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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Lampenmast gelehnt, die Arme verschränkt, ein kleines Lächeln um die Lippen und in den Augen. Ihr Haar war blauschwarz, wie ihre Augen; ihre Haut war hellbraun, und sie sah schlanker aus als in den Fernsehübertragungen, wo sie manchmal trotz ihrer Größe etwas gedrungen wirkte. Er war groß und sehr schlank und unmodisch blass, und die meisten Menschen hätten bestimmt gefunden, dass seine Augen zu dicht beieinander standen.
    Er betrachtete das fein gemusterte Blatt, das er immer noch in einer zerbrechlich aussehenden Hand hielt, und mit einem unsicheren Lächeln trat er aus dem Busch mit den außergewöhnlichen Blüten, den er genauer untersucht hatte. Er rieb sich die Hände, sah peinlich berührt aus. »Es tut mir Leid. Ich…« Er machte eine nervöse Handbewegung.
    »Schon gut«, sagte sie und streckte den Arm aus. Sie gaben sich die Hände. »Sie sind Relstoch Sussepin, nicht wahr?«
    »Ähm… ja«, antwortete er, offensichtlich überrascht. Er hielt immer noch ihre Hand fest. Als er sich dessen bewusst wurde, drückte sein Gesicht noch mehr Unbehagen aus, und er ließ sie schnell los.
    »Diziet Sma.« Sie neigte den Kopf ein wenig, sehr langsam, wodurch sie ihr schulterlanges Haar in Bewegung versetzte, und wandte die Augen nicht von ihm ab.
    »Ja, das weiß ich natürlich. Ähm… Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
    »Gut.« Sie nickte. »Und ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Ich habe Ihr Werk gehört.«
    »Oh!« Er sah auf jungenhafte Weise zufrieden aus und klatschte in die Hände, eine Geste, die er selbst nicht zu bemerken schien. »Oh, das ist sehr…«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es mir gefallen hat«, unterbrach sie ihn, und das Lächeln umspielte jetzt nur noch die eine Seite ihres Mundes.
    »Ach.« Niedergeschlagenheit.
    So grausam. »Aber es hat mir sehr gut gefallen«, sagte sie, und plötzlich war sie auf mitteilsame – fast sogar verschwörerische – Weise erheitert, und ihre Miene drückte Reue aus.
    Er lachte, und sie spürte, wie sie sich innerlich entspannte. Das hier würde gut laufen.
    »Ich habe mich gefragt, warum ich eingeladen worden bin«, gestand er, und die tief liegenden Augen strahlten plötzlich auf. »Alle hier machen einen so« – er zuckte die Achseln – »wichtigen Eindruck. Deshalb habe ich…« Er deutete linkisch hinter sich auf die Pflanze, die er untersucht hatte.
    »Und Sie sind nicht der Ansicht, dass Komponisten als wichtig gelten sollten?«, fragte sie mit einem sanften Tadel in der Stimme.
    »Na ja… Verglichen mit all diesen Politikern und Admiralen und Geschäftsleuten… Was die Macht betrifft, meine ich… Und ich bin nicht einmal ein sehr bekannter Musiker. Ich hätte gedacht, dass Savntreig oder Khu oder…«
    »Die haben ihre Karriere jeweils sehr gekonnt komponiert, das steht jedenfalls fest«, stimmte sie ihm zu.
    Er schwieg einen Moment lang, dann stieß er ein kleines Lachen aus und senkte den Blick. Seine Haare waren sehr fein und schimmerten im Licht der hohen Lampe. Jetzt war sie an der Reihe, in sein Lachen einzustimmen. Vielleicht sollte sie jetzt die Aufgabe zur Sprache bringen und das Thema nicht bis zu ihrer nächsten Begegnung aufzusparen, wenn sie die Zahlen – selbst wenn es in diesem Moment auch noch weit entfernte Zahlen waren – auf ein etwas freundlicheres Niveau reduzieren würde… oder es gar bis zu einem privaten Rendezvous hinauszögern, zu einem noch viel späteren Zeitpunkt, wenn sie erst einmal sicher sein konnte, dass er ihrem Zauber erlegen war.
    Wie lange sollte sie um den heißen Brei herumreden? Er war das, was sie wollte, aber nach einer belasteten Freundschaft würde das viel mehr bedeuten; dieser lange, zarte Austausch von immer vertraulicher werdenden Intimitäten, das langsame Anhäufen von gemeinsamen Erfahrungen, der träge Spiraltanz der gegenseitigen Anziehung, das Kommen und Gehen und Kommen und Gehen, sich immer näher an den anderen heranwindend, bis diese Trägheit in der überwältigenden Hitze der Vergeltungssucht entflammte.
    Er blickte ihr in die Augen und sagte: »Sie schmeicheln mir, Miss Sma.«
    Sie erwiderte seinen Blick und hob das Kinn ein wenig; an, sich jeder Ausdrucksnuance ihrer umsichtig eingesetzten Körpersprache bewusst. Jetzt war ein Ausdruck in seinem Gesicht, der ihr gar nicht mehr so kindlich vorkam. Seine Augen erinnerten sie an den Stein an ihrem Halsband. Sie war etwas aus der Fassung gebracht und holte tief Luft.
    »Hm.«
    Sie erstarrte.
    Der Laut war irgendwo seitlich

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