachte. Sie trat zurück.
»Gurgeh!«
»Yay, hallo!« Er zog sie an sich.
»Wie geht es dir?«, fragte sie. »Geht es dir auch gut? Wir sind der Nabe so lange auf die Nerven gegangen, bis sie uns verriet, dass du tatsächlich kommst, aber du hast die ganze Zeit geschlafen, nicht wahr? Du hast nicht einmal meine Briefe gelesen.«
Gurgeh blickte zur Seite. »Nein. Ich habe sie erhalten, aber ich war nicht…« Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid.«
»Lass nur.« Yay klopfte ihm auf die Schulter. Einen Arm um ihn gelegt, zog sie ihn zur Couch. Er setzte sich, sah sie beide an. Chamlis lockerte die feuchte Sägemehldecke über dem Feuer und ließ die Flammen darunter frei. Yay breitete die Arme aus, zeigte ihren kurzen Rock und ihre Weste.
»Ich habe mich verändert, was?«
Gurgeh nickte. Yay sah so gesund und so hübsch wie eh und je aus, und androgyn.
»Ich bin gerade dabei, mich zurückzuverwandeln«, erzählte sie. »Noch ein paar Monate, und ich bin wieder da, wo ich angefangen habe. Ah, Gurgeh, du hättest mich als Mann sehen sollen. Ich war einfach hinreißend!«
»Er war unerträglich.« Chamlis goss Glühwein aus einem bauchigen Krug ein. Yay warf sich neben Gurgeh auf die Couch, umarmte ihn von neuem und erzeugte in ihrer Kehle ein knurrendes Geräusch. Chamlis reichte jedem von ihnen ein dampfendes Weinglas.
Gurgeh trank dankbar. »Ich hatte nicht erwartet, dich zu sehen«, sagte er zu Yay. »Ich dachte, du seist weggegangen.«
»Ich war auch weg«, erwiderte Yay und nahm einen Schluck Wein. »Jetzt bin ich wieder da. Seit letztem Sommer. Chiark bekommt ein weiteres Platten-Paar, ich habe Pläne dafür eingereicht… und jetzt bin ich Team-Koordinator für ihre Gestaltung.«
»Ich gratuliere. Schwebende Inseln?«
Yay sah ihn eine Sekunde lang verständnislos an, dann lachte sie in ihr Glas. »Keine schwebenden Inseln, Gurgeh.«
»Aber jede Menge Vulkane«, warf Chamlis spöttisch ein und saugte eine Spur Wein aus einem Behälter von der Größe eines Fingerhuts.
»Vielleicht ein einziger ganz kleiner«, gestand Yay. Ihr Haar war länger, als Gurgeh es in Erinnerung hatte, und blauschwarz. Immer noch so lockig. Sie knuffte zärtlich seine Schulter. »Wie schön, dich wiederzusehen, Gurgeh.«
Er drückte ihre Hand, sah zu Chamlis hinüber. »Es ist schön, wieder daheim zu sein.« Dann verstummte er, starrte auf die brennenden Scheite im Kamin.
»Wir sind alle froh, dass du wieder da bist, Gurgeh«, meinte Chamlis nach einer Weile. »Aber nimm’s mir nicht übel, besonders gut siehst du nicht aus. Wir hörten, dass du dich für die letzten beiden Jahre hast einlagern lassen. Da ist jedoch noch etwas anderes… Was ist da draußen passiert? Wir haben hier alle möglichen Berichte erhalten. Möchtest du darüber sprechen?«
Gurgeh zögerte, sah zu, wie die tanzenden Flammen die durcheinander geworfenen Scheite verzehrten.
Er stellte sein Glas hin und fing an zu berichten.
Er erzählte ihnen alles, was geschehen war, von den ersten paar Tagen an Bord der Begrenzungsfaktor bis zu den letzten paar Tagen, wieder auf dem Schiff, als es das sich auflösende Imperium von Azad verließ.
Chamlis verhielt sich still, und seine Felder veränderten sich langsam, durchliefen viele Farben. Yay wirkte immer beunruhigter. Sie schüttelte häufig den Kopf, keuchte mehrere Male und sah zweimal aus, als würde ihr übel. Zwischendurch legte sie neues Holz aufs Feuer.
Gurgeh nahm einen Schluck von seinem lauwarmen Wein. »So schlief ich auf dem ganzen Rückweg, bis vor zwei Tagen. Und jetzt kommt mir alles so… ich weiß nicht… so tiefgefroren vor. Nicht frisch, aber… auch noch nicht verwest. Nicht fort.« Er ließ den Wein im Glas kreisen. Seine Schultern bebten unter einem halbherzigen Lachen. »Na ja.« Er leerte sein Glas.
Chamlis hob den Krug aus der Asche vorn im Kamin und füllte Gurgehs Glas wieder mit Glühwein. »Jernau, ich kann dir gar nicht sagen, wie Leid es mir tut. Das ist alles meine Schuld. Wenn ich nicht…«
»Nein«, unterbrach Gurgeh ihn. »Es ist nicht deine Schuld. Ich habe mich selbst in diese Situation gebracht. Du hattest mich gewarnt. Sag das nie wieder. Denke nicht einmal, es könne irgendein anderer als ich die Verantwortung dafür tragen.« Plötzlich stand er auf und trat an das Fenster, das auf
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