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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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dann – so schien es – bekam sie einen Anfall; sie schrie und klammerte sich an ihn. Er wurde von der schrecklichen, erschütternden Ahnung heimgesucht, dass trotz der scheinbaren Ähnlichkeit ihrer Physiologie seine Rasse und die hybride Spezies der Kultur irgendwie vollkommen unterschiedlich waren, und ein paar entsetzliche Augenblicke lang hatte er die Vorstellung, dass sein Samen sich wie Säure ätzend in sie hineinfraß. Er hatte das Gefühl, als wollte sie ihm mit Armen und Beinen den Rücken brechen. Er versuchte, sich aus ihr zu lösen, versuchte herauszufinden, was ihr fehlte, was er angerichtet hatte, was er tun könnte.
    »Was fehlt dir?«, japste sie.
    »Wie bitte? – Mir? Nichts! Was fehlt dir?«
    Sie machte eine Bewegung, die so etwas wie ein Achselzucken war, und sah ihn verdutzt an. »Ich bin gekommen, das ist alles; was soll denn… Oh!« Sie legte sich eine Hand auf den Mund und riss die Augen weit auf. »Ich hab ganz vergessen. Es tut mir Leid. Du bist ja nicht… Meine Güte.« Sie kicherte. »Wie peinlich.«
    »Wie bitte?«
    »Nun, wir sind eben… du weißt schon; es braucht… es dauert länger, wusstest du das nicht?«
    Bis dahin hatte er nicht ganz geglaubt, was er über die veränderte Physiologie der Kultur gehört hatte. Er hatte nicht einsehen wollen, dass sie eine solche Wandlung tatsächlich vollzogen hatten. Er hatte nicht geglaubt, dass sie es wirklich fertig gebracht hatten, Momente der Lust derartig auszudehnen, und schon gar nicht, in sich selbst all die vielfältigen Drüsen mit berauschender Wirkung heranzuzüchten, durch die sie fast jedes Erleben unermesslich steigern konnten – nicht zuletzt das sexuelle.
    Trotzdem – bei einer bestimmten Betrachtungsweise – ergab das alles einen Sinn, sagte er sich. Ihre Maschinen konnten alles viel besser machen als sie selbst; es hatte wenig Sinn, Supermenschen in punkto Kraft und Intelligenz zu züchten, wenn ihre Drohnen und Gehirne in beidem ein so wesentlich günstigeres Verhältnis von Materie und Energie aufwiesen. Aber die Lust… Nun, das war wieder etwas ganz anderes.
    Wofür sonst war die menschliche Gestalt gut?
    Er fand, dass so viel Einfalt in gewisser Weise bewundernswert war.
    Er nahm die Frau wieder in die Arme. »Mach dir nichts draus«, sagte er. »Auf die Qualität kommt es an, nicht die Quantität. Lass es uns noch mal probieren, ja?«
    Sie lachte und nahm sein Gesicht in die Hände. »Hingabe; das ist eine gute Eigenschaft bei einem Mann, die durchaus von Qualität zeugt.«
    (Der Schrei im Sommerhaus, die Anziehungskraft. »Hallo, alter Kumpel.« Sonnengebräunte Hände auf blassen Hüften…)
     
    Er war fünf Nächte weg, in denen er nur herumwanderte. Soweit er es beurteilen konnte, kreuzte er dabei kein einziges Mal seine eigene Spur und besuchte keinen Bereich zweimal. In drei dieser Nächte landete er bei drei verschiedenen Frauen und lehnte höflich das Angebot eines jungen Mannes ab.
     
    »Hast du dich jetzt etwas eingewöhnt, Cheradenine?«, fragte ihn Sma, während sie vor ihm mit kräftigem Kraulen und Strampeln das Wasser in dem wie ein natürlicher Teich angelegten Becken aufwühlte. Sie drehte sich auf den Rücken, um ihn anzusehen. Er schwamm hinter ihr her.
    »Nun, zum Beispiel habe ich es aufgegeben anzubieten, in den Bars zu bezahlen.«
    »Das ist immerhin ein Anfang.«
    »Das kann man sich sehr leicht abgewöhnen.«
    »Das ist nichts Besonderes; sonst nichts?«
    »Na ja… eure Frauen sind sehr nett.«
    »Die Männer auch.« Sma hob eine Augenbraue.
    »Das Leben hier erscheint… idyllisch.«
    »Na ja, man muss allerdings vielleicht Trubel und dichtes Gedränge mögen.«
    Er ließ den Blick über die fast leere Teichanlage schweifen. »Das dürfte wohl relativ sein.«
    (Und er dachte: der Garten; der Garten. Sie haben ihr Leben nach jenem Ebenbild gestaltet!)
    »Sag mal«, Sma lächelte, »solltest du vielleicht in Versuchung geraten sein zu bleiben?«
    »Nicht im Geringsten.« Er lachte. »Ich würde hier verrückt werden oder für immer in eines eurer gemeinsamen Traumspiele abrutschen. Ich brauche… mehr.«
    »Aber du wirst unseren Vorschlag annehmen?«, fragte Sma und verharrte Wasser tretend auf der Stelle. »Möchtest du mit uns arbeiten?«
    »Alle scheinen der Meinung zu sein, dass ich das sollte; man glaubt allgemein, ihr führt den Kampf des Guten. Es ist nur so… Ich werde misstrauisch, wenn sich alle in einer Sache einig sind.«
    Sma lachte. »Wie sehr würde das deine

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