Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
Sitzbank Platz; er sah zu, wie ihm drei der anderen Kommandeure folgten und sich in einer Reihe ihm gegenüber setzten. Die gepanzerte Tür fiel mit einem dumpfen Knall zu; der Wagen brummte und setzte sich in Bewegung, über den unebenen Boden rumpelnd, zurück in den Wald, weg von der dunklen Form, die hinter ihnen in der Nacht zurückblieb.
    »Sir«, sagte Swaels und wechselte Blicke mit den anderen beiden Kommandeuren. »Die anderen Kommandeure und ich, wir haben darüber diskutiert…«
    »Sie wollen mir sicher sagen, dass wir angreifen sollen, die Staberinde bombardieren und beschießen, bis sie nur noch ein brennender Rumpf ist, um sie dann aus der Luft entern zu lassen«, unterbrach er ihn und hob eine Hand. »Ich weiß, worüber Sie diskutiert haben, und ich weiß, zu welchen… Beschlüssen Sie gekommen zu sein glauben. Sie interessieren mich nicht.«
    »Sir, uns allen ist bewusst, unter welcher Anspannung Sie stehen, weil Ihre Schwester auf dem Schiff festgehalten wird, aber…«
    »Das hat nichts damit zu tun, Swaels«, erklärte er. »Sie beleidigen mich, wenn Sie andeuten, dass ich das auch nur als Grund für eine zurückhaltende Taktik in Erwägung ziehe. Meine Gründe sind wahrhaft militärische Gründe, und der vordringlichste ist der, dass es dem Feind gelungen ist, eine Festung zu errichten, die – zumindest zur Zeit – so gut wie uneinnehmbar ist. Wir müssen warten, bis die Flut einsetzt, wenn die Flotte die Flussmündung und den Kanal befahren und sich mit der Staberinde unter gleichen Bedingungen messen kann; jetzt Flugzeuge zu schicken oder den Versuch zu unternehmen, ein Artillerieduell auszufechten, wäre das Törichteste, das wir tun können.«
    »Sir«, erwiderte Swaels, »so sehr wir es auch bedauern, anderer Meinung zu sein als Sie, so ist dennoch…«
    »Schweigen Sie, Kommandeur Swaels«, befahl er in eisigem Ton. Swaels schluckte. »Ich habe genügend andere Sorgen, ohne mich noch mit dem Geschwätz abzugeben, das unter meinen Ersten Offizieren für ernsthafte militärische Planung gehalten wird, oder, wie ich hinzufügen möchte, mit dem Ersatz einiger dieser Ersten Offiziere durch andere Männer.«
    Eine Zeit lang war nur das dumpfe Brummen des Automotors zu hören. Swaels wirkte erschüttert; die anderen beiden Kommandeure starrten auf den mit Teppich ausgelegten Boden. Swaels Gesicht glänzte. Er schluckte erneut. Das Geräusch des sich abrackernden Fahrzeugs unterstrich das Schweigen im hinteren Wagenteil, während die vier Männer durchgerüttelt und hin und her geschleudert wurden; schließlich erreichte der Wagen eine Straße mit Metallbelag und raste los, wodurch er in den Sitz zurückgedrückt wurde und die anderen drei zu ihm vorgeworfen wurden, bevor sie sich wieder zurücksetzten.
    »Sir, ich bin bereit, den Dienst…«
    »Muss das wirklich noch weitergehen?«, schnauzte er ihn an und hoffte, Swaels würde endlich aufhören. »Können Sie mir nicht einmal diese kleine Last abnehmen? Ich verlange nichts anderes von Ihnen, als dass Sie tun, was Sie tun sollen. Lassen Sie keine Unstimmigkeit aufkommen; wir wollen gegen den Feind kämpfen, nicht gegeneinander.«
    »… den Dienst in Ihrer Mannschaft zu quittieren, wenn Sie es wünschen«, fuhr Swaels fort.
    Jetzt erschien es so, als würde der Lärm des Motors überhaupt nicht in das Passagierabteil dringen; eine gefrorene Stille – die nicht in der Luft hing, sondern in Swaels Gesichtsausdruck und der gespannten Körperhaltung der anderen beiden Kommandeure deutlich wurde – legte sich auf die vier, wie der verfrühte Hauch des Winters, der noch ein halbes Jahr weit weg war. Er hätte gern die Augen geschlossen, durfte jedoch keine solche Schwäche zeigen. Er hielt den Blick starr auf den Mann gerichtet, der ihm direkt gegenübersaß.
    »Sir, ich muss Ihnen sagen, dass ich nicht mit dem Kurs einverstanden bin, den Sie verfolgen, und ich stehe mit meiner Ansicht nicht allein da. Sir, bitte glauben Sie mir, dass wir, ich und die anderen Kommandeure, Sie so sehr lieben, wie wir unser Vaterland lieben, von ganzem Herzen. Aber aufgrund dieser Liebe können wir nicht dabeistehen und untätig zusehen, wie Sie alles wegwerfen, wofür Sie einstehen und woran wir glauben, nur um zu versuchen, eine fehlerhafte Entscheidung zu verteidigen.«
    Er sah, wie Swaels die Hände ineinander verschränkte, als wäre er ein flehentlicher Bittsteller. Kein Mann von guter Erziehung, dachte er fast wie im Traum, darf einen Satz mit dem unseligen

Weitere Kostenlose Bücher