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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Körper in den Staub plumpste.
    Schneller als jeder Vogel oder jedes Insekt zog das Dolchgeschoss fast unsichtbar schnell immer engere Kreise um die Reiter und erzeugte dabei ein merkwürdiges knatterndes Geräusch.
    Sieben der Reiter – fünf stehend, zwei noch auf ihren Tieren – brachen zusammen und fielen in den Staub, und zwar in vierzehn getrennten Teilen. Sma versuchte, der Drohne etwas zuzuschreien, damit sie dem Geschoss Einhalt geböte, doch sie hustete immer noch und musste jetzt auch noch würgen. Die Drohne klopfte ihr auf den Rücken. »Aber, aber«, sagte sie besorgt. Auf dem Platz rutschten beide Gastwirtstöchter von den Tieren, auf denen sie festgebunden worden waren, zu Boden, da ihre Fesseln mit demselben Hieb durchschnitten worden waren, der die sieben Männer halbiert hatte. Die Drohne wurde von einem kleinen Schauder der Befriedigung geschüttelt.
    Ein weitere Mann ließ sein Schwert fallen und fing an zu rennen. Das Dolchgeschoss schnitt direkt durch ihn hindurch. Es bog sich wie rotes Licht, das auf einen Haken schien, und schnitt den letzten beiden abgestiegenen Reitern die Hälse durch und fällte beide. Das Tier des letzten Reiters bäumte sich vor dem Geschoss auf, die Reißzähne entblößt, mit den Vorderbeinen peitschend, die Klauen ausgefahren. Das Gerät fuhr durch seinen Hals direkt ins Gesicht des Reiters.
    Als sie aus der darauf folgenden Explosion wieder auftauchte, hielt die Maschine mit einem Ruck in der Luft an, während der kopflose Körper des Reiters von dem zusammensackenden, strampelnden Tier rutschte. Das Dolchgeschoss trudelte langsam dahin und dorthin, anscheinend sein Werk von ein paar Sekunden begutachtend, dann schwebte es zurück zum Fenster.
    Die Töchter des Gastwirts waren in Ohnmacht gefallen.
    Sma übergab sich.
    Die aufgebrachten Tiere sprangen in wilden Sätzen umher, schrien und jagten kreuz und quer durch den Innenhof, wobei einige von ihnen Fetzen ihrer Reiter mit sich zerrten.
    Das Dolchgeschoss schwenkte ab und schlug einem der hysterischen Tiere genau in dem Moment auf den Kopf, als dieses im Begriff war, die beiden im Staub liegenden Mädchen zu zertrampeln, dann zog die winzige Maschine die beiden aus dem Blutbad zu der Tür, wo der Leichnam ihres Vaters hing.
    Schließlich erhob sich das glatte, makellose kleine Gerät elegant hinauf zum Fenster – Smas erbrochene Galle geschickt umschwebend – und schlüpfte zurück in das Gehäuse der Drohne.
    »Du Schwein!« Sma versuchte, auf die Drohne einzuschlagen, sie mit den Füßen zu treten, und dann hob sie einen kleinen Stuhl hoch und zerschmetterte ihn am Rumpf der Drohne. »Schwein! Du beschissenes, mörderisches Schwein!«
    »Sma«, sagte die Drohne beschwichtigend, ohne sich in dem langsam sich setzenden Staubwirbel zu bewegen und immer noch die Decke abstützend. »Du hast gesagt: Tu was!«
    »Elendes Stück Scheiße!« Sie ließ einen Tisch auf den Rücken des Flugkörpers herunterkrachen.
    »Miss Sma; was für eine Ausdrucksweisel«
    »Du miese Kröte, ich habe gesagt, du sollst aufhören!«
    »Oh, hast du das? Das habe ich irgendwie nicht mitbekommen, tut mir Leid.«
    Daraufhin verstummte sie, da ihr der krasse Mangel an Mitgefühl in der Stimme der Maschine nicht entgangen war. Sie überlegte mit klarem Kopf, dass sie in dieser Situation zwei Möglichkeiten hatte. Entweder konnte sie weinend zusammenbrechen und dieses Erlebnis lange Zeit nicht überwinden und vielleicht niemals den Schatten der Gegensätzlichkeit zwischen dem kühlen Handeln der Drohne und ihrem eigenen Zusammenbruch hinter sich lassen, oder…
    Sie holte tief Luft und beruhigte sich.
    Sie ging nahe an die Drohne heran und sagte leise: »Na gut, diesmal… kommst du ungestraft davon. Genieße es, wenn du es für dich noch mal abspielst.« Sie legte eine Hand flach an die Seite der Drohne. »Jawohl, genieße es. Aber wenn du noch einmal so etwas tust…« Sie tätschelte ihr sanft die Flanke und flüsterte: »Dann hast du nur noch Materialwert, verstanden?«
    »Vollkommen«, sagte die Drohne.
    »Schlacke; Schrott; Urmüll.«
    »Oh, bitte, nein«, seufzte Skaffen-Amtiskaw.
    »Ich meine es ernst. Von jetzt an wirst du nur noch minimale Kraft anwenden. Kapiert? Einverstanden?«
    »Beides.«
    Sie drehte sich um, nahm ihre Tasche und schritt zur Tür, wobei sie einen kurzen Blick durch das Loch in der Wand, das der erste Mann verursacht hatte, in den angrenzenden Raum warf. Die Frau, die sich dort befunden hatte, war geflüchtet.

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