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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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stützte den Kopf auf und sah ihr grinsend ins Gesicht.
    »Du…«, setzte sie an, dann senkte sie den Blick. Ihr Lächeln wirkte sehr traurig, als sie wieder aufblickte. »Ich höre mir gern solchen Unsinn an«, sagte sie.
    Er verstand auch den unausgesprochenen Teil. »Du meinst, du hörst dir jetzt gern solchen Unsinn an, aber zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft wird es nicht mehr so sein.« (Er hasste die schreckliche Abgeschmacktheit dieser Bemerkung, doch sie hatte ebenfalls ihre Narben.)
    »Kann sein«, sagte sie und ergriff seine Hand.
    »Du machst dir zu viel Gedanken über die Zukunft.«
    »Vielleicht heben sich unsere jeweiligen Eigenarten gegeneinander auf.«
    Er lachte. »Jetzt hast du es mir aber gegeben.«
    Sie berührte sein Gesicht, erforschte seine Augen. »Ich sollte mich wirklich nicht in dich verlieben, Zakalwe.«
    »Warum nicht?«
    »Es gibt viele Gründe… Die ganze Vergangenheit und die ganze Zukunft; weil du der bist, der du bist, und weil ich die bin, die ich bin. Einfach alles.«
    »Kleinigkeiten«, sagte er und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Sie lachte, schüttelte den Kopf und vergrub ihn in ihren eigenen Haaren. Sie tauchte wieder auf und schaute zu ihm hoch.
    »Ich habe einfach Angst, dass es nicht ewig währt.«
    »Nichts währt ewig, erinnerst du dich?«
    »Ich erinnere mich.« Sie nickte langsam.
    »Glaubst du, dass das hier nicht dauerhaft ist?«
    »In diesem Moment… habe ich das Gefühl… Ich weiß nicht. Doch wenn wir jemals einander verletzen wollen…«
    »Dann tun wir es einfach nicht«, sagte er.
    Sie senkte die Augenlider, neigte sich zu ihm, und er streckte die Hand aus und wiegte ihren Kopf.
    »Vielleicht ist es so einfach«, sagte sie. »Vielleicht grübele ich so gern darüber nach, was geschehen könnte, damit ich niemals überrascht werde.« Sie hob das Gesicht zu seinem. »Macht dir das Angst?«, fragte sie; ihr Kopf zitterte, und um ihre Augen war ein Ausdruck, der sehr nach Schmerz aussah.
    »Was?« Er beugte sich vor, um sie zu küssen, und lächelte, doch sie wich ihm aus und deutete an, dass sie nicht wollte; er zog sich zurück, und sie sagte:
    »Dass ich nicht ausreichend glauben kann, um keine Zweifel zu haben.«
    »Nein, deswegen mache ich mir keine Sorgen.« Jetzt küsste er sie doch.
    »Komisch, dass Geschmacksknospen keinen Geschmack haben«, murmelte sie in seine Halskuhle. Sie lachten gemeinsam.
    In manchen Nächten, wenn er im Dunkeln lag und sie schlief oder ruhig war, glaubte er den wahren Geist von Cheradenine Zakalwe zu sehen, wie er durch die Zwischenwand kam, dunkel und hart, mit einer gewaltigen tödlichen Waffe in der Hand, geladen und im Anschlag; die Gestalt sah ihn dann an, und die Luft darum herum schien zu triefen von… etwas Schlimmerem als Hass; nämlich Spott. In solchen Augenblicken war er sich seiner selbst bewusst, wie er da mit ihr lag, verliebt und töricht wie irgendein junger Mann, die Arme um ein schönes Mädchen geschlungen, begabt und jung, für das er alles, wirklich alles tun würde, und er wusste sehr wohl, dass für denjenigen, der er gewesen war – der er geworden oder immer schon gewesen war –, diese Art von bedingungsloser, selbstaufgebender, zurücksteckender Hingabe eine Schande bedeutete, etwas, das ausgelöscht werden musste. Und der wirkliche Zakalwe hob dann das Gewehr, blickte ihm durchs Zielrohr ins Auge und schoss, ruhig und ohne zu zögern.
    Doch dann pflegte er zu lächeln und sich ihr zuzuwenden, um sie zu küssen oder sich küssen zu lassen, und es gab keine Bedrohung und keine Gefahr unter dieser oder irgendeiner anderen Sonne, die ihn in solchen Augenblicken von ihr hätte trennen können.
    »Vergiss nicht, dass wir heute zu dem Krih hinaufgehen müssen. Genau gesagt, noch heute Morgen.«
    »Ach ja.« Er rollte sich auf den Rücken, sie setzte sich auf, streckte die Arme aus und gähnte, zwang sich, die Augen weit zu öffnen, und blickte hinauf zu dem Schichtdach. Ihre Augen entspannten sich, ihr Mund schloss sich, sie sah ihn an, stützte sich mit dem Ellbogen am Kopfende des Bettes ab und fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. »Wahrscheinlich hat es sich allerdings gar nicht verfangen.«
    »Hmm, vielleicht nicht«, stimmte er zu.
    »Vielleicht ist es gar nicht mehr da, wenn wir heute nachsehen.«
    »Eben.«
    »Aber wenn es noch da ist, dann gehen wir hinauf.«
    Er nickte, tastete nach ihrer Hand, umklammerte sie.
    Sie lächelte und küsste ihn flüchtig, dann sprang sie aus dem

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