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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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als grobe Beleidigung empfinden.«
    »Noch mehr gute Nachrichten, Roboter?«
    »Sprechen Sie niemals über Geschlechtsumwandlungen. Die Leute wissen von den Drogendrüsen, wenn sie auch deren Wirkungen nicht genau kennen, aber von den meisten der wesentlichen körperlichen Verbesserungen haben sie keine Ahnung. Ich meine, Sie können blasenfreie Verschwielung und solche Dinge erwähnen, das ist nicht wichtig. Doch zum Beispiel ein Hinweis auf die Veränderungen Ihrer eigenen Genitalien würde einen Aufruhr verursachen.«
    »Ach ja«, sagte Gurgeh. Er saß im Hauptaufenthaltsraum der Begrenzungsfaktor. Flere-Imsaho und das Schiff instruierten ihn, was er im Kaiserreich sagen und tun beziehungsweise nicht tun durfte. Bis zur Grenze waren es nur noch ein paar Tage.
    »Ja, sie wären neidisch«, erklärte der kleine Roboter mit seiner hohen, ein bisschen kratzigen Stimme. »Und wahrscheinlich auch ziemlich angeekelt.«
    »Doch vor allem neidisch«, ließ das Schiff durch seinen ferngesteuerten Roboter sagen und erzeugte ein seufzendes Geräusch.
    »Nun ja«, ergriff Flere-Imsaho wieder das Wort, »aber entschieden ange…«
    »Du musst dir eines merken, Gurgeh«, unterbrach das Schiff schnell. »Die Grundlage ihrer Gesellschaft ist das Eigentum. Alles, was du siehst und berührst, alles, womit du in Kontakt kommst, gehört einer Person oder einer Institution, es ist ihr Eigentum. Auf die gleiche Weise wird jede Person, die du kennen lernst, sich sowohl ihrer Stellung in der Gesellschaft als auch ihrer Beziehung zu den Personen ihrer Umgebung bewusst sein.
    Vor allem darfst du nicht vergessen, dass es auch Eigentum an Menschen gibt. Sie sind zwar stolz darauf, die Sklaverei abgeschafft zu haben, aber je nachdem, welchem Geschlecht ein Mensch angehört, kann er einem oder mehreren anderen immer noch teilweise gehören, indem er seine Arbeitskraft oder seine Talente denjenigen verkauft, die die Mittel haben, sie zu bezahlen. Bei den Männern geschieht das in besonders augenfälliger Form, wenn sie Soldat werden; das Personal ihrer bewaffneten Streitkräfte wird wie Sklaven gehalten, hat wenig persönliche Freiheit und steht ständig unter der Bedrohung durch die Todesstrafe für Ungehorsam. Frauen verkaufen für gewöhnlich ihre Körper, indem sie mit dem mittleren Geschlecht einen legalen Vertrag abschließen, eine so genannte Ehe. Die Apices bezahlen sie für ihre sexuellen Gefälligkeiten, indem sie…«
    »Komm, komm, Schiff!« Gurgeh lachte. Er hatte eigene Forschungsarbeiten durchgeführt, über die Geschichte des Kaiserreichs nachgelesen und sich informative Aufzeichnungen angesehen. Die Ansicht des Schiffes über die Sitten und Institutionen des Imperiums klangen nach einem Vorurteil und schrecklich kulturfixiert.
    Flere-Imsaho und der ferngesteuerte Schiffsroboter tauschten demonstrativ einen Blick. Dann wurde das Aurafeld des kleinen Bibliotheksroboters graugelb vor Resignation, und er meinte mit seiner hohen Stimme: »Nun gut, fangen wir noch einmal von vorne an…«
     
    Die Begrenzungsfaktor schwebte im Raum über Eä, dem schönen blauweißen Planeten, den Gurgeh zum ersten Mal vor fast zwei Jahren im Schirmraum von Ikroh gesehen hatte. Das Schiff wurde auf beiden Seiten von einem kaiserlichen Schlachtkreuzer flankiert, jeder doppelt so lang wie das Kultur-Fahrzeug.
    Die beiden Kriegsschiffe hatten es an der Grenze des Sternenhaufens, in dem Eäs System lag, in Empfang genommen, und die Begrenzungsfaktor, die bereits von ihrem normalen Hyperraum-Antrieb – auch etwas, worüber das Imperium im Dunkeln gelassen wurde – auf einen langsamen Warpdrive heruntergegangen war, hatte angehalten. Ihre acht Effektor-Blasen waren transparent, zeigten die drei Spielbretter, den Modul-Hangar und den Swimmingpool in den Gehäusen um die Taille und den leeren Raum in den drei langen Blasen vorn. Die Waffensysteme waren auf der Kleiner Schurke entfernt worden. Trotzdem schickten die Azadier ein Boot mit drei Offizieren herüber. Zwei blieben bei Gurgeh, während der dritte jede einzelne Blase kontrollierte und dann Umschau im ganzen Schiff hielt.
    Diese oder andere Offiziere blieben in den fünf Tagen, die das Schiff brauchte, um Eä selbst zu erreichen, an Bord. Sie waren mit ihren flachen, breiten Gesichtern und der rasierten, beinahe weißen Haut genauso, wie Gurgeh sie sich vorgestellt hatte. Wenn sie vor ihm standen, sah er, dass sie kleiner waren als er, aber irgendwie wirkten sie durch ihre Uniformen viel größer. Es

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