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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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grinste. »Ich glaube, es ist überhaupt nicht unseretwegen erschienen. Trotzdem könnte es eine Möglichkeit zum Entkommen bieten.« Er hob die Schultern. »Es ist immerhin einen Versuch wert.« Er deutete den Hang hinauf. »Kommst du mit?«
    Tsoldrin Beychae schaute durch das Dämmerlicht zu der mattschwarzen Gestalt im Eingang. Er hatte dagesessen und sich überlegt, was er tun sollte, und war noch zu keiner Lösung gekommen. Ein Teil von ihm wollte einfach nur zurückkehren in den Frieden und die Ruhe und Sicherheit der Universitätsbibliothek, wo er glücklich leben konnte, ohne Aufwand, wo er die Welt vergessen und sich in seinen Büchern vergraben konnte, um zu versuchen, uralte Gedanken nachzuvollziehen und die Geschichte zu begreifen, in der Hoffnung, eines Tages einen Sinn darin zu entdecken und vielleicht seine eigenen Vorstellungen zu erklären, die Lektionen, die die Geschichte lehrte weiterzugeben, sodass die Leute angeregt würden, über ihre eigenen Zeiten und Ideologien nachzudenken. Eine Zeit lang – eine sehr ausgedehnte Zeit lang, nach dortigen Maßstäben – war ihm das als die absolut und endgültig wertvollste und produktivste Sache erschienen, mit der er sich beschäftigen konnte… Doch jetzt war er sich dessen nicht mehr so sicher.
    Vielleicht, so dachte er, gab es noch wichtigere Dinge, an denen er mitwirken könnte. Vielleicht sollte er mit Zakalwe gehen, wie es der Mann – und die Kultur – wünschten.
    Könnte er sich nach alledem wirklich wieder einfach in seine Studien versenken?
    Zakalwe war aus der Vergangenheit aufgetaucht, so ungestüm wie immer; Ubrel – konnte das wirklich wahr sein? – hatte ihre Rolle gespielt, durch die er sich sehr alt und töricht gefühlt hatte, aber jetzt war er auch zornig; und der ganze Sternhaufen trieb steuerlos auf eine Katastrophe zu, wieder einmal.
    Hatte er das Recht, nicht wenigstens zu versuchen, etwas zu unternehmen, selbst wenn sich die Kultur täuschte, was seinen Status innerhalb der Zivilisation anging? Er wusste es nicht. Er durchschaute, dass Zakalwe versucht hatte, an seine Eitelkeit zu appellieren, aber wenn tatsächlich auch nur die Hälfte von dem stimmte, was er erzählt hatte? War es richtig, sich einfach zurückzulehnen und die Dinge geschehen zu lassen, so sehr das auch als der leichteste, am wenigsten anstrengende Weg verlocken mochte. Wenn es zum Krieg käme und er wüsste, dass er nichts getan hatte, wie würde er sich dann fühlen?
    Verdammter Zakalwe, dachte er und stand auf. »Ich denke immer noch nach«, sagte er. »Aber wir können ja mal sehen, wie weit du kommst.«
    »Guter Junge.« Die Anzug-Gestalt zeigte keine sichtbare Spur einer Gefühlsregung.
     
    »… wahnsinnig Leid wegen der Verzögerung, werte Herrschaften; wirklich, wir hatten keinerlei Einfluss darauf; es handelte sich um irgendeine Panik wegen einer Verkehrskontrolle. Lassen Sie mich noch einmal im Namen von Erbschaftsreisen unser tiefstes Bedauern aussprechen und Sie um Entschuldigung bitten. Nun denn, jetzt sind wir also da, ein wenig später als erwartet – aber entschädigt uns nicht ein herrlicher Sonnenuntergang? – am sehr berühmten Srometren-Observatorium. Mindestens viereinhalbtausend Jahre Geschichte haben sich hier unter Ihren Füßen abgespielt, werte Herrschaften. Ich werde meinen Vortrag jetzt ziemlich schnell herunterrattern müssen, um Ihnen in der kurzen Zeit, die uns hier zur Verfügung steht, einen Überblick zu geben, also hören Sie gut zu…«
    Die Flugmaschine schwebte mit summendem AG-Feld direkt über dem westlichen Rand der Observatoriumsplattform. Ihre ausgeklappten Beine baumelten in der Luft, offensichtlich nur eine Vorsichtsmaßnahme. Ungefähr vierzig Leute waren über die Bauch-Rampe ausgestiegen und umringten jetzt einen der steinernen Instrumentensockel, während ein emsiger junger Fremdenführer zu ihnen sprach.
    Er beobachtete sie durch die Steinbrüstung und erfasste die Gruppe mit dem Scanner des in den Anzug eingebauten Effektors, um dann die Ergebnisse in der Blickfelddarstellung auf dem Visierbildschirm abzulesen.
    Mehr als dreißig der Leute trugen etwas, das tatsächlich Terminals waren, angeschlossen an das Kommunikationsnetz des Planeten. Der Computer des Anzugs befragte heimlich die Terminals durch den Effektor. Zwei der Terminals waren eingeschaltet; eines empfing Sportnachrichten, ein anderes Musik. Der Rest befand sich in Stand-by-Position.
    »Anzug«, flüsterte er – nicht dass selbst Tsoldrin,

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