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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Wort ›aber‹ beginnen…
    »Sir, glauben Sie mir, ich wünschte, ich hätte Unrecht. Ich und die anderen Kommandeure, wir haben alles versucht, um uns mit Ihrem Standpunkt anzufreunden, aber wir können es nicht. Sir, wir flehen Sie an, wenn Sie auch nur das Geringste für irgendeinen Ihrer Kommandeure empfinden, denken Sie noch einmal darüber nach. Entlassen Sie mich, wenn Sie glauben, das tun zu müssen, Sir, weil ich so offen gesprochen habe; stellen Sie mich vor ein Kriegsgericht, degradieren Sie mich, lassen Sie mich exekutieren, belegen Sie meinen Namen mit Schande, aber, Sir, erwägen Sie noch einmal Ihre Schritte, Sir, solange noch Zeit dazu ist.«
    Sie saßen schweigend da, während der Wagen über die Straße brummte, hin und wieder um Kurven schlingerte, Links-rechts- oder Rechts-links-Schwenks vollführte, um Löchern auszuweichen, und… und wir alle, dachte er, die wir hier sitzen, erstarrt in dem schwachen gelben Licht, sehen aus wie leibhaftige Tote.
    »Halten Sie den Wagen an«, hörte er sich selbst sagen. Sein Finger drückte bereits den Interkom-Knopf. Der Wagen wurde rumpelnd durch die Gänge heruntergeschaltet und hielt schließlich an. Er öffnete die Tür. Swaels hatte die Augen geschlossen.
    »Steigen Sie aus!«, befahl er ihm.
    Swaels wirkte plötzlich wie ein alter Mann, der den ersten von vielen Schlägen erlitt. Es war, als ob er geschrumpft wäre, in sich zusammengefallen. Eine warme Windbö drohte die Tür wieder zuzuschlagen; er hielt sie mit einer Hand auf.
    Swaels beugte sich vor und stieg langsam aus dem Wagen. Er blieb einen Moment lang am dunklen Straßenrand stehen; der Lichtkegel der Innenlampe des Mannschaftswagen streifte sein Gesicht, dann entfernte er sich.
    Zakalwe schloss die Tür. »Fahren Sie weiter!«, befahl er dem Fahrer.
    Sie brausten davon, weg von der Morgendämmerung und der Staberinde, bevor deren Kanonen sie finden und zerstören konnten.
     
    Sie hatten gedacht, sie hätten gewonnen. Im Frühling hatten sie mehr Männer und mehr Material und insbesondere hatten sie mehr schwere Geschütze; zur See lauerte die Staberinde als Bedrohung, jedoch nicht als wirklich vorhandenes Gerät, da es ihr an dem Treibstoff mangelte, den sie gebraucht hätte, um einen wirkungsvollen Angriff auf die feindlichen Streitkräfte und Konvois durchzuführen; es war mehr pflichtschuldige Achtung, die ihr gezollt wurde.
    Doch dann ließ Elethiomel das großartige Schlachtschiff durch die saisonbedingten Kanäle ziehen und schleppen, über die sich ständig verändernden Untiefen zu den leeren Trockendocks, wo man irgendwie den benötigten Raum freisprengte und das Schiff hineinbekam, die Tore schloss, das Wasser herauspumpte und Beton hineinpumpte und - das hatten seine Ratgeber vorgeschlagen – wahrscheinlich so etwas wie stoßdämpfende Polster zwischen dem Metall und dem Beton anbrachte, sonst hätten die Kanonen mit den Halbmeter-Kalibern längst das Gefährt in Stücke gerüttelt. Es bestand der Verdacht, dass Elethiomel dafür Müll benutzt hatte, Abfall, um die Seiten seiner improvisierten Festung auszuschlagen.
    Er fand das fast belustigend.
    Die Staberinde war nicht wirklich uneinnehmbar – obwohl sie jetzt im wahrsten Sinne des Wortes unsinkbar war; sie konnte eingenommen werden, doch sie würde dafür einen schrecklichen Preis verlangen.
    Und natürlich, nachdem sie eine Atempause und die nötige Zeit zur Beschaffung neueren Geräts gehabt hatten, würden die Kräfte in dem Schiff und darum herum sowie die Stadt womöglich einen Ausfall wagen; auch diese Möglichkeit war diskutiert worden, und Elethiomel war durchaus dazu fähig.
    Aber was immer er darüber dachte, wie immer er an das Problem heranging, es würde in jedem Fall auf ihn zurückfallen. Die Männer taten, was er sagte; die Kommandeure ebenfalls, sonst tauschte er sie gegen andere aus; die Politiker und die Kirche hatten ihm freie Hand gelassen und würden ihn bei allem unterstützen, was er auch tat. Dessen glaubte er sich ganz sicher sein zu können, so sicher, wie ein Kommandeur je sein konnte. Aber was sollte er denn tun?
    Er hatte erwartet, eine perfekt ausgebildete Armee aus Friedenszeiten zu übernehmen, großartig und eindrucksvoll, um diese schließlich einem anderen jungen Spross des Hofes in derselben überzeugenden Verfassung zu übergeben, damit die Tradition der Ehre und des Gehorsams und der Pflichterfüllung fortgesetzt werden konnte. Stattdessen fand er sich als Oberbefehlshaber einer Armee

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