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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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dahinbewegte, leise und kalt, vorbei an den fernen nadelspitzengroßen Lichtern, die Sterne waren.
    Schließlich hatten sie ihn aufgeweckt, denn er war als Nächster in der Rotation dran, und sie wollten noch gern noch eine dritte Person zur Unterhaltung haben. In der Regel saß er jedoch einfach nur im Mannschaftsraum und hörte den beiden zu, wenn sie sich stritten.
    »Es liegen immer noch fünfzig Jahre vor uns«, erinnerte Ky Erens.
    Erens schwenkte eine Flasche. »Ich kann warten. Es ist ja nicht für ewig.«
    Ky deutete mit einem Nicken auf die Flasche. »Du wirst dich mit dem Zeug umbringen, und mit all dem anderen Mist, den du nimmst. Du schaffst es nie. Du wirst niemals mehr echten Sonnenschein sehen oder den Regen schmecken. Du wirst kein Jahr mehr überstehen, ganz zu schweigen von fünfzig; du solltest wieder schlafen.«
    »Es ist kein Schlafen.«
    »Du solltest wieder in diesen Zustand zurückkehren, wie immer du ihn nennen willst. Du solltest dich wieder tiefkühlen lassen.«
    »Und es ist auch nicht im wahrsten Sinne des Wortes ein Tiefkühlen… auch kein Einfrieren.« Erens sah gleichzeitig wütend und verwirrt aus.
    Der Mann, den sie aufgeweckt hatten, fragte sich, wie viele hundert Male sie diesen Streit schon geführt hatten.
    »Du solltest wieder in deine kleine kalte Zelle zurückkehren, wie du es längst hättest tun sollen, schon vor fünf Jahren, und dich wegen deiner Suchtkrankheit behandeln lassen, wenn man dich wieder aufweckt«, sagte Ky.
    »Das Schiff behandelt mich bereits«, erwiderte Erens mit einer Art von trunkenen Würde. »Ich befinde mich im Zustand der Gnade in meiner Verzückung; einer sublim spannungsgeladenen Gnade.« Mit diesen Worten setzte Erens die Flasche an den Hals und kippte den Inhalt in sich hinein.
    »Du wirst dich umbringen.«
    »Es ist mein Leben.«
    »Vielleicht bringst du uns alle um; jeden Einzelnen auf dem ganzen Schiff, auch die Schlafenden.«
    »Das Schiff sorgt schon für sich selbst«, seufzte Erens und sah sich im Mannschaftsraum um. Es war der einzige schmutzige Ort auf dem Schiff. Alle übrigen Räumlichkeiten putzten die Roboter des Schiffs, doch Erens hatte sich einen Weg ausgedacht, um den Mannschaftsraum aus dem Gedächtnis der Maschine zu löschen, und auf diese Weise erreicht, dass der Ort gemütlich und dreckig, aussah. Erens legte die Beine auf den Tisch und stieß mit dem Fuß ein paar kleine Recycle-Becher um.
    »Ho«, sagte Ky. »Und was ist, wenn du es mit deinem ganzen Herumgepfusche beschädigt hast?«
    »Das war kein ›Herumgepfusche‹«, entgegnete Erens mit einem kleinen höhnischen Lächeln. »Ich habe ein paar der schlichteren Haushaltsprogramme verändert; es spricht nicht mehr mit uns, und es mischt sich nicht ein, wenn wir diesen Raum bewohnt aussehen lassen; das ist aber auch schon so ziemlich alles. Nichts, das das Schiff auf einen Planeten zutreibt oder ihm die Idee eingibt, es sei menschlich, und zu der Überlegung veranlasst, was eigentlich diese wurmartigen Parasiten hier verloren haben. Aber das kannst du nicht verstehen. Keinen technischen Hintergrund. Livu hier, der versteht es vielleicht, was?« Erens streckte sich noch mehr und rutschte in dem schmuddeligen Sitz tiefer, wobei seine Stiefel über die verschmierte Tischfläche scharrten. »Du verstehst das, was, Darac?«
    »Ich weiß nicht so recht«, gab er zu. Er hatte sich inzwischen daran gewöhnt, auf die Namen Darac oder Mr. Livu oder nur Livu zu hören. »Ich nehme an, wenn Sie wissen, was Sie tun, kann es eigentlich keinen echten Schaden anrichten.« Erens machte ein zufriedenes Gesicht. »Andererseits sind schon viele Katastrophen von Leuten ausgelöst worden, die dachten, sie wüssten, was sie tun.«
    »Amen«, sagte Ky mit triumphierender Miene und beugte sich angriffslustig zu Erens hinüber. »Siehst du?«
    »Wie unser Freund sagte«, bemerkte Erens und streckte die Hand nach einer neuen Flasche aus, »er weiß es nicht.«
    »Du solltest wieder zu den Schlafenden gehen«, sagte Ky.
    »Sie schlafen nicht.«
    »Du dürftest jetzt gar nicht auf sein; es sollen immer nur zwei Leute gleichzeitig wach sein.«
    »Dann geh du doch zurück.«
    »Du bist an der Reihe.«
    Er überließ sie ihrem Streit.
     
    Manchmal zog er einen Raumanzug an und ging durch die Luftschleuse in die Stauräume, die sich im Vakuumbereich befanden. Die Stauräume machten den größten Teil des Schiffs aus, über neunzig Prozent. Es gab eine kleine Antriebseinheit am einen Ende des

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