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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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finden, die schimmernden Schnauzen zu der Blume emporgereckt. Sie beugte sich vor, tätschelte beiden Tieren sanft mit der Blüte die Schnauze, worauf sie sich wieder zu Boden fallen ließen, niesend und den Kopf schüttelnd. Die Leute um sie herum lachten. Sie bückte sich, wobei sich ihr Gewand bauschte, fuhr mit den Händen durch das Fell eines der Tiere und kraulte ihm die Ohren, dann hob sie den Kopf zum Majordomus, der sich ihr soeben näherte, indem er sich respektvoll einen Weg durch die Menge um sie herum bahnte.
    »Ja, Maikril?«, sagte sie.
    »Der Fotograf von System Times«, verkündete der Majordomus leise. Er straffte sich, als sie sich erhob, bis er zu ihr hinaufblickte und sein Kinn auf einer Höhe mit ihren nackten Schultern war.
    »Um die Niederlage einzugestehen?« Sie grinste.
    »Das möchte ich annehmen, Ma’am. Er bittet um eine Audienz.«
    Sie lachte. »Schön gesagt. Wie viele haben wir diesmal erwischt?«
    Der Majordomus rückte ein wenig näher heran und warf einem der Hralze einen nervösen Blick zu, als der ihn anknurrte. »Zweiunddreißig Kameras für bewegte Bilder, Ma’am; und über hundert für Standfotos.«
    Sie brachte ihren Mund verschwörerisch dicht ans Ohr des Majordomus und flüsterte: »Nicht mitgezählt die, die wir bei unseren Gästen gefunden haben.«
    »Genau, Ma’am.«
    »Ich werde ihn empfangen – oder sie?«
    »Ihn, Ma’am.«
    »Also, ich werde ihn empfangen, allerdings später. Sagen Sie ihm, in zehn Minuten; erinnern Sie mich in zwanzig daran. Im westlichen Atrium.« Sie senkte den Blick auf das Platinarmband an ihrem Handgelenk. Der Projektor, der als Smaragd getarnt war, zeigte kurz den holografischen Plan des alten Kraftwerks in einem Zwillingslichtkegel, der direkt auf ihre Augen gerichtet war.
    »Sehr wohl, Ma’am«, sagte Maikril.
    Sie berührte ihn am Arm und raunte ihm zu: »Wir gehen hinüber ins Arboretum, in Ordnung?«
    Der Kopf des Majordomus bewegte sich kaum merklich, um anzudeuten, dass er verstanden hatte. Sie wandte sich bedauernd an die Leute um sie herum und schlug die Hände zusammen, als ob sie sie um Vergebung anflehen wollte. »Es tut mir außerordentlich Leid. Würden Sie alle mich wohl entschuldigen, nur für einen kurzen Augenblick?« Sie neigte den Kopf zur Seite und lächelte.
     
    »Hallo! Guten Tag! Schön, Sie zu sehen. Wie geht es?« Sie schritten schnell durch die Menge der Partygäste, vorbei an den grauen Regenbogen von Drogenflüssen und den schwappenden Becken von Weinbrunnen. Sie ging voraus, mit raschelnden Röcken, während der Majordomus alle Mühe hatte, mit ihrem langbeinigen Gang Schritt zu halten. Sie winkte denen zu, die sie grüßten; Regierungsminister und ihre Schatten, ausländische Würdenträger und Attachés, Medienstars aller Kategorien, Revolutionäre und messinggeschmückte Marinegrößen, Kapitäne aus Industrie und Handel sowie deren auf noch extravagantere Art wohlhabende Anteilseigner. Die Hralze schnappten flüchtig nach den Absätzen des Majordomus; ihre Krallen rutschten auf dem polierten Goldglimmerboden aus, und sie tapsten ungeschickt daher; dann wieder jagten sie ein Stück weiter, wenn sie auf einen der vielen unbezahlbaren Teppiche kamen, die in der Turbinenhalle überall herumlagen.
    An der Treppe zum Arboretum, von der Haupthalle aus verborgen durch das östlichste Dynamogehäuse, blieb sie stehen, dankte dem Majordomus, scheuchte die Hralze davon, strich über ihre perfekte Frisur, glättete ihr bereits makellos glattes Gewand und überprüfte, ob der einzige weiße Stein auf dem schwarzen Halsband in der Mitte saß, was der Fall war. Sie begab sich die Stufen hinunter zu dem großen Tor, das in das Arboretum führte.
    Einer der Hralze winselte oben an der Treppe, hüpfte auf den Vorderbeinen auf und ab, und seine Augen trieften.
    Sie sah sich wütend um. »Ruhe, Hopser! Verschwinde!«
    Das Tier senkte den Kopf und trottete davon.
    Sie machte das Doppeltor leise hinter sich zu und schloss die stille Fläche üppiger Laubgewächse ein, die das Arboretum darstellte.
    Außerhalb der hohen Kristallwölbung der Nebenkuppel war die Nacht schwarz. Im Innern des Arboretums brannten kleine grelle Lampen an hohen Masten und warfen tiefe gezackte Schatten zwischen die Pflanzen. Die Luft war warm und roch nach Erde und Lebenssaft. Sie atmete tief durch und ging zur anderen Seite der umschlossenen Fläche.
     
    »Guten Tag.«
    Der Mann drehte sich schnell um und sah sie hinter sich stehen, gegen einen

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