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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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den Sternen empor. Der geisterhafte Kondensstreifen des kleinen Roboters war beinahe verschwunden. »Geben Sie mir bitte Chamlis Amalk-ney.«
    »Sofort… Jernau?«
    »Was ist, Nabe?«
    »Seien Sie vorsichtig.«
    »Oh. Danke. Vielen Dank.«
     
    »Du musst ihn verärgert haben«, sagte Chamlis durch das Terminal.
    »Sehr wahrscheinlich«, stimmte Gurgeh ihm zu. »Aber was denkst du?«
    »Sie haben dich aus irgendeinem Grund unter die Lupe genommen.«
    »Das ist deine Meinung?«
    »Ja. Aber du hast dich rundweg geweigert, mit ihnen ins Geschäft zu kommen.«
    »Habe ich das?«
    »Ja. Und preise dich glücklich, dass du es getan hast.«
    »Wie bitte? Es war doch deine Idee!«
    »Hör zu! Du bist aus der Sache heraus. Es ist vorbei. Aber offensichtlich ist meine Anfrage weiter und schneller vorgedrungen, als ich es für möglich gehalten hätte. Wir haben irgendetwas ausgelöst. Du allerdings hast die Leute abgewiesen. Sie sind nicht länger interessiert.«
    »Hmm. Da hast du wohl Recht.«
    »Gurgeh, es tut mir Leid.«
    »Lass nur«, beruhigte Gurgeh die alte Maschine. Er sah zu den Sternen hoch. »Nabe?«
    »He, das interessiert uns. Wenn es rein privat gewesen wäre, hätten wir kein Wort abgehört, das schwören wir, und außerdem wäre es auf Ihrer Tageskommunikationsliste festgehalten worden, wenn wir abgehört hätten.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken.« Gurgeh lächelte, seltsam erleichtert, dass das Gehirn des Orbitals gelauscht hatte. »Sagen Sie mir nur, wie weit entfernt diese Schnellangriffseinheit ist.«
    »Bei dem Wort ›ist‹ war sie eine Minute und neunundvierzig Sekunden weg, einen Lichtmonat entfernt, bereits außerhalb des Systems und weit außerhalb unserer Gerichtsbarkeit, wie wir mit wirklich großer Freude feststellen. Sie rast in einer Richtung davon, die ein bisschen spinaufwärts zum galaktischen Kern liegt. Sieht aus, als wolle sie sich mit dem Systemfahrzeug Unglücklicher Widerspruch der Beweise treffen, falls nicht eines von beiden Schiffen versucht, irgendwen zum Narren zu halten.«
    »Ich danke Ihnen, Nabe. Gute Nacht.«
    »Ihnen ebenfalls eine gute Nacht. Und diesmal bleiben Sie vor Lauschern sicher, das versprechen wir.«
    »Danke, Nabe. Chamlis?«
    »Mag sein, dass du eben die Chance deines Lebens verpasst hast, Gurgeh… aber wahrscheinlicher ist, dass du um Haaresbreite davongekommen bist. Es tut mir Leid, dass ich Kontakt vorgeschlagen habe. Die Leute sind zu schnell und zu zielbewusst aufgetaucht, als dass es ein Zufall gewesen sein könnte.«
    »Mach dir nicht so viel Sorgen, Chamlis«, riet Gurgeh dem Roboter. Er sah wieder zu den Sternen hoch, lehnte sich zurück und schwang die Füße auf den Tisch. »Ich bin damit fertig geworden. Wir haben es geschafft. Sehe ich dich morgen in Tronze?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich werde darüber nachdenken. Viel Glück – ich meine gegen dieses Wunderkind beim Abräumen –, falls ich dich morgen nicht sehe.«
    Gurgeh grinste kläglich in die Dunkelheit hinein. »Danke. Gute Nacht, Chamlis.«
    »Gute Nacht, Gurgeh.«

Der Zug kam aus dem Tunnel hinaus in den hellen Sonnenschein. Er umrundete den Rest der Kurve und fuhr auf die schlanke Brücke. Gurgeh betrachtete über das Geländer die sattgrünen Wiesen und den sich windenden, glitzernden Fluss einen halben Kilometer tiefer im Tal. Schatten von Bergen lagen über den schmalen Wiesen, Schatten von Wolken tupften die baumbestandenen Hügel. Der Fahrtwind des Zuges zauste sein Haar. Er trank die süße, duftende Bergluft und wartete darauf, dass sein Gegner zurückkehrte. In der Ferne kreisten Vögel über dem Tal, beinahe auf der Höhe der Brücke. Ihre Rufe klangen durch die stille Luft und waren über dem Brausen des fahrenden Zuges gerade noch hörbar.
    Normalerweise hätte Gurgeh bis zu dem Zeitpunkt gewartet, an dem er in Tronze sein musste, und sich über die Unterseite hinbegeben. Doch heute Morgen war ihm danach zumute gewesen, Ikroh zu entfliehen. Er hatte Stiefel, eine konservativ geschnittene Hose und eine kurze offene Jacke angezogen und war auf Wanderpfaden den Berg hinauf- und auf der anderen Seite wieder hinabgestiegen.
    Er hatte sich neben die alte Eisenbahnlinie gesetzt, eine milde Anregung gedrüst und sich damit amüsiert, Stückchen von Magneteisenstein in das Magnetfeld der Gleise zu werfen und zuzusehen, wie sie wieder heraussprangen. Er hatte über Yays schwebende Inseln nachgedacht.
    Nachgedacht hatte er ebenfalls über den geheimnisvollen

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