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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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waren die ersten echten Uniformen, die Gurgeh sah, und seltsamerweise wurde ihm bei ihrem Anblick irgendwie schwindelig. Er fühlte sich entwurzelt und fremd und wusste nicht recht, ob er Furcht oder Ehrfurcht empfand.
    Ihr Benehmen ihm gegenüber erstaunte ihn nicht. Sie gaben sich Mühe, ihn zu ignorieren, sprachen ihn kaum einmal an und sahen ihm, wenn sie es taten, niemals in die Augen. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie eine solche Ablehnung erfahren.
    An dem Schiff zeigten die Offiziere dagegen viel Interesse, aber weder an Flere-Imsaho – der ihnen sowieso aus dem Weg ging – noch an dem ferngesteuerten Schiffsroboter. Flere-Imsaho hatte sich erst Minuten vor Eintreffen der Offiziere und mit äußerstem und wortreichem Widerstreben in die Hülle des alten Robotergehäuses eingeschlossen. Ein paar Minuten lang hatte er stumm geschäumt, während Gurgeh ihm erzählte, wie attraktiv das auralose Gehäuse aussehe und welche wertvolle Antiquität es darstelle. Doch dann kamen die Offiziere an Bord, und er war schnell davongeflogen.
    Da war er ja eine rechte Hilfe bei schwierigen linguistischen Problemen und den Feinheiten der Etikette, dachte Gurgeh.
    Der ferngesteuerte Schiffsroboter war auch nicht besser. Er blieb Gurgeh ständig auf den Fersen, doch er spielte den Stummen und machte eine Show daraus, hin und wieder irgendwo anzustoßen. Zweimal hatte Gurgeh sich umgedreht und wäre beinahe über den langsamen, unbeholfenen Würfel gefallen. Er geriet sehr in Versuchung, ihm einen Fußtritt zu verpassen.
    Gurgeh blieb es überlassen, mühsam zu erklären, dass es in dem Schiff keine Brücke, kein Flugdeck und auch keinen Kontrollraum gab, von denen er wusste. Er hatte den Eindruck, dass die azadischen Offiziere ihm nicht glaubten.
    Als sie über Eä ankamen, setzten sich die Offiziere mit ihrem Schlachtkreuzer in Verbindung. Sie sprachen so schnell, dass Gurgeh sie nicht verstehen konnte, aber die Begrenzungsfaktor mischte sich ein und begann ebenfalls zu sprechen; es gab eine hitzige Diskussion. Gurgeh sah sich nach Flere-Imsaho um, der hätte übersetzen können, aber der war wieder einmal verschwunden. Mehrere Minuten lang hörte er dem Geplapper mit wachsender Frustration zu. Dann entschied er sich, sie das unter sich ausmachen zu lassen, und wandte sich zum Gehen. Dabei stolperte er über den ferngesteuerten Roboter, der direkt hinter ihm dicht über dem Fußboden schwebte, und plumpste mehr auf die Couch, als dass er sich hinsetzte. Die Offiziere sahen sich kurz nach ihm um, und er spürte, dass er rot wurde. Der ferngesteuerte Roboter trieb zögernd davon, bevor Gurgeh mit dem Fuß nach ihm zielen konnte.
    So viel, dachte er, zu Flere-Imsaho, so viel zu der angeblich bis ins Letzte ausgefeilten Planung und der überwältigenden Klugheit von Kontakt. Der jugendliche Kontakt-Repräsentant machte sich nicht einmal die Mühe, anwesend zu sein und seine Aufgabe ordentlich zu erfüllen; er zog es vor, sich zu verstecken und sich dem Selbstmitleid hinzugeben.
    So viel wusste Gurgeh darüber, wie es im Kaiserreich zuging: Dort wäre so etwas nicht passiert. Diesen Leuten war klar, was Pflicht und Befehle zu bedeuten hatten, und sie nahmen ihre Verantwortung ernst. Oder, falls sie es nicht taten, mussten sie dafür büßen.
    Sie taten, was ihnen gesagt wurde. Sie hatten Disziplin.
    Nachdem die drei Offiziere noch eine Weile miteinander und dann von neuem mit ihrem Schiff geredet hatten, verließen sie Gurgeh endlich und gingen, den Modul-Hangar zu inspizieren. Sobald sie fort waren, benutzte Gurgeh sein Terminal, um das Schiff zu fragen, worum die Diskussion sich gedreht habe.
    »Sie wollten weiteres Personal und noch mehr an Ausrüstungsgegenständen herüberholen«, teilte die Begrenzungsfaktor ihm mit. »Ich habe ihnen gesagt, dass das nicht geht. Kein Grund zur Sorge. Du suchst jetzt besser deine Sachen zusammen und gehst in den Modul-Hangar; ich werde innerhalb einer Stunde den Raum des Imperiums verlassen.«
    Gurgeh machte sich auf den Weg zu seiner Kabine. »Wäre es nicht schrecklich«, sagte er, »wenn du versäumtest, Flere-Imsaho von deiner Abreise zu benachrichtigen, und ich Eä ganz allein besuchen müsste?« Es war nur zur Hälfte als Scherz gemeint.
    »Es wäre unvorstellbar«, antwortete das Schiff.
    Im Korridor kam Gurgeh an dem ferngesteuerten Roboter vorbei, der sich langsam in der Luft drehte und hin und wieder auf und ab tanzte. »Und ist das wirklich notwendig?«, fragte Gurgeh

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