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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ein, die Augen geschlossen, mit dem Rücken gegen die Doppeltür gelehnt, die Messinggriffe noch immer hinter sich in Hüfthöhe umklammernd. Der ruhige, dunkle Raum war eine Wohltat.
    »Bist du draußen gewesen, um nach dem Tier zu sehen, ja?«
    Er zuckte zusammen, dann erkannte er Livuetas Stimme. Er sah ihre dunkle Gestalt am Fenster. Er entspannte sich. »Ja«, sagte er. »Zieh die Vorhänge ganz zu.«
    Er schaltete das Licht im Zimmer an.
    »Was hast du vor zu tun?«, fragte sie, während sie langsam näher kam, die Arme verschränkt, das dunkle Haar hochgesteckt, einen besorgten Ausdruck im Gesicht.
    »Ich weiß es nicht«, gab er zu, ging zum Schreibtisch und setzte sich. Er legte das Gesicht in die Hände und rieb es. »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Rede mit ihm«, sagte sie und setzte sich auf die Schreibtischkante, die Arme immer noch verschränkt. Sie war mit einem langen dunklen Rock und einer dunklen Jacke bekleidet. Sie trug neuerdings nur noch dunkle Kleidung.
    »Er wird nicht mit mir reden«, sagte er und lehnte sich auf dem prunkvollen Stuhl zurück, den seine Offiziere seinen Thron nannten, wie er wusste. »Ich kann ihn nicht zwingen zu antworten.«
    »Dann sagst du nicht die richtigen Sachen«, erwiderte sie.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, sagte er und schloss wieder die Augen. »Warum verfasst du nicht die nächste Botschaft?«
    »Du würdest mich nicht sagen lassen, was ich sagen möchte, und wenn du es mich sagen lässt, dann stehst du nicht dahinter.«
    »Wir können nicht einfach allesamt die Waffen niederlegen, Livvy, und ich glaube auch nicht, dass irgendetwas anderes funktionieren würde; er würde dem einfach keine Aufmerksamkeit schenken.«
    »Du könntest dich von Angesicht zu Angesicht mit ihm auseinander setzen; das könnte sich als der richtige Weg erweisen, die Dinge zu bereinigen.«
    »Livvy, der erste Kurier wurde persönlich zurückgeschickt, und zwar ohne HAUT!« Er schrie das letzte Wort, da er plötzlich alle Selbstbeherrschung verloren hatte. Livueta zuckte zusammen und trat von dem Schreibtisch zurück. Sie setzte sich auf eine prächtige, ausladende Couch, und ihre langen Finger strichen über den Goldfaden, der in die Armlehne eingewebt war.
    »Tut mir Leid«, sagte er leise. »Ich wollte dich nicht anschreien.«
    »Sie ist unsere Schwester, Cheradenine. Es muss noch etwas anderes geben, das wir für sie tun können.«
    Er sah sich in dem Raum um, als erhoffte er von ihm eine frische Eingebung. »Livvy, wir haben all das hundertmal durchgekaut, kannst du nicht…, kann ich es nicht endlich erledigen? Ist denn nicht alles klar?« Er schlug mit beiden Händen auf den Schreibtisch. »Ich tue mein Möglichstes, ich will sie genauso dringend aus der Sache herausholen wie du, aber solange er bei ihr ist, kann ich einfach nichts anderes tun, außer angreifen, und das würde wahrscheinlich ihren Tod bedeuten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Was ist zwischen euch beiden?«, fragte sie. »Warum wollt ihr nicht miteinander sprechen? Wie könnt ihr denn alles vergessen, was uns verbunden hat, als wir noch Kinder waren?«
    Er schüttelte den Kopf, erhob sich vom Schreibtisch, wandte sich der von Büchern bedeckten Wand hinter ihm zu, und sein Blick wanderte über die hunderte von Titel, ohne sie wirklich zu sehen. »Oh«, sagte er müde. »Das habe ich ganz und gar nicht vergessen, Livueta.« In diesem Moment fühlte er eine schreckliche Traurigkeit, als ob das Ausmaß dessen, was sie seinem Empfinden nach verloren hatten, für ihn nur dann Wirklichkeit wurde, wenn es noch von jemand anderem anerkannt wurde. »Ich habe gar nichts vergessen.«
    »Es muss noch etwas anderes geben, das du tun kannst«, sagte sie beharrlich.
    »Livueta, bitte glaube mir, es gibt nichts.«
    »Ich habe dir geglaubt, als du berichtetest, sie sei sicher und wohlauf«, sagte die Frau und senkte den Blick auf die Armlehne der Couch, wo ihre langen Fingernägel angefangen hatten, an dem wertvollen Faden herumzuzupfen. Ihr Mund war eine straffe Linie.
    »Du warst krank«, seufzte er.
    »Welchen Unterschied macht das?«
    »Du hättest sterben können!«, ereiferte er sich. Er ging zu den Vorhängen und strich sie glatt. »Livueta, ich hätte dir doch nicht sagen können, dass sie Darckle haben; der Schock…«
    »Der Schock für diese arme, schwache Frau«, sagte Livueta und schüttelte den Kopf, wobei sie immer noch an den Fäden in der Armlehne der Couch herumzupfte. »Mir wäre es lieber,

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