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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schwarzen langen Kleid saß ihnen gegenüber.
    Sie kamen aus dem Tunnel ins grelle Tageslicht; Schnee bedeckte einen weitläufigen Hof mit einem hohen Drahtgatter, das vor ihnen aufragte. Sicherheitsposten musterten den Wagen, der an ihnen vorbeifuhr, nachdem sich das Tor geöffnet hatte. Der Wagen fuhr durch einen Seitenzubringer zur nächsten Mautstraße, dann blieb er an der Einmündung stehen.
    »Gibt es irgendwo einen Jahrmarkt?«, fragte Beychae. »Mir haben der Lärm und das Gewühle auf einem Jahrmarkt immer großen Spaß gemacht.«
    Er erinnerte sich, dass eine Art Wanderzirkus auf einer Wiese in der Nähe des Flusses Lotol gastierte. Er schlug vor, dort hinzufahren. Mollen steuerte den Wagen auf die breite, fast leere Prachtstraße.
     
    »Blumen«, sagte er plötzlich.
    Alle sahen ihn an.
    Er hatte den Arm auf die Rückenlehne des Sitzes gelegt, hinter Beychae und Ubrel Shiol, und strich Shiol über die Haare, wobei er eine Spange löste, mit der sie ihre Frisur festgesteckt hatte. Er lachte und nahm die Spange von der Ablage unter dem Rückfenster des Wagens. Dies hatte ihm die Chance gegeben, sich nach hinten umzublicken.
    Ein großes Halbkettenfahrzeug folgte ihnen.
    »Blumen, Mr. Staberinde?«, fragte die Frau in dem schwarzen Kleid.
    »Ich würde gern ein paar Blumen kaufen«, sagte er und lächelte erst sie an, dann Shiol. Er klatschte in die Hände. »Warum nicht? Zum Blumenmarkt, Mollen!« Er lehnte sich zurück und lächelte glückselig. Dann beugte er sich wieder vor und war ganz der um Verzeihung Bittende. »Wenn es recht ist«, sagte er zu der Frau.
    Sie lächelte. »Natürlich. Mollen, Sie haben gehört.«
    Der Wagen bog in eine andere Straße ab.
    Auf dem Blumenmarkt, inmitten der voll beladenen Stände und des emsigen Treibens, kaufte er Blumen und übergab sie der Frau und Ubrel Shiol. »Dort ist der Jahrmarkt!«, sagte er und deutete über den Fluss, wo die Zelte und Hologramme des Rummelplatzes funkelten und sich drehten.
    Wie er gehofft hatte, nahmen sie die Blumenmarkt-Fähre. Es war ein winziges Gefährt mit einer einzigen Plattform. Er blickte zurück zu dem Halbkettenfahrzeug, das auf der anderen Seite wartete.
    Das andere Ufer. Sie fuhren in Richtung Rummelplatz. Beychae plauderte vergnügt und erinnerte sich an Jahrmärkte seiner Jugend, die er vor Ubrel Shiol wieder lebendig werden ließ.
    »Danke für die Blumen, Mr. Staberinde«, sagte die Frau, die ihm gegenübersaß, wobei sie sie sich vors Gesicht hielt und ihren Duft tief einsog.
    »Es war mir ein Vergnügen«, sagte er; dann beugte er sich über Shiol hinweg zu Beychae und tippte ihm auf den Arm, um seine Aufmerksamkeit auf eine Gerätschaft des Rummelplatzes zu lenken, die über einigen Dächern der Nachbarschaft am Himmel kreiste. An einer von einer Ampel geregelten Kreuzung hielt der Wagen an.
    Er griff wieder über Shiol hinweg, öffnete einen Reißverschluss, bevor sie wusste, was geschah, und holte die Pistole heraus, die er dort schon zuvor gefühlt hatte. Er sah die Waffe an und lachte, als ob das ganze ein dummer Irrtum wäre, dann drehte er sie herum und schoss auf die Scheibe hinter Mollens Kopf.
    Das Glas zerschmetterte. Er war bereits dabei, es mit dem Fuß weiter einzutreten, indem er aus dem Sitz schnellte und mit einem Bein nach vorn stieß. Sein Fuß krachte durch das sich in tausende von kleinen Scherben auflösende Glas und traf Mollens Kopf.
    Der Wagen machte einen Satz nach vorn, dann blieb er stehen. Mollen sackte zusammen. Der Augenblick verdutzten Schweigens dauerte lang genug, dass er rufen konnte: »Kapsel, hierher!«
    Die Frau ihm gegenüber bewegte sich; ihre Hand ließ die Blumen fallen und tastete nach einer Falte ihres Kleides in der Taillengegend. Er versetzte ihr einen Kinnhaken, und ihr Kopf schlug nach hinten gegen den noch unversehrten Teil der Glasscheibe hinter ihr. Er schwenkte herum und kauerte sich an der Tür zusammen, während die Frau bewusstlos neben ihm zu Boden glitt und die Blumen sich über den Fußraum ergossen. Er drehte sich zu Beychae und Shiol um.
    Sie beide saßen mit offenen Mündern da. »Eine Änderung des Plans«, sagte er, nahm die dunkle Brille ab und warf sie zu Boden.
    Er zerrte sie beide heraus. Shiol schrie. Er stieß sie gegen die Rückseite des Wagens.
    Beychae fand seine Stimme wieder: »Zakalwe, was, zum Teufel, soll das…«
    »Sie hatte dieses Ding bei sich, Tsoldrin!«, schrie er zurück und hielt die Pistole hoch.
    Ubrel Shiol nutzte die knappe

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