Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
er legte durch Druck auf ein Pedal einen Gang ein und fuhr sanft los. Einige andere Wagen folgten ihnen unmittelbar und hielten dann an der Einmündung zur ersten Straße an, in die sie außerhalb des Hotelgeländes einbogen, um die Wagen der sie verfolgenden Medienmeute abzublocken.
    Er beobachtete die kleinen, hohen Punkte der kreisenden Vögel, als die Sicht langsam schwand. Im ersten Moment dachte er, dass außen vor den Wagenfenstern, hinten und zu seinen beiden Seiten, schwarze Blenden hochgefahren wären. Dann sah er die Blasen; es war eine schwarze Flüssigkeit, die den Hohlraum zwischen den beiden Glasschichten der Scheiben füllte. Er drückte den Knopf, um sich mit Mollen zu verständigen. »He!«, rief er.
    Die schwarze Flüssigkeit stand jetzt bis zur halben Höhe der Scheiben und stieg langsam weiter, sowohl zwischen ihm und Mollen als auch auf den anderen drei Seiten.
    »Ja?«, sagte Mollen.
    Er packte den Türgriff. Die Tür ließ sich öffnen; ein kalter Luftzug pfiff herein. Die schwarze Flüssigkeit füllte weiterhin den Raum zwischen den Glasscheiben. »Was ist das?«
    Er sah, wie Mollen einen Knopf an seinem Stimmsynthesizer drückte, bevor die Flüssigkeit die Sicht nach vorn vollständig blockierte.
    »Seien Sie nicht beunruhigt, Mr. Staberinde. Das ist lediglich eine Vorsichtsmaßnahme, um sicherzustellen, dass Mr. Beychaes Privatsphäre gewahrt wird«, lautete eine offenbar vorbereitete Mitteilung.
    »Hmm. Okay.« Er zuckte die Achseln; er schloss die Tür und blieb im Dunkeln sitzen, bis eine kleine Lampe anging. Er lehnte sich zurück und tat nichts. Das unerwartete Eintreten der Schwärze sollte wohl dazu dienen, ihm entweder Angst einzujagen oder zu testen, wie er reagieren würde.
    Sie fuhren weiter; das gelbe Licht der kleinen Glühbirne verlieh dem Innenraum des Wagens eine muffige, warme Atmosphäre und ließ ihn, obwohl er groß war, klein erscheinen, da es keine Sicht nach draußen gab; er schaltete die Belüftung höher und lehnte sich wieder zurück. Die dunkle Sonnenbrille behielt er auf.
    Sie bogen um Ecken, brummten Steigungen hinauf und rollten steile Gefälle hinunter, rauschten durch Tunnels und über Brücken. Er glaubte die Bewegungen des Wagens durch das Fehlen irgendeines Bezugs nach außen besser spüren zu können.
    Sie fuhren lange durch einen hallenden Tunnel, und zwar in einer dem Gefühl nach geraden Linie abwärts, doch es hätte auch eine weite Spirale sein können; schließlich hielt der Wagen an. Es herrschte einen Moment lang Stille, dann waren von draußen einige unbestimmbare Geräusche zu hören, darunter vielleicht Stimmen, bevor sie wieder ein kurzes Stück fuhren. Der Transceiver zupfte ihn sanft am Ohrläppchen. Er schob die Perle tiefer ins Ohr. »Röntgenstrahlung«, flüsterte der Ohrring.
    Er erlaubte sich ein kleines Lächeln. Er erwartete, dass sie die Tür öffnen und den Transceiver verlangen würden… Doch der Wagen rollte stattdessen wieder ein Stück weiter.
    Dann blieb das Fahrzeug stehen. Sein Motor war verstummt; er nahm an, dass sie sich in einem großen Aufzug befanden. Sie hielten an, rollten ein Stück weiter, immer noch geräuschlos, hielten an, dann wurden sie wieder weitergeschoben und nach unten getragen. Diesmal handelte es sich eindeutig um eine Spirale. Der Motor des Fahrzeugs gab immer noch kein Geräusch von sich, also wurden sie entweder geschleppt oder rollten im Leerlauf.
    Die schwarze Flüssigkeit sackte langsam aus den Fensterhohlräumen, als sie anhielten. Sie befanden sich in einem breiten Tunnel unter langen weißen Bandlampen. Nach hinten erstreckte sich der Tunnel bis zum Anfang der Biegungen, nach vorn bis vor eine große Metalltür.
    Mollen war nirgends zu sehen.
    Er versuchte, ob sich die Wagentür öffnen ließ; sie ging auf, er stieg aus.
    Es war warm in dem Tunnel, obwohl ihm die Luft einigermaßen frisch vorkam. Er zog den alten Regenmantel aus. Er musterte die Metalltür. Darin eingelassen war eine kleinere Tür. Diese hatte keinen Griff zum Ziehen, also schob er, aber nichts tat sich. Er ging zurück zum Wagen, fand die Hupe und betätigte sie.
    Nach einiger Zeit trat eine Frau durch die kleine Tür. Sie kam zum Wagen und sah durchs Fenster hinein.
    »Hallo.«
    »Guten Tag. Hier bin ich.«
    »Ja. Und Sie haben noch immer Ihre Brille auf.« Sie lächelte. »Bitte, kommen Sie mit mir«, sagte sie und ging schnell davon. Er griff nach seinen alten Regenmantel und folgte ihr.
     
    Hinter der Tür setzte sich

Weitere Kostenlose Bücher