Das Kultur-Spiel
wenn ich diese Formulierung benutzen darf. Und Sie… haben genau die richtigen Fragen gestellt.«
»Gehören Sie auch zur BU-Mannschaft?«
»Inzwischen schon seit zehn Standardjahren.«
»Meinen Sie, ich sollte es tun? Für sie arbeiten?«
»O ja; ich kann mir vorstellen, dass das besser ist als Ihr letzter Job, oder nicht?«
Er zuckte die Achseln und erinnerte sich an den Schneesturm und das Eis. »Kann schon sein.«
»Es macht Ihnen Spaß… zu kämpfen, ja?«
»Nun… manchmal«, gab er zu. »Ich kann es gut, wird allgemein behauptet. Nicht, dass ich unbedingt selbst davon überzeugt bin.«
»Niemand kann immer nur siegen, Sir«, sagte das Geschöpf. »Jedenfalls nicht durch Geschick, und die Kultur glaubt nicht an Glück, oder zumindest bestreitet sie, dass es übertragbar ist. Sie ist offenbar einfach von Ihrem Verhalten angetan, das ist alles. Hi hi.«
Das Fremdwesen lachte leise.
»In der Kriegskunst begabt zu sein«, fuhr es fort, »ist ein böser Fluch, denke ich manchmal. Für diese Leute zu arbeiten, entlastet einen zumindest von einem Teil der Verantwortung. Ich hatte noch nie Grund zu Beschwerden.« Das Wesen kratzte sich am Körper, sah an sich hinunter und pflückte etwas aus den Haaren in der Gegend, wo er den Bauch vermutet hätte, um es zu essen. »Natürlich dürfen Sie nicht erwarten, dass man Ihnen immer die Wahrheit sagt. Sie können darauf bestehen, dass Sie sie stets erfahren, und dann wird es auch so geschehen, doch dann ist man womöglich nicht in der Lage, Sie so oft einzusetzen, wie man es gerne täte; manchmal ist es ihrer Ansicht nach nötig, dass Sie nicht wissen, wenn Sie auf der falschen Seite kämpfen. Mein Rat wäre, dass Sie genau das tun, was man von Ihnen verlangt; das ist viel spannender.«
»Sind Sie wegen der Spannung dabei?«
»Zum Teil, und zum Teil aus Gründen der Familienehre; meine Leute verdanken BU etwas, das ihnen durch sie widerfahren ist, und wir konnten nicht zulassen, dass sie unsere Ehre verletzen und nichts als Gegenleistung annehmen. Ich arbeite, bis diese Schuld abgetragen ist.«
»Wie lange ist das?«
»Oh, lebenslang«, sagte das Geschöpf und lehnte sich mit einem Gehabe zurück, das ihm einigermaßen angemessen mit dem Begriff ›überrascht‹ übersetzt zu sein schien. »Bis ich sterbe, natürlich. Aber wen stört das? Wie gesagt, es macht Spaß. Hier.« Es knallte seine Trinkschale auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit eines vorbeikommenden Tabletts zu gewinnen. »Wir wollen uns noch einen genehmigen; sehen wir mal, wer als Erster betrunken ist.«
»Sie haben mehr Beine.« Er grinste. »Ich glaube, ich stolpere leichter.«
»Ach, aber je mehr Beine, desto größer der Wirrwarr.«
»Stimmt auch wieder.« Er wartete auf ein neues Glas.
Auf der einen Seite neben ihnen waren eine kleine Terrasse und die Bar, auf der anderen eine freie Bucht. Das Schiff, der UST, platzte offenbar aus allen Nähten. Sein Rumpf war vielfach mit Terrassen, Baikonen, Stegen, offenen Fenstern und offenen Kammertoren gespickt. Das eigentliche Fahrzeug war umgeben von einer gewaltigen ellipsenförmigen Luftblase, die Dutzende von verschiedenen Feldern enthielt, die allesamt den echten – wenn auch unstofflichen Rumpf des Fahrzeugs ausmachten.
Als das wieder gefüllte Glas ankam, nahm er es entgegen und beobachtete, wie ein tuckernder, mit Kolbenmotor angetriebener und Papierflügeln ausgestatteter Hängegleiter an der Terrasse vorüberzog; er winkte dem Piloten zu, dann schüttelte er den Kopf.
»Auf die Kultur«, sagte er zu dem Fremdweltwesen und hob das Glas. Es ahmte die Bewegung nach. »Auf ihren absoluten Mangel an Respekt für alles Erhabene.«
»Einverstanden«, sagte das Fremdweltwesen, und sie tranken gemeinsam.
Das Fremdweltwesen hieß Chori, wie er später erfuhr. Nur einer zufälligen Bemerkung war seine Entdeckung zu verdanken, dass Chori weiblich war, was in dem Moment Anlass zu unglaublicher Erheiterung bot.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, lag er äußerlich wie innerlich durchtränkt unter einem kleinen Wasserfall in einem der Täler des Beschleunigungsbereichs; Chori hing mit allen acht Beinhaken über einem Geländer in der Nähe und gab ein sporadisches klapperndes Geräusch von sich, das er beschloss, für ein Schnarchen zu halten.
Als er das erste Mal eine Nacht mit einer Frau verbrachte, dachte er, sie würde sterben; er dachte, er hätte sie umgebracht. Sie kam offenbar fast zur selben Zeit wie er zum Höhepunkt, doch
Weitere Kostenlose Bücher