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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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wurden.
    Sma hatte sich damals mit einem Gefühl der Übelkeit vom Fenster abgewandt und hörte Stiefel, die über die baufälligen Stufen donnerten. Skaffen-Amtiskaw befand sich in der Nähe der Tür. Die Drohne sah sie gleichmütig an. Schreie ertönten auf dem Platz draußen und irgendwo im Innern der Gastwirtschaft. Jemand pochte heftig gegen die Tür ihres Zimmers, sodass Staub herabrieselte und der Boden bebte. Sma riss entsetzt die Augen auf; keine List wollte ihr einfallen.
    Sie starrte die Drohne an. »Tu etwas«, brachte sie schluchzend hervor.
    »Mit Vergnügen«, murmelte Skaffen-Amtiskaw.
    Die Tür wurde aufgebrochen und knallte mit Wucht gegen die rohe Lehmwand. Sma zuckte zurück; zwei Männer in schwarzen Umhängen füllten die Türöffnung. Ihr Geruch drang ihr in die Nase.
    Einer kam auf sie zu, mit gezücktem Schwert, in der anderen Hand ein Seil, ohne die Drohne auf der einen Seite des Raums zu bemerken.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Skaffen-Amtiskaw.
    Der Mann warf der Maschine einen Blick zu, ohne im Schritt innezuhalten.
    Gleich darauf war er nicht mehr da, und Staub erfüllte den Raum; Smas Ohren klingelten, und Dreckbrocken und Papierfetzen fielen von der Decke und flatterten durch die Luft, und ein großes Loch klaffte in der Wand, gewährte einen Blick in den angrenzenden Raum, gegenüber der Stelle, wo Skaffen-Amtiskaw – scheinbar das Gesetz von Aktion/Reaktion missachtend – in genau derselben Position schwebte wie zuvor. Eine Frau kreischte hysterisch in dem Raum hinter dem Loch, wo die Überreste des Mannes tief in der Wand über ihrem Bett eingegraben waren und sein Blut üppig über die Decke, den Boden, die Wände, das Bett und sie selbst verspritzt war.
    Der zweite Mann kam in den Raum gehastet und zielte mit einem langen Gewehr direkt auf die Drohne; die Kugel verwandelte sich einen Zentimeter vor dem Rüssel der Maschine in eine flache Metallmünze, die klimpernd zu Boden fiel. Der Mann zog sein Schwert, holte mit einer schwungvollen Bewegung aus und hieb durch den Staub und den Rauch auf die Drohne. Die Klinge zerbrach am Puffer eines rot gefärbten Feldes direkt über dem Gehäuse der Maschine, dann wurde der Mann hochgehoben.
    Sma kauerte in einer Ecke, Staub im Mund und an den Händen und in den Ohren, und hörte sich selbst schreien.
    Der Mann zappelte einen Augenblick lang mitten im Raum wild herum, dann verwandelte er sich zu einem verschwommenen Wirbel in der Luft über ihr; es gab erneut einen gewaltigen akustischen Impuls, und eine zerfetzte Erscheinung wurde in der Wand über ihrem Kopf sichtbar, neben dem Fenster, das auf den Platz hinausging. Die Bodenbretter hüpften, und der Staub erstickte sie fast. »Aufhören!«, schrie sie. In der Wand über dem Loch tat sich ein breiter Riss auf, und die Decke ächzte und wölbte sich nach unten, und Klumpen von Dreck und Stroh bröselten herab.
    Staub verstopfte ihr Mund und Nase, und sie rappelte sich auf und hätte sich beinah aus dem Fenster gestürzt in ihrem verzweifelten Versuch, Luft zu bekommen. »Aufhören!«, krächzte sie und hustete sich den Staub aus der Kehle.
    Die Drohne schwebte behutsam neben sie und wedelte mit einem wie ein Flügel gearteten Feld den Staub aus Smas Gesicht, dann stützte sie die absackende Decke mit einer schlanken Säule ab. Beide Feldkomponenten hatten einen dunklen Rotton, die Farbe der Drohnenfreude. »Aber, aber«, besänftigte Skaffen-Amtiskaw sie und klopfte ihr liebevoll auf den Rücken. Sma hustete und röchelte am Fenster und starrte voller Entsetzen auf den Platz hinunter.
    Der Körper des zweiten Mannes lag wie ein schlaffer roter Sack unter einer Staubwolke inmitten der Reiterschar. Während sie noch alle fassungslos verharrten und bevor die meisten Angreifer ihre Schwerter heben konnten, bevor die Töchter des Gastwirts – die von den Erbeutern an zwei der Reittiere gebunden worden waren – erkannten, um was es sich bei dem fast unkenntlichen Klumpen vor ihnen am Boden handelte, und wieder anfingen zu schreien, sauste etwas an Smas Schulter vorbei und schoss pfeilschnell hinunter zu den Männern.
    Einer der Krieger brüllte, schwenkte sein Schwert und sprang auf die Tür der Gastwirtschaft zu.
    Er schaffte zwei Stufen. Er brüllte immer noch, als das Dolchgeschoss mit ausgestrecktem Feld an ihm vorbeizischte.
    Es schnitt ihm den Kopf von den Schultern. Das Brüllen wurde zu einem Röcheln, während dicke rote Blasen aus der freiliegenden Luftröhre blubberten und sein

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