Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
hatte.
    Skaffen-Amtiskaw musterte Sma, während diese – in ziemlich düsterer Stimmung, wie ihr schien – das immer dunstiger werdende Bild auf dem Monitor des Moduls verfolgte, und sie überlegte, wann wohl der beste Zeitpunkt wäre, um ihr den letzten Teil der schlechten Nachricht aufzutischen.
    Denn trotz aller wundervollen Technologie war es irgendwie geschehen – unglaublich, ein einmaliger Fall, soweit die Drohne wusste… wie im Namen des Chaos konnte ein Klumpen Fleisch ein Dolchgeschoss austricksen und zerstören? –, dass der Mann namens Cheradenine Zakalwe den Verfolger abgeschüttelt hatte, den sie ihm nach seinem letzten Rücktritt auf den Hals gehetzt hatten.
    Bevor sie also etwas unternehmen konnten, mussten Sma und er erst einmal dieses verdammte Menschenwesen finden – sofern ihnen das überhaupt gelang.
     
    Die Gestalt huschte hinter einem Radargehäuse hervor und überquerte das Dach des Verlieses unter den im Wind heulenden Antennen. Sie schlich die spiralförmige Treppe hinunter, vergewisserte sich, dass hinter der dicken Metalltür die Luft rein war, dann öffnete sie sie.
    Kurz darauf gesellte sich etwas zu der Besichtigungsgesellschaft, das genau wie Diziet Sma aussah, während der Führer gerade erklärte, wie die Entwicklung der Artillerie, der strömungstragenden Luftfahrzeuge und Raketen die alte Befestigung überflüssig gemacht hatte.

 
XII
     
     
    Sie teilten ihren Hort mit der Staatskarosse des Mythoklasten, einem wilden Haufen von Soldatenstatuen und einem Durcheinander von verschiedenen Truhen, Kisten und Schränken, voll gestopft mit den Schätzen aus einem Dutzend großer Häuser.
    Astil Tremerst Keiver wählte einen Rockelor aus einer hohen Chiffoniere, schloss die Tür des Schrankes und bewunderte sich im Spiegel. Ja, der Umhang kleidete ihn hervorragend, wirklich ganz hervorragend. Er ließ ihn schwingen, indem er eine Pirouette drehte, zog seine Schmuckwaffe aus der Hülle und drehte dann eine Runde durch den Raum, umkreiste die große Staatskarosse, wobei er ein lautes ›Ki-Scho, Ki-Scho!‹ von sich gab, und richtete die Waffe nacheinander im Vorbeirauschen auf jedes der mit schwarzen Vorhängen versehenen Fenster – wobei sein Schatten in aller Herrlichkeit über die Wände und die kalten grauen Schemen der Statuen tanzte –, bevor er wieder am Kamin ankam, die Waffe in die Scheide zurücksteckte und sich plötzlich mit gebieterischer Wucht auf einen kunstvoll gearbeiteten kleinen Stuhl aus feinstem Schwarzholz niederließ.
    Der Stuhl brach zusammen. Er plumpste auf die Fliesensteine; die Schusswaffe in dem Holster an seiner Seite ging los und ballerte eine Ladung in den Winkel zwischen Boden und Wand hinter ihm.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, brüllte er, während er seine Schnabelstiefeletten und den Umhang untersuchte, die abgeschürft beziehungsweise durchlöchert waren.
    Die Tür der Staatskarosse schwang auf, jemand kam herausgestürzt und krachte gegen einen zierlichen Schreibtisch, sodass dieser zu Bruch ging. Sofort war der Mann still und starr, wobei er – in der für ihn typischen wirkungsvollen kriegerischen Manier – das kleinstmögliche Ziel bot, während er die abscheulich große und hässliche Plasmakanone direkt auf das Gesicht des Stellvertretenden Vize-Herrschers in spe Astil Tremerst Keiver den Achten richtete.
    »Iiii! Zakalwe!«, hörte sich Keiver selbst sagen, und er warf sich den Umhang über den Kopf.
    Als Keiver den Umhang wieder sinken ließ – mit aller, so fand er, nicht unbeträchtlichen Würde, die er aufbringen konnte –, erhob sich der Söldner bereits aus den Trümmern des kleinen Schreibtisches, blickte sich kurz im Raum um und schaltete die Plasmawaffe aus.
    Natürlich war sich Keiver sofort der hassenswerten Ähnlichkeit ihrer Lage bewusst, und er richtete sich schnell auf.
    »Ach, Zakalwe. Ich bitte um Verzeihung. Habe ich dich aufgeweckt?«
    Der Mann verzog das Gesicht zu einer finsteren Miene, blickte auf die Reste des zierlichen Schreibtischchens hinunter, knallte die Tür der Staatskarosse zu und sagte: »Nein, es war nur ein schlimmer Traum.«
    »Aha. Gut.« Keiver spielte an dem verzierten Knauf seiner Waffe herum und wünschte sich, Zakalwe würde ihm nicht dieses Gefühl – so unberechtigterweise, verdammt noch mal – der Unterlegenheit vermitteln; er schritt am Kamin vorbei und setzte sich, diesmal vorsichtig, auf einen lächerlichen Porzellanthron, der auf der einen Seite der Feuerstelle aufgestellt

Weitere Kostenlose Bücher