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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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im Grunde darauf hinausläuft: uneinig sein oder kämpfen?«
    »Falls es so weit kommt.«
    Erens verstummte für eine Weile und zog an der Pfeife, bis deren rotes Glühen allmählich erlosch, dann sagte er:
    »Du hast einen militärischen Hintergrund, wie?«
    Er saß da und beobachtete die Sterne. Schließlich wandte er den Kopf um und sah Erens an. »Ich glaube, der Krieg hat uns allen einen militärischen Hintergrund gegeben, meinst du nicht?«
    »Hmm«, sagte Erens. Die beiden versanken in den Anblick des sich langsam bewegenden Sternenfelds.
     
    Zweimal geschah es in der Tiefe des schlafenden Schiffs, dass er beinahe jemanden getötet hätte. Einmal davon war es jemand anderes als er selbst.
    Er hielt in dem langen, spiralförmigen äußeren Korridor inne, etwa auf halbem Weg zur Bauchmitte des Schiffes, wo er sich sehr leichtfüßig fühlte und sein Gesicht etwas gerötet war durch die Auswirkung des normalen Blutdrucks, der gegen die verminderte Schwerkraft ankämpfte. Er hatte nie die Absicht gehabt, eine der verstauten Personen anzusehen – in Wahrheit hatte er von ihnen nur eine sehr abstrakte Vorstellung –, doch plötzlich hatte er den Wunsch, etwas mehr von einem der Schlafenden zu sehen als nur ein kleines rotes Licht. Er hielt vor einer der Sargschubladen an.
    Man hatte ihm gezeigt, wie sie funktionierten, nachdem er sich freiwillig für den Dienst in der Mannschaft gemeldet hatte, und nach dem Aufwecken waren ihm die Vorgänge noch einmal, allerdings ziemlich oberflächlich, erklärt worden. Er schaltete die Lichter des Anzugs an, drückte einige Knöpfe auf dem Kontrollbrett und gab vorsichtig – mit einem klobigen behandschuhten Finger – den Kode ein, von dem Erens gesagt hatte, dass er das Monitorsystem des Schiffs ausschaltete. Ein kleines blaues Licht ging an. Das rote Lämpchen blieb ruhig; wenn es geflackert hätte, wäre das das Signal für das Schiff gewesen, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Er schloss das Fach auf und zog den ganzen Sarg mit dem Gleitmechanismus heraus.
    Er blickte auf den Namen der Frau, der auf einem am Kopfteil angebrachten Plastikstreifen aufgedruckt war. Jedenfalls niemand, den er kannte, dachte er. Er öffnete den inneren Deckel.
    Er sah hinein und betrachtete das ruhige, todesbleiche Gesicht der Frau. Seine Anzuglichter spiegelten sich in der faltigen, durchsichtigen Plastikumhüllung wider, von der sie umgeben war wie eine Ware, die in einem Laden in Sichtfolie verpackt wurde. Schläuche führten von Nase und Mund irgendwohin unter ihr. Ein kleiner Bildschirm flackerte über ihrem hochgesteckten Haar am Kopfteil. Er musterte sie; sie schien in einem recht guten Zustand zu sein für jemanden, der fast vollkommen tot war. Ihre Hände lagen gefaltet auf der Brust der Papiertunika, mit der sie bekleidet war. Er warf einen Blick auf die Fingernägel, da Erens einmal davon gesprochen hatte, dass sie weiterwuchsen. Sie waren ziemlich lang, aber er hatte bei anderen Leuten schon längere gesehen.
    Er sah wieder zu den Kontrollknöpfen hin und gab einen anderen Kode ein. Lichter flackerten auf dem gesamten Armaturenbrett auf; das rote Lämpchen flackerte nicht, aber sonst so ziemlich alles. Er öffnete eine kleine rote und grüne Klappe, die oben in das Kopfteil eingelassen war. Daraus entnahm er eine kleine Kugel, die aus etwas bestand, das wie feiner grüner Draht aussah, und einen eisblauen Würfel enthielt. Durch eine andere Klappe an der Längsseite war ein verdeckter Schalter zu erreichen. Er schob die Abdeckung zur Seite und legte den Finger auf den Schalter.
    Er hielt das aufgezeichnete Gehirnmuster der Frau in der Hand, gespeichert in dem kleinen blauen Würfel. Leicht zerdrückbar. Seine andere Hand, dessen Finger auf dem kleinen Schalter ruhte, konnte ihr Leben auslöschen.
    Er fragte sich, ob er es wohl fertig brächte, und wartete eine Weile, als ob er damit rechnete, dass irgendein Teil seines Gehirns ihm die Kontrolle entreißen würde. Mehrmals erschien es ihm so, als spürte er das Einsetzen des Drangs, den Schalter umzulegen, und eine Sekunde später hätte er es bestimmt geschafft, doch jedes Mal unterdrückte er den Drang wieder. Er ließ den Finger an seinem Platz liegen und betrachtete den kleinen Würfel im Innern seines schützenden Käfigs. Er grübelte darüber nach, wie bemerkenswert und gleichzeitig wie ungeheuer traurig es doch war, dass alles, was das Wesen und das Denken eines Menschen ausmachte, in etwas so Kleinem untergebracht werden

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