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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schnarchte einmal, dann atmete sie ruhig weiter.
    Er ging durch die Fenstertüren nach draußen und schloss sie lautlos hinter sich.
    Dann stand er auf dem schneebedeckten Balkon. Die dunklen Bäume stiegen in ungleichmäßigen Reihen zu dem glitzernden schwarzen Fjord hinunter. Die Berge auf der anderen Seite leuchteten schwach, und über ihnen bewegten sich in der Nacht undeutliche Lichtfelder, die die Sterne und die Platten der anderen Seite verdeckten. Die Wolken trieben langsam vorüber, und unten auf Ikroh wehte kein Wind.
    Gurgeh blickte nach oben und sah zwischen den Wolken die Große und die Kleine Wolke, deren altes Licht in der kalten, ruhigen Luft kaum schwankte. Er sah seinen Atem wie feuchten Rauch zwischen sich und jenen fernen Sternen und steckte seine kalt gewordenen Hände in die Jackentaschen, um sie zu wärmen. Eine berührte etwas, das weicher war als der Schnee, und er holte es heraus. Es war ein bisschen Staub.
    Er sah von dem Staub wieder zu den Sternen empor, und der Blick wurde verzerrt von etwas in seinen Augen, das er zuerst für Regen hielt.

… Nein, das ist noch nicht das Ende.
    Ich bin immer noch da. Ich weiß, es war ungezogen von mir, dass ich meine Identität nicht enthüllt habe. Aber andererseits habt ihr sie vielleicht erraten, und wer bin ich, dass ich euch die Befriedigung nehmen soll, es selbst herausgefunden zu haben? Wer bin ich nun wirklich?
    Ja, ich war dabei, die ganze Zeit. Nun, mehr oder weniger die ganze Zeit. Ich habe gesehen, ich habe gehört, ich habe gedacht und gespürt und gewartet und getan, was mir befohlen worden war – oder, um den Erfordernissen der guten Sitten Rechnung zu tragen, worum ich gebeten worden war. Jedenfalls war ich dabei, in eigener Person oder in der Gestalt eines meiner Vertreter, meiner kleinen Spione.
    Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, ob es mir recht gewesen wäre, wenn der gute alte Gurgeh die Wahrheit über mich herausgefunden hätte, und ich muss gestehen, dass ich mir bis heute nicht darüber klar geworden bin. Am Ende habe ich – haben wir – es dem Zufall überlassen.
    Zum Beispiel einmal angenommen, die Chiark-Nabe hätte unserem Helden die genaue Form der Höhle in dem Gehäuse, das einmal Mawhrin-Skel gewesen war, mitgeteilt oder Gurgeh hätte das leblose Gehäuse geöffnet und es selbst gesehen… Hätte er das kleine, diskusförmige Loch für reinen Zufall gehalten?
    Oder hätte sich bei ihm ein Verdacht geregt?
    Wir werden es nie wissen. Wenn ihr dies lest, ist er lange tot, hatte sein Rendezvous mit dem Bestattungsroboter und wurde in das Herz des Systems geschossen, wo sein Leichnam in dem großen, eruptierenden Kern von Chiarks Sonne zu Plasma zerstäubte. Seine voneinander getrennten Atome steigen und fallen in den tobenden flüssigen Aufwinden des mächtigen Sterns, jedes pulverisierte Partikel wandert über die Jahrtausende zu dieser planetenverschluckenden Oberfläche gleißenden, sturmgefegten Feuers, um dort zu verkochen und ihren eigenen kleinen Anteil zu der kurzen, bedeutungslosen Erhellung der allumfassenden Nacht zu liefern…
    Na ja, da bin ich wohl ein bisschen blumig geworden.
    Trotzdem, einem alten Roboter muss man so etwas hin und wieder nachsehen, findet ihr nicht auch?
    Ich rekapituliere.
    Dies ist eine wahre Geschichte. Ich war dabei. Wenn ich nicht dabei war oder wenn ich nicht genau wusste, was vor sich ging – zum Beispiel in Gurgehs Kopf –, gestehe ich, dass ich nicht gezögert habe, etwas zu erfinden.
    Aber eine wahre Geschichte ist es trotzdem.
    Würde ich euch anlügen?
    Immer euer

    Sprant Flere-Imsaho Wu-Handrahen Xato Trabiti.
    (»Mawhrin-Skel«)

 
     
     
Einsatz der Waffen

 
›Geringfügige mechanische Zerstörung‹
     
     
Zakalwe in die Freiheit entlassen;
Diese trägen Rauchkringel über der Stadt,
Schwarze Wurmlöcher in der Luft der mittagshellen Ebene Null.
Hast du erfahren, was du erfahren wolltest?
Oder regenhäutig in einem sicheren Hort aus Beton,
Auf einer Festungsinsel in den Fluten;
Wandeltest du zwischen den zerschmetterten Maschinen,
Und suchtest mit nicht berauschten Augen
Die Maschinen eines anderen Krieges,
Und eine Abnutzung der Seele und des Geräts.
Mit Fahrzeugen und Flugmaschinen und Schiffen,
Mit Gewehren und Drohnen und Feldern spieltest du,
Und schriebst eine Allegorie über deine Wiederkehr
Mit anderer Menschen Tränen und Blut;
Die versuchsweise Dichtung deines Aufstiegs
Aus nichts als talmihafter Barmherzigkeit.
Und die, die dich fanden,
Nahmen dich

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