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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Der Körper des Mannes war immer noch in einem Wandkrater eingebettet, umgeben von Blut wie vom Auswurf eines Vulkans.
    Sma sah noch einmal zurück zur Maschine und spuckte auf den Boden.
     
    »Die Xenophobe ist in dieser Richtung unterwegs«, sagte der Flugapparat Skaffen-Amtiskaw, dessen Körper plötzlich vor ihr im Sonnenlicht glitzerte. »Hier.« Er streckte ein Feld aus und reichte ihr die kleine Kette aus leuchtenden Blumen, die er angefertigt hatte.
    Sma beugte sich zu ihm hinunter; die Maschine streifte ihr die Kette über den Kopf wie ein Halsband. Sie erhob sich, und sie gingen gemeinsam in die Burg zurück.
     
    Die höchste Spitze des Verlieses, borstig vor lauter Antennen und Masten und mehreren sich langsam drehenden Radargeräten, war für die Öffentlichkeit tabu. Zwei Stockwerke tiefer, nachdem die Besichtigungsgesellschaft hinter der Biegung der Galerie verschwunden war, blieben Sma und die Drohne vor einer dicken Metalltür stehen. Der Apparat benutzte seine elektromagnetische Einrichtung, um die Alarmanlage außer Betrieb zu setzen und die elektronischen Schlösser zu öffnen, dann schob er ein Feld in ein mechanisches Schloss, rüttelte an den Zapfen und ließ die Tür weit aufschwingen. Sma huschte hindurch, dicht gefolgt von dem Apparat, der die Tür wieder verschloss. Sie stiegen zu dem großflächigen, gespickten Dach unter dem türkisfarbenen Himmelsgewölbe hinauf; ein kleiner Erkundungsflieger, den die Drohne als Vorhut losgeschickt hatte, schmiegte sich an den Apparat an und wurde wieder im Innern aufgenommen.
    »Wann wird es hier eintreffen?«, fragte Sma, während sie dem warmen Wind lauschte, der durch die ungleichmäßigen Zwischenräume zwischen den Antennen rings um sie herum summte.
    »Es ist schon da, dort drüben«, sagte Skaffen-Amtiskaw und vollführte einen Ruck nach vorn. Sie blickte in die Richtung, in die der Flugkörper gedeutet hatte, und erkannte mit Mühe die schwachen, unscharfen Umrisse eines Vierpersonenmoduls ganz in der Nähe; es erweckte sehr geschickt den Eindruck, transparent zu sein.
    Sma ließ eine Zeit lang den Blick über den Wald aus Masten und Stützen wandern, während der Wind an ihrem Haar zerrte, dann schüttelte sie den Kopf. Sie ging zu der Modulform, einen Moment lang verwirrt durch das Empfinden, dass gar nichts da war und dass dann doch etwas da war. Eine Tür in der Seite des Moduls schwang nach oben auf und gab den Blick frei auf das Innere, als ob sich der Durchgang zu einer fremden Welt geöffnet hätte, und in der Tat war es in gewisser Hinsicht genau das, was hier geschah.
    Sie und die Drohne traten ein. »Willkommen an Bord, Miss Sma«, sagte das Modul.
    »Hallo.«
    Die Tür schloss sich. Das Modul kippte auf sein Hinterteil, wie ein Räuber, der sich auf einen Überfall vorbereitete. Es wartete eine Weile, bis eine Schar Vögel den Luftraum in einhundert Meter Höhe geräumt hatte, dann war es weg, von einem Energieschub in die Luft katapultiert. Beobachter am Boden – wenn sie nicht im falschen Moment geblinzelt hätten – hätten mit wirklich scharfen Augen vielleicht eine Säule zitternder Luft gesehen, die von der höchsten Spitze des Verlieses aus himmelwärts schnellte, gehört hätten sie jedoch nichts; selbst im höchsten Überschallbereich konnte sich das Modul leiser als ein Vogel bewegen, indem es die hauchfeinen Luftschichten unmittelbar vor sich wegschob, in das so geschaffene Vakuum vorstieß und die Gase in dem papierdünnen Raum, den es hinter sich zurückließ, ersetzte; eine fallende Feder erzeugte mehr Turbulenz.
    Sma stand in dem Modul, schaute auf den Hauptbildschirm und beobachtete, wie die Welt unter dem Modul rasend schnell schrumpfte, als sich die konzentrischen Schichten der Verteidigungsanlagen der Burg an den Rändern des Bildschirms hereindrängten wie rückläufige Wellen; die Burg wurde zu einem Fleck zwischen der Stadt und der Meerenge, und dann verschwand die Stadt ebenfalls, und der Blick kippte, während das Modul hinausschwenkte zu seiner Begegnung mit dem sehr schnellen Patrouillenboot Xenophobe.
    Sma setzte sich, wobei sie den Bildschirm nicht aus dem Blick ließ und ihre Augen immer noch vergeblich nach dem Tal am Rande der Stadt suchte, wo der Damm und das alte Kraftwerk lagen.
    Die Drohne schaute ebenfalls dorthin, während sie dem wartenden Schiff ein Signal sandte und die Bestätigung empfing, dass das Fahrzeug Smas Gepäck aus dem Kofferraum in die Frauenunterkunft an Bord verfrachtet

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