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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Gehirnen, die solche wie Sie und mich als Figuren einsetzen, steigt immerzu. Das sind sehr kluge Maschinen.«
    »Sie wussten, dass ich siegen würde?«, fragte Gurgeh tieftraurig, das Kinn in die Hand gestützt.
    »So etwas kann man nicht wissen, Gurgeh. Aber sie müssen gedacht haben, Sie hätten eine gute Chance. Mir ist in meinen Instruktionen einiges davon erklärt worden… Sie dachten, Sie seien so ungefähr der beste Spieler in der Kultur, und wenn Ihr Interesse geweckt würde, werde kaum ein Azad-Spieler fähig sein, Sie aufzuhalten, ganz gleich, wie lange er das Spiel schon studierte. Sie haben Ihr ganzes Leben damit verbracht, Spiele zu lernen; es kann keine Regel, keinen Zug, kein Konzept und keine Idee beim Azad-Spiel geben, die Ihnen nicht schon zehnmal bei anderen Spielen begegnet ist. Azad hat sie nur alle zusammengebracht. Diese Leute hatten nie eine Chance. Sie dagegen brauchten nichts weiter als jemanden, der ein Auge auf Sie hielt und Ihnen zu gegebener Zeit einen Stoß in die richtige Richtung gab.« Der Roboter kippte kurz; eine kleine Verbeugung. »Das war meine Wenigkeit.«
    »Mein ganzes Leben«, sagte Gurgeh leise und sah an dem Roboter vorbei auf die trübe, tote Landschaft vor den hohen Fenstern hinaus. »Sechzig Jahre… und wie lange weiß die Kultur von dem Imperium?«
    »Etwa – ah! Sie glauben, wir hätten Sie irgendwie geformt. Das nicht. Wenn wir so etwas täten, würden wir keine Außenseiter als ›Söldner‹ brauchen, um die wirklich schmutzige Arbeit zu tun – wie Shohobohaum Za.«
    »Za?«, wiederholte Gurgeh.
    »Das ist nicht sein richtiger Name; er stammt überhaupt nicht aus der Kultur. Ja, er ist das, was man einen ›Söldner‹ nennt. Und es war gut, dass wir ihn hatten, sonst hätte die Geheimpolizei Sie vor diesem Zelt erschossen. Erinnern Sie sich, dass ich, der furchtsame kleine Flere-Imsaho, mich in Sicherheit brachte? Ich hatte gerade einen der Angreifer mit meiner Kohärenzstrahlwaffe erschossen, und zwar auf der Röntgenstrahlen-Frequenz, damit die Kameras es nicht registrierten. Za brach einem anderen den Hals; er hatte gehört, es könne Ärger geben. Ich könnte mir vorstellen, dass er in zwei Tagen eine Guerilla-Armee gegen Eä führen wird.«
    Der Roboter wackelte ein bisschen in der Luft. »Sehen wir mal… was könnte ich Ihnen sonst noch erzählen? Ach ja, die Begrenzungsfaktor ist auch nicht so unschuldig, wie sie aussieht. Während wir auf der Kleiner Schurke waren, haben wir die alten Effektoren ausgebaut, aber allein zu dem Zweck, neue zu installieren. Nur zwei, in zweien von den drei Blasen am Bug. Wir stellten die leere Blase auf transparent ein und zeigten Holos der leeren Blase in den anderen beiden.«
    »Aber ich bin in allen dreien gewesen!«, protestierte Gurgeh.
    »Nein, Sie waren dreimal in derselben. Das Schiff hat einfach die Lage der Gänge verändert, mit der Antischwerkraft herumgespielt und von ein paar Robotern Dinge umgruppieren lassen, während Sie von der einen Blase zur anderen gingen. Na ja, das war alles umsonst, aber wenn wir schwere Waffen gebraucht hätten, wären sie da gewesen. Die Vorausplanung gibt einem das Gefühl der Sicherheit, finden Sie nicht auch?«
    »O ja«, stimmte Gurgeh seufzend zu. Er stand auf und trat wieder auf den Balkon hinaus, wo der schwarze Rußschnee stetig und lautlos niederfiel.
    »Da wir gerade von der Begrenzungsfaktor sprechen«, fuhr Flere-Imsaho fröhlich fort, »der alte Taugenichts ist jetzt über uns. Das Modul ist unterwegs. In ein oder zwei Minuten werden wir Sie an Bord haben. Sie können sich hübsch waschen und diese dreckigen Kleider wechseln. Sind Sie zum Aufbruch bereit?«
    Gurgeh blickte auf seine Füße nieder, scharrte etwas Ruß und Asche über die Steinplatten. »Was gibt es zu packen?«
    »Nicht viel, wirklich. Ich hatte zu viel damit zu tun, Sie vor dem Gebratenwerden zu bewahren, als dass ich mich auf die Suche nach Ihren Siebensachen hätte machen können. Der einzige Gegenstand, an dem Ihr Herz hängt, ist ja sowieso diese lumpige alte Jacke. Haben Sie das Armband? Ich hatte es auf Ihrer Brust liegen lassen, als ich auf Erkundung ausging.«
    »Ja, danke.« Gurgeh sah über die trostlose schwarze Öde hin, die sich bis zum dunklen Horizont erstreckte. Er hob den Blick; das Modul brach durch die tief hängende braune Wolkendecke, Kondensstreifen hinter sich herziehend. »Danke«, wiederholte Gurgeh. Das Modul stürzte beinahe bis zum Boden nieder, raste dann über die

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