Das Kuschelbett
Telefon.
Erschrocken setzte sie sich
kerzengerade im Bett auf.
»Wer kann das sein?«
Sie tapste hinaus in das andere Zimmer,
und er hörte sie heftig mit jemandem sprechen, der Stig hieß.
Als sie den Hörer aufgelegt hatte, kam
sie ins Schlafzimmer zurück, ihre Stirn war zornig gerunzelt, und ihr Gesicht
sah verärgert und bekümmert aus.
»Du mußt jetzt gehen«, stieß sie
hervor. »Ich bekomme Besuch von einem Mann, den ich seit langem kenne, und wenn
er dich hier sieht, gibt es Krach.«
Roland sagte nichts, stand auf und ging
hinaus, um nach seinen Kleidern zu suchen.
Eigentlich war es so vielleicht am
besten. Er wäre ihrer wohl überdrüssig geworden, wenn sich die Geschichte noch
lange ausgedehnt hätte. Und da sie wußte, daß er die ganze Nacht zur Verfügung
hatte, würde sie ihn sicher erst in den Morgenstunden weggelassen haben.
Er kleidete sich rasch an, gab ihr
einen hastigen Abschiedskuß — sie würden sich wohl niemals wiedersehen — und
ging.
Er hatte in der Nähe ein U-Bahnschild
gesehen und entschloß sich, mit der Bahn nach Hause zu fahren. Es wurde zu
teuer, immer nur Taxis zu nehmen, und außerdem würde ihm das Durchrütteln in
den grünen Wagen jetzt gut bekommen.
Eben als er die Treppe zum Bahnsteig
hinunterkam, lief ein Zug ein, und im Nu war er am Ziel.
Die Beine waren ihm schwer, als er an
der Portierloge vorbeikam und seinen Schlüssel erhielt. Er schlief schon halb,
als er im Aufzug stand, zog sich im Zimmer die Schuhe aus und warf sich
angekleidet aufs Bett. Er knipste nicht einmal die Deckenbeleuchtung aus, bevor
er die Augen schloß.
Am dritten Kongreßtag erwachte Roland
mit einem herrlich ausgeruhten Gefühl. Er streckte sich und lag noch eine Weile
dösend im Bett, während er überlegte, was der Tag ihm bringen würde.
Es war der letzte offizielle
Kongreßtag, und er sollte mit einem großen Galaessen abgeschlossen werden.
Roland zweifelte daran, daß er abends
noch Zeit haben würde, sich für das Festessen umzukleiden, weil es während des
Nachmittags sicher noch viele kleine Empfänge geben würde. Deshalb zog er,
nachdem er sich geduscht und rasiert hatte, gleich den dunkelblauen Anzug an.
Er steckte noch ein frisches Hemd in seine Aktentasche — er konnte es auf der
Toilette wechseln — und fuhr zum Kongreß.
Vor dem Eingang hatten viele Baufirmen Mitarbeiter
eingesetzt, die Einladungskarten zu den Empfängen austeilten, an die Roland bei
seinem Zeitplan gedacht hatte. Sie liefen immer nach dem gleichen Schema ab und
brachten keine interessanten Neuigkeiten, aber angenehm war der viele Alkohol,
der sich über die Besucher ergoß, deshalb sammelte er so viele Karten ein, wie
er erreichen konnte.
Kaum hatte er seinen Fuß auf den hellen
Marmorboden der Halle gesetzt, als er schon von zwei Seiten attackiert wurde.
»Hej«, sagte eine Stimme von links,
während ihn gleichzeitig jemand von rechts am Rockärmel zupfte.
Er blickte zuerst nach links und sah
Maud. Sie trug ein Kleid mit Weste und Spitzenbluse und war offenbar in der
richtigen Stimmung, so viele Drinks zu kippen, wie sie ergattern konnte. Sie
lächelte ihn unternehmungslustig an.
»Wie du siehst, bin ich wieder auf den
Beinen. War es gestern abend langweilig ohne mich?«
Er wußte nicht, was er antworten sollte
und zuckte nur mit den Schultern, was alles und nichts bedeuten konnte. Er
wandte den Kopf auf die andere Seite, um zu sehen, wer ihn am Rockärmel gezogen
hatte. Es war Susanne, aber als sie sah, daß er mit Maud sprach, zog sie sich
zurück.
»Kommst du heute abend zum Festessen?«
fragte ihn Maud später.
Er nickte und sah sich dabei nach Bengt
und Henrik um.
»Wollen wir nebeneinander sitzen?«
Maud wirkte ungeduldig und fordernd.
»Ja, ja. Ich kann zwar nichts
versprechen, aber ich glaube schon, daß sich das managen läßt. Ich muß nur noch
mit meinen Freunden sprechen, denn die habe ich an dem Abend versetzt, als ich
mit dir zusammen war, und das hat sie verstimmt.«
»Nimmst du mehr Rücksicht auf deine
Freunde als auf mich?«
»Nein, nein, so war das nicht gemeint.
Aber bei einem solchen Kongreß trifft man Menschen, die man sonst nie sieht.
Man verspricht, anzurufen und den Kontakt aufrechtzuerhalten, aber daraus wird
ja nie etwas, und ehe man sich’s versieht, trifft man sich schon wieder bei
einem neuen Kongreß. Inzwischen ist ein ganzes Jahr vergangen und allen ist
klar geworden, daß man sich auf Versprechungen, Anrufe und Zusammenkünfte nicht
verlassen kann,
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