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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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er den Panzerwagen erreichte, und in den Dreck fiel. Er fluchte, dann hievte er sich in den Wagen. Ein weiteres Geschoss und noch eins durchpflügten die Gemächer zu ihrer Linken.
    Die Staubwolken, die durch das Bombardement aufgewirbelt worden waren, zogen vor den Gebäudefronten vorbei; die Sonnenstrahlen schnitten einen gewaltigen Keil in das Chaos im Innenhof und fassten den Schatten mit Licht ein.
    »Ich habe ehrlich gedacht, sie hätten es auf die Parlamentsgebäude abgesehen«, sagte Cullis kleinlaut, während er das brennende Wrack eines Lastwagens auf der anderen Seite des Innenhofs betrachtete.
    »Nun, so war es nicht!« Er betätigte erneut den Anlasser und ließ ein paar Schimpfworte vom Stapel.
    »Du hattest Recht«, seufzte Cullis und machte ein zerknirschtes Gesicht. »Um was haben wir noch mal gewettet?«
    »Wen interessiert das jetzt noch?«, fauchte er und trat mit dem Fuß irgendwo unter das Armaturenbrett. Der Motor des Panzerwagens erwachte rumpelnd zum Leben.
    Cullis schüttelte sich kleine Flocken von Ziegelstein aus dem Haar, während sein Kamerad den Riemen seines Helms schloss und ihm ebenfalls einen Helm reichte. Cullis nahm ihn mit Erleichterung entgegen und begann, sich damit das Gesicht zu fächeln, wobei er sich über dem Herzen auf die Brust klopfte, als wollte er sich ermutigen.
    Dann zog er die Hand zurück und starrte ungläubig die warme rote Flüssigkeit darauf an.
    Der Motor erstarb. Cullis hörte, wie der andere Mann Verwünschungen ausstieß und den Anlasser aufs Neue betätigte; der Motor stotterte und spuckte, begleitet vom Pfeifen der Geschosse.
    Cullis blickte auf den Sitz unter ihm, während weitere Explosionen dröhnten, weit weg im Staub. Der Panzerwagen bebte.
    Der Sitz unter Cullis war rot getränkt.
    »Einen Arzt!«, brüllte er.
    »Was?«
    »Einen Arzt!«, überschrie Cullis eine weitere Explosion und streckte die rot verschmierte Hand aus. »Zakalwe! Mich hat’s erwischt!« Sein echtes Auge war vor Entsetzen weit aufgerissen. Seine Hand zitterte.
    Das Gesicht des jungen Mannes war wutverzerrt, und er schlug Cullis’ Hand beiseite. »Das ist Wein, du Arsch!« Er beugte sich vor, holte eine Flasche aus dem Uniformrock des Alten und ließ sie in seinen Schoß fallen.
    Cullis betrachtete sie überrascht. »Oh!«, sagte er. »Gut.« Er spähte unter die Jacke und zog vorsichtig einige Glassplitter heraus. »Hab’ mich schon gewundert, dass sie so gut passt«, murmelte er.
    Plötzlich kam der Motor in Gang und heulte wild auf, als hätten ihn der bebende Boden und der wirbelnde Staub zornig gemacht. Explosionen in den Gartenanlagen schleuderten einen braunen Hagel aus Erde und Stücken von zerschmetterten Skulpturen über die Mauer des Innenhofes, wo sie prasselnd und platschend rings um sie herum niedergingen.
    Er rang mit dem Schalthebel, bis der Antrieb griff und ihn und Cullis beinah aus dem Panzerwagen geworfen hätte, als das Fahrzeug einen Satz nach vorn machte und aus dem Innenhof hinaus auf die staubige Straße preschte. Sekunden später brach der größte Teil des ausgedehnten Saales unter den Dutzend oder mehr Artillerie-Einschlägen zusammen und krachte in den Hof hinunter, wobei er ihn und die Gegend ringsum mit Holzsplittern und Mauerwerk und immer noch mehr wirbelndem Staub bedeckte.
    Cullis kratzte sich am Kopf und murmelte etwas in den Helm, in den er sich soeben übergeben hatte.
    »Diese Schweine!«, sagte er.
    »Stimmt, Cullis.«
    »Diese dreckigen Schweine.«
    »Jawohl, Cullis.«
    Der Panzerwagen bog um eine Ecke und heulte davon, in Richtung Wüste.

 
ERSTER TEIL
DER GUTE SOLDAT

 
Eins
     
     
    Sie ging durch die Turbinenhalle, umgeben von einem ständig wechselnden Kreis von Freunden, Bewunderern und Tieren – ein trüber Nebel um den reizvollen Brennpunkt, den sie bildete –, und sprach mit ihren Gästen, gab ihren Bediensteten Anweisungen, machte Vorschläge und bedachte die vielen unterschiedlichen Unterhalter mit Freundlichkeiten. Musik erfüllte den widerhallenden Raum über den glänzenden antiken Maschinen, die still zwischen dem plappernden Schwarm von grell gekleideten Partygängern ruhten. Sie verneigte sich anmutig und lächelte einem vorbeikommenden Admiral zu, wobei sie eine zarte schwarze Blume in der Hand drehte und sie an die Nase hob, um den berauschenden Duft einzuatmen.
    Zwei der Hralze zu ihren Füßen sprangen auf, winselten, versuchten, mit den Vorderpfoten Halt am glatten Schoß ihres offiziellen Staatsgewandes zu

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