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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Wolke hatte das Systemfahrzeug der Bergketten-Klasse So viel für Subtilität, das auf dem Rückweg in die Hauptgalaxis war, sie aufgenommen. Die Reise nach innen hatte länger gedauert als die nach außen, aber es gab keinen Grund zur Eile. Das Schiff verließ das Systemfahrzeug nahe den höheren Bereichen eines galaktischen Spiralarms und schlug eine Abkürzung ein, vorbei an Sternen, Staubfeldern und Nebeln, wo der Wasserstoff wanderte und Sonnen sich bildeten und die Löcher in dem nicht realen Raum Pfeiler aus Energie waren.
    Zwei Tage, bevor sie seine Heimat erreichten, hatte das Schiff den Menschen langsam aufgeweckt.
    Er saß immer noch da und starrte die Wände an, er befasste sich mit keinem Spiel, er interessierte sich nicht für irgendwelche Neuigkeiten und beachtete nicht einmal seine Post. Auf seine Bitte hin war seine bevorstehende Ankunft keinem seiner Freunde gemeldet worden. Nur die Chiark-Nabe hatte eine Anfrage erhalten, in der um Erlaubnis zur Annäherung gebeten wurde.
    Das Schiff fiel ein paar hundert Meter und folgte der Linie des Fjords, schlüpfte lautlos zwischen die schneebedeckten Berge. Über dem dunklen, stillen Wasser dahinschwebend, reflektierte seine glatte Hülle ein wenig blaugraues Licht. Ein paar Leute auf Yachten oder in nahe gelegenen Häusern sahen das große Fahrzeug und beobachteten, wie es seinen umfangreichen Leib behutsam zwischen den Ufern, zwischen Wasser und Wolkenfetzen hindurchmanövrierte.
     
    Ikroh lag dunkel da, kein Licht brannte. Das Schiff verdunkelte mit seinen dreihundertfünfzig Metern Länge die Sterne.
    Zum letzten Mal sah sich Gurgeh in der Kabine um, in der er in den letzten beiden Schiffsnächten, wenn auch unruhig, geschlafen hatte. Dann ging er langsam den Gang zur Modul-Blase hinunter. Flere-Imsaho folgte ihm mit einem einzigen Koffer und wünschte, der Mann würde diese scheußliche Jacke wechseln.
    Der Roboter begleitete ihn in das Modul und flog mit ihm hinunter. Der Rasen vor dem dunklen Haus war rein weiß und unberührt. Das Modul hielt einen Zentimeter darüber an und öffnete seine Hecktür.
    Gurgeh stieg aus. Die Luft war duftend und scharf und von einer greifbaren Klarheit. Seine Füße machten knirschende, quietschende Geräusche im Schnee. Er drehte sich zu dem beleuchteten Inneren des Moduls um. Flere-Imsaho gab ihm seinen Koffer. Er sah die kleine Maschine an.
    »Leben Sie wohl«, sagte er.
    »Leben Sie wohl, Jernau Gurgeh. Wir werden uns wohl nicht wieder sehen.«
    »Das glaube ich auch nicht.«
    Er trat zurück, denn die Tür begann sich zu schließen. Das Modul erhob sich sehr langsam in die Luft. Gurgeh machte zwei schnelle Schritte, bis er den Roboter über dem hochsteigenden Rand der Tür gerade noch sehen konnte, und rief: »Noch eins: Als Nicosar die Pistole abfeuerte und der Strahl von dem Spiegelfeld abprallte und ihn traf, war das Zufall oder Ihr Werk?«
    Er glaubte, die Maschine werde ihm nicht antworten, aber kurz bevor die Tür sich schloss und der über ihr sichtbare Lichtstreifen mit dem hochsteigenden Modul verschwand, hörte er sie sagen:
    »Das werde ich Ihnen nicht verraten.«
    Gurgeh stand da und sah das Modul zu dem wartenden Schiff zurückfliegen. Es wurde aufgenommen, die Blase schloss sich, und die Begrenzungsfaktor wurde schwarz, ihre Hülle zu einem perfekten Schatten, dunkler als die Nacht. Lichter bildeten ein Muster entlang ihrem Rumpf, Buchstaben, die ›Lebe wohl‹ auf Marain sagten. Dann setzte sie sich in Bewegung, stieg geräuschlos nach oben.
    Gurgeh blieb stehen, bis die immer noch brennenden Lichter nichts mehr als eine Reihe sich bewegender Sterne waren und schnell in einen Himmel geisterhafter Wolken zurückwichen. Dann sah er auf den schwach blaugrauen Schnee nieder. Als er den Blick wieder hob, war das Schiff fort.
    Er stand noch eine Weile länger da, als warte er auf etwas. Schließlich drehte er sich um und stapfte über den weißen Rasen zum Haus.
    Er betrat es durch die Fenstertüren. Das Haus war warm, und er erschauerte für eine Sekunde in seinen kühlen Kleidern. Plötzlich gingen die Lichter an.
    »Buh!« Yay Meristinoux sprang hinter einer Couch am Feuer hervor.
    Chamlis Amalk-ney erschien mit einem Tablett aus der Küche. »Hallo, Jernau. Ich hoffe, du hast nichts dagegen…«
    Gurgehs blasses, verkniffenes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Er stellte seinen Koffer hin und sah sie beide an: Yay, ein Grinsen auf dem frischen Gesicht, die über die Couch sprang, und Chamlis, die

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