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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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hatte, aufzuheben, und warf sie sich über die Schulter.
    Er hatte Cullis halbwegs bis zur Tür geschleift, als der Alte aufwachte und ihn mit einem verdrehten, ganz verschwommenen Blick aus seinem echten Auge anstarrte.
    »He!«
    »Was ist, Cullis?«, murrte er und zerrte ihn ein paar Meter weiter.
    Cullis sah sich in dem stillen weißen Saal um, der an ihm vorbeistrich. »Glaubst du immer noch, sie werden diesen Ort bombardieren?«
    »Mm-hmm.«
    Der grauhaarige Mann schüttelte den Kopf. »Nee«, sagte er. Er holte tief Luft. »Nee«, wiederholte er und schüttelte den Kopf. »Nie!«
    »Das Stichwort wird fallen«, murmelte der junge Mann und blickte sich um.
    Nichtsdestoweniger hielt die Stille an, als sie die Tür erreichten und er die Flügel mit einem Fußtritt aufstieß. Die Treppe, die in die hintere Eingangshalle und weiter in den Innenhof hinunterführte, bestand aus glänzendem grünem Marmor, eingefasst mit Achat. Er arbeitete sich hinunter, mit klirrenden Waffen und Flaschen und rumpelndem Gewehr, wobei er Cullis Stufe um Stufe hinter sich herzerrte und die Absätze des großen Mannes polternd und scharrend über den Boden rutschten.
    Der Alte murrte bei jeder Stufe, und einmal murmelte er: »Nicht so verdammt heftig, Frau.« Bei diesen Worten blieb der junge Mann stehen und sah den Alten an, der schnarchte und aus dessen Mundwinkel Speichel tröpfelte. Der junge Mann schüttelte den Kopf und setzte seinen Weg fort.
    Auf dem dritten Absatz legte er eine Pause ein, um einen Schluck zu nehmen, während er Cullis gestattete weiterzuschnarchen; danach fühlte er sich ausreichend gestärkt, um den Abstieg fortzusetzen. Er leckte sich noch die Lippen und hatte soeben Cullis’ Kragen gepackt, als ein anschwellendes, sich vertiefendes Pfeifen ertönte. Er ließ sich zu Boden fallen und zog Cullis halb über sich.
    Die Explosion war so nah, dass die hohen Fensterscheiben zersprangen und sich einige Gipsbrocken lösten, die anmutig durch die dreieckigen Keile des Sonnenlichts fielen und sanft auf die Treppe rieselten.
    »Cullis!« Er packte erneut den Kragen des anderen Mannes und hüpfte rückwärts die Treppe hinunter. »Cullis!«, schrie er, während er auf einem Treppenabsatz ausrutschte und fast gefallen wäre. »Cullis! Du verpennter alter Schlappschwanz! Wach auf!«
    Ein weiteres an- und abschwellendes Heulen schnitt durch die Luft; der ganze Palast bebte bei der Detonation, und oben wurde eine Fensterscheibe hereingeschleudert; Gips und Glas regneten auf die Treppe herab. Halb geduckt und immer noch Cullis hinter sich herzerrend, stolperte er fluchend einen weiteren Treppenabschnitt hinunter. »CULLIS!«, brüllte er, während er sich an leeren Nischen und kunstvoll ausgeführten Wandgemälden im idyllisch-ländlichen Stil vorbeischleppte. »Du vergreistes Arschloch, Cullis; WACH AUF!«
    Er rutschte um einen zweiten Absatz herum, wobei die übrig gebliebenen Flaschen wütend klirrten und das große Gewehr Stücke aus der Holztäfelung herausbrach. Das sirenenartige Pfeifen ertönte wieder; er warf sich flach zu Boden, während die Stufen zu ihm hochsprangen und über ihm Glas zerbarst; alles war weiß von aufwirbelndem Staub. Er stand taumelnd auf und sah Cullis, der aufrecht dasaß, sich Gipsbrocken von der Brust wischte und das echte Auge rieb. Es folgte noch eine Explosion, die etwas weiter entfernt dröhnte.
    Cullis machte ein trauriges Gesicht. Er schwenkte eine Hand durch den Staub. »Das ist kein Nebel, und das war auch kein Donner, stimmt’s?«
    »Stimmt!«, schrie er und strebte eilends weiter nach unten.
    Cullis hustete und stolperte hinter ihm her.
    Weitere Geschosse schlugen ein, als sie den Innenhof erreichten. Eins explodierte links neben ihm, als er aus dem Palast trat; er sprang in den Schützenpanzerwagen und versuchte, ihn zu starten. Ein Geschoss zerschmetterte das Dach der königlichen Gemächer. Ein Regen aus Schieferplatten und Ziegelsteinen prasselte in den Innenhof, und in einzelnen kleinen Nebenexplosionen zerstoben sie zu Staubwolken. Er hielt sich eine Hand über den Kopf und wühlte mit der anderen im Beifahrerfußraum nach einem Helm. Ein gewaltiges Stück Mauerwerk prallte an der Motorhaube des offenen Fahrzeugs ab und hinterließ eine Delle von beträchtlicher Größe und eine Staubwolke. »Oh… Scheeeeiiiiße!«, sagte er, als er endlich einen Helm gefunden hatte und sich diesen zornig auf den Kopf knallte.
    »Dreckige Schw…!«, schrie Cullis, der stolperte, kurz bevor

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