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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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bin vor kurzem zufällig an einiges Geld gekommen, und es war schon immer mein Wunsch, einmal Solotol zu besuchen – und zwar stilvoll –, und diesen Wunsch habe ich mir erfüllt.«
    »Wie haben Sie Zugriff auf das Vermögen der Vanguard-Stiftung erlangt, Mr. Staberinde?«
    »Ich dachte, direkte Fragen dieser Art wären unhöflich.«
    »Das sind sie auch«, erwiderte der Mann lächelnd. »Ich bitte um Vergebung. Darf ich Ihren Beruf raten, Mr. Staberinde? Ich meine natürlich, bevor Sie sich dem Müßiggang verschrieben haben.«
    Er zuckte die Achseln. »Wenn Sie wollen.«
    »Sie haben mit Computern zu tun«, sagte der Mann.
    Er tat so, als wolle er das Glas zum Mund heben, nur um dann zögernd innezuhalten. »Kein Kommentar«, antwortete er und wich dem Blick des Mannes aus.
    »Also«, sagte der Mann, »steht die Vanguard-Stiftung unter einem neuen Management, richtig?«
    »Verdammt richtig. Einem viel besseren Management.«
    Der Mann nickte. »Das ist mir zu Ohren gekommen, gerade erst heute Nachmittag.« Er beugte sich in dem Sessel nach vorn und rieb sich die Hände. »Mr. Staberinde, ich will Sie nicht über Ihre geschäftlichen Schachzüge und Pläne für die Zukunft aushorchen, aber vielleicht könnten Sie uns zumindest eine vage Vorstellung darüber geben, welche Richtung die Vanguard-Stiftung Ihrer Ansicht nach während der nächsten Jahre einschlagen wird. Ich frage rein interessehalber, jetzt noch.«
    »Das ist leicht zu beantworten«, erwiderte er grinsend. »Sie strebt höhere Gewinne an. Vanguard könnte die größte Gesellschaft von allen sein, wenn sie eine aggressivere Marketing-Strategie verfolgt hätte. Stattdessen wurde sie wie ein Wohltätigkeitsverein geführt, im Vertrauen darauf, dass sie jedes Mal, wenn sie zurückfällt, mit irgendeinem technologischen Knüller herauskommt, um ihre Stellung zurückzuerobern. Doch von jetzt an kämpft sie im gleichen Stil wie die anderen großen Jungs, und sie setzt auf Sieg.« (Der Mann nickte wissend.) »Die Vanguard-Stiftung war bis jetzt zu… sanftmütig.« Er hob die Schultern. »Vielleicht passiert das einfach, wenn man wichtige Entscheidungen Maschinen überlässt. Aber das ist vorbei. Von jetzt an tun die Maschinen, was ich ihnen sage, und die Vanguard-Stiftung wird zu einer echten Konkurrenz, einem Raffer, verstehen Sie?« Er lachte, nicht zu grausam, wie er hoffte, sich der Gefahr der Übertreibung bewusst.
    Der Mann lächelte zögernd, dann aber breit. »Sie… glauben, Maschinen müssen im Zaum gehalten werden, ja?«
    »Ja.« Er nickte heftig. »Ja, wirklich.«
    »Hmm. Mr. Staberinde, haben Sie je von Tsoldrin Beychae gehört?«
    »Sicher. Hat nicht jeder von ihm gehört?«
    Der Mann runzelte skeptisch die Stirn. »Und Sie meinen…?«
    »Er hätte das Zeug zu einem großen Politiker gehabt, vermute ich.«
    »Die meisten Leute sagen, er war ein großer Politiker«, warf die Frau aus der Tiefe des Sessels ein.
    Er schüttelte den Kopf und blickte in seine Schnüffelschale. »Er stand auf der falschen Seite. Es war ein Jammer, aber… um groß zu sein, muss man auf der Siegerseite stehen. Größe besteht zum Teil darin, das zu wissen. Er wusste es nicht. Genau wie mein alter Herr.«
    »Ach…«, sagte die Frau.
    »Ihr Vater, Mr. Staberinde?«, sagte der Mann.
    »Ja«, sagte er in einem Ton, als gäbe er etwas Unangenehmes zu. »Er und Beychae… Na ja, es ist eine sehr lange Geschichte, aber… Sie kannten einander gut, einstmals.«
    »Wir haben Zeit für die Geschichte«, sagte der Mann leichthin.
    »Nein«, entgegnete er. Er stand auf, stellte Glas und Schale ab und ergriff den Helm des Anzugs. »Hören Sie, vielen Dank für die Einladung und so weiter, aber ich denke, ich mache mich jetzt auf den Heimweg; ich bin ein wenig müde, und diese Sache in dem Wagen hat mich ziemlich mitgenommen, verstehen Sie?«
    »Ja«, sagte der Mann und erhob sich ebenfalls. »Das tut uns sehr Leid.«
    »Oh, danke.«
    »Vielleicht können wir irgendetwas als Entschädigung anbieten?«
    »Ach ja? Zum Beispiel?« Er spielte an dem Helm herum. »Ich habe Geld in Mengen.«
    »Wie würde es Ihnen gefallen, mit Tsoldrin Beychae zu sprechen?«
    Er sah auf und runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Sollte ich? Ist er denn hier?« Er machte eine Handbewegung hinaus zu der Party. Die Frau kicherte.
    »Nein.« Der Mann lachte. »Nicht hier. Aber in der Stadt. Hätten Sie Lust, sich mit ihm zu unterhalten? Ein faszinierender Bursche, und nicht mehr auf der falschen Seite

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