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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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nachzog.
    »Ich gerate immer wieder in Streitereien«, gestand er. »Ich hätte das alles korrigieren lassen können, aber… es sind… wichtige Erinnerungen.«
    Sie legte das Kinn auf seine Brust. »Komm, gib zu, dass es dir einfach Spaß macht, damit vor den Mädchen anzugeben.«
    »Das auch, ja.«
    »Die hier sieht hässlich aus, wenn bei euch das Herz an der gleichen Stelle ist wie bei uns…, ausgehend davon, dass es bei allem anderen anscheinend der Fall ist.« Sie fuhr mit dem Finger um ein kleines runzeliges Mal in der Nähe einer der Brustwarzen. Sie spürte, wie er sich straffte, und sah auf. In den Augen des Mannes war ein Blick, der sie erschaudern ließ. Plötzlich sah er so alt aus, wie er behauptete zu sein, oder noch älter. Sie richtete sich auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Das ist noch ein bisschen frisch, was?«
    »Das ist…« Er bemühte sich, ein Lächeln zustande zu bringen, und fuhr selbst mit dem Finger über den winzigen schrumpeligen Knubbel auf seinem Körper. »… das ist komischerweise mit am ältesten.« Der schreckliche Blick wich aus seinen Augen.
    »Und das hier?«, sagte sie munter, wobei sie ihn an der einen Seite des Kopfes berührte.
    »Eine Kugel.«
    »Eine große Schlacht?«
    »Na ja, kann man sagen. In einem Auto, um genau zu sein. Eine Frau.«
    »O nein!« Sie schlug sich eine Hand vor den Mund und tat entsetzt.
    »Es war sehr peinlich.«
    »Schon gut, wir wollen nicht weiter darauf eingehen… Was ist mit diesem hier?«
    »Laser… ein sehr starkes Licht«, erklärte er, als sie ihn fragend ansah. »Das liegt viel länger zurück.«
    »Und das?«
    »Ähm… Da hat mehreres zusammengewirkt; letztendlich waren es Insekten.«
    »Insekten?« Sie schüttelte sich.
    (Und er war wieder dort; in dem versunkenen Vulkan. Vor langer Zeit, aber immer noch da, immer noch in ihm… Und es war immer noch sicherer, daran zu denken, als an den Krater über seinem Herzen, wo sich eine andere, viel weiter zurückliegende Erinnerung eingenistet hatte. Er sah noch den weiten Krater vor sich, den Teich mit stehendem Wasser, den Stein in seiner Mitte und die Mauern, die den vergifteten See umgaben. Er spürte wieder das lange, langsame Kratzen, das sein Körper durchgemacht hatte, und die Vertraulichkeit der Insekten… Doch diese grausame Konzentriertheit war jetzt nicht mehr von Bedeutung; hier war hier, und jetzt war jetzt.)
    »Das möchtest du bestimmt nicht genauer wissen.« Er grinste.
    »Wenn du das sagst, dann glaube ich dir«, stimmte sie zu und nickte langsam, wobei das lange schwarze Haar schwer wippte. »Ich weiß was, ich werde ihnen allen Heile-Heile-Küsschen geben.«
    »Da hättest du ganz schön lange zu tun«, erwiderte er, während sie sich mit Schwung aufrichtete und zu seinen Füßen hinunterrutschte.
    »Hast du es eilig?«, fragte sie und küsste eine Zehe.
    »Überhaupt nicht«, sagte er und legte sich lächelnd zurück. »Nimm dir so viel Zeit, wie du willst, und wenn du bis in alle Ewigkeit brauchst.«
     
    Er spürte, wie sie sich bewegte, und sah hinunter. Sie rieb sich mit den Fingerknöcheln die Augen, ihr Haar war ausgebreitet; sie betastete ihre Nase und die Wangen und lächelte ihn an. Er betrachtete ihr Lächeln. Er hatte einige Lächeln gesehen, für die er getötet hätte, aber noch nie eins, für das er gestorben wäre. Was konnte er anderes tun, als zurückzulächeln?
    »Warum wachst du immer vor mir auf?«
    »Ich weiß nicht.« Er seufzte. Das Haus tat es ihm nach, da der Wind an seinen zweifelhaften Wänden rüttelte. »Ich sehe dich gern an, wenn du schläfst.«
    »Warum?« Sie rollte sich auf den Rücken und wandte ihm das Gesicht zu, wobei ihr üppiges Haar sich auf dem Kissen ausbreitete. Er bettete den Kopf auf dieses dunkle, duftende Feld und erinnerte sich an den Geruch ihrer Schulter, wobei er sich törichterweise fragte, ob sie wohl wach anders roch als schlafend.
    Er schnüffelte an ihrer Schulter, und sie lachte ein bisschen, zuckte mit dieser Schulter und drückte seinen Kopf dagegen. Er küsste ihren Hals und antwortete, bevor er die Frage vollständig vergaß.
    »Wenn du wach bist, bewegst du dich, und mir entgeht einiges.«
    »Was denn?« Er spürte, dass sie seinen Kopf küsste.
    »Alles, was du tust. Wenn du schläfst, bewegst du dich kaum, und ich kann alles in mich aufnehmen. Es ist genügend Zeit dafür.«
    »Merkwürdig.« Sie sprach langsam.
    »Du riechst gleich, ob du wach bist oder schläfst, wusstest du das?« Er

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