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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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den Fjord hinausging. Er sah über den nach unten abfallenden, schneebedeckten Rasen zu den Bäumen und dem schwarzen Wasser hin und weiter zu den Bergen und den vereinzelten Lichtern am gegenüberliegenden Ufer.
    »Wisst ihr«, sagte er, als spreche er zu seinem Spiegelbild auf der Fensterscheibe, »ich habe das Schiff gestern gefragt, was genau sie am Ende mit dem Imperium angestellt haben. Es sagte, die Mühe hätten sie sich gar nicht gemacht. Es sei von allein in Stücke gegangen.«
    Er dachte an Hamin und Monenine und Inclate und At-sen und Bermoiya und Za und Olos und Krowo und das Mädchen, dessen Namen er vergessen hatte…
    Er schüttelte vor seinem Spiegelbild im Glas den Kopf. »Jedenfalls ist es vorüber.« Er wandte sich wieder Yay und Chamlis und dem warmen Zimmer zu. »Was gibt es hier Neues?«
    Da erzählten sie ihm von Hafflis’ Zwillingen, die beide schon sprachen, und dass Boruelal abgereist sei, um ein paar Jahre auf einem Systemfahrzeug zu leben. Olz Hap – die Brecherin nicht weniger junger Herzen – habe man mit sanfter Gewalt dazu gebracht, Boruelals alten Posten zu übernehmen, und Yay habe vor einem Jahr ein Kind gezeugt – Gurgeh werde Mutter und Kind wahrscheinlich nächstes Jahr kennen lernen, wenn sie zu einem ausgedehnten Besuch kommen wollten. Einer von Shuros Busenfreunden sei vor zwei Jahren bei einem Kriegsspiel ums Leben gekommen, und Ren Myglan werde ein Mann, und Chamlis studiere immer noch eifrig die Quellen über seinen Lieblingsplaneten. Das Tronze-Festival habe im vorletzten Jahr mit einer Katastrophe und im Chaos geendet, weil Feuerwerkskörper im See explodierten und die Hälfte der Terrassen am Hang überschwemmt wurden. Es habe zwei Tote gegeben, dazu hunderte von Verletzten. Das Festival des letzten Jahres sei nicht halb so aufregend gewesen.
    Gurgeh hörte dem allen zu, wanderte im Zimmer herum, machte sich wieder mit ihm vertraut. Anscheinend hatte sich nicht viel verändert.
    »Was ich doch alles verpasst…«, begann er, da bemerkte er die kleine Holztafel an der Wand und den Gegenstand, der darauf montiert war. Er griff danach, nahm sie herunter.
    »Ah.« Chamlis gab ein Geräusch von sich, das beinahe ein Husten war. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen… Ich meine, ich hoffe, du hältst das nicht für zu… unehrerbietig oder für geschmacklos. Ich dachte nur…«
    Gurgeh lächelte traurig, berührte die leblosen Oberflächen des Körpers, der einmal Mawhrin-Skel gewesen war. Er ging zu dem alten Roboter hinüber. »Durchaus nicht, aber ich will es nicht haben. Hättest du es gern?«
    »Ja, bitte.«
    Gurgeh reichte Chamlis, der rot vor Freude wurde, die schwere kleine Trophäe. »Sie rachsüchtiges altes Ekel«, schnaubte Yay.
    »Das bedeutet mir sehr viel«, erklärte Chamlis affektiert und hielt die Platte dicht an seinem Gehäuse. Gurgeh stellte sein Glas auf das Tablett zurück.
    Ein Holzstück platzte im Feuer, Funken sprühten. Gurgeh hockte sich hin und stocherte in den noch übrigen Scheiten. Er gähnte.
    Yay und der Roboter wechselten einen Blick. Dann stieß Yay Gurgeh mit dem Fuß an. »Komm, Jernau, du bist müde. Chamlis muss nach Hause und nachsehen, ob seine neuen Fische sich nicht gegenseitig aufgefressen haben. Geht es in Ordnung, wenn ich hier bleibe?«
    Gurgeh sah überrascht in ihr lächelndes Gesicht und nickte.
     
    Als Chamlis fort war, legte Yay den Kopf an Gurgehs Schulter und sagte, er habe ihr sehr gefehlt, und fünf Jahre seien eine lange Zeit, und er sehe viel knuddeliger aus als früher und… falls er es wünsche… falls er nicht zu müde sei…
    Sie machte es mit dem Mund, und Gurgeh erforschte an ihrem sich neu bildenden Körper langsame Bewegungen, entdeckte Gefühle wieder, die er beinahe vergessen hatte, streichelte ihre gold-dunkle Haut, liebkoste die merkwürdigen, beinahe komischen Einbuchtungen ihrer Genitalien, brachte sie zum Lachen, lachte mit ihr, auch dann, als in dem langen Augenblick des Höhepunktes ihrer beider Tastsinneszellen im gleichen Rhythmus pulsierten, als stünden sie in Flammen. Trotzdem schlief er nicht, und in der Nacht erhob er sich aus dem zerwühlten Bett. Er öffnete die Fenster. Kalte Luft drang herein. Er erschauerte, zog Hose, Jacke und Schuhe an.
    Yay regte sich und seufzte leise. Er schloss die Fenster, kehrte zum Bett zurück und hockte sich in der Dunkelheit neben sie. Er zog ihr die Decke über Rücken und Schultern hoch und fuhr ihr mit der Hand ganz behutsam durch die Locken. Sie

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