Das Kuschelbett
Darin stand es schwarz auf weiß, daß
ich meinen Beruf auf dem Meer hatte. An dem Tag, da ich mit dem Koffer in der
Hand dastand, um mich zur Station zu begeben und den Zug nach Göteborg zu
nehmen, umarmte mich Mama so, als wolle sie mich nie weglassen, und drückte ihr
von Tränen aufgeschwollenes Gesicht an meine Wangen. Ihr aufrichtiger Kummer
brachte mich in Verlegenheit, und ich drückte meine Gefühle zu ihr mit einer
etwas ungeschickten Umarmung aus. Papa richtete sich stramm auf, sah mich ernst
an und gab mir einen festen, männlichen Händedruck.
»Halt dich ordentlich, mein Junge, und
sieh zu, daß du deinem Namen Ehre machst!«
Es war klar, daß er es gut meinte, aber
niemals war er mir alberner vorgekommen. Ich erwiderte seinen Händedruck ebenso
männlich und sagte:
»Verlaß dich auf mich, Papa!« Da sah er
so zufrieden aus, als ob das Seemannsleben bereits begonnen habe, mir Haltung
zu geben.
Das Schiff war ein mittelgroßer Laster,
und von außen wirkte es sauber und gepflegt. Es war das erste Mal, daß ich ein
Deck unter die Füße bekam. Ich fand, daß es schwach schwankte, und das war ein
herrliches Gefühl. Ich meldete mich beim Kapitän in dessen Kabine. Er war ein
großer, hagerer Mann hoch in den mittleren Jahren und sah mit seinem großen
Kinn und dem langgezogenen Gesicht aus wie ein Pferd. Er nahm mein Seemannsbuch
und blickte mich prüfend an.
»Ja so, du bist also Stellan«, sagte
er. »Ich habe einen Brief von deinem Vater bekommen. Er hat mich gebeten, auf
dich aufzupassen.«
Plötzlich sah er zufrieden und
freundlich aus.
»Wenn ich einen Brief von Eltern eines
Jungen kriege, der zur See soll, dann bekomme ich meistens einen bleichen
Stubenhocker auf den Hals. Aber du siehst ja kräftig und gesund aus. Und du
scheinst auch kein Muttersöhnchen zu sein wie die anderen. Oder bist du es?«
»Nein, Käpt’n«, antwortete ich.
Er nickte.
»Das ist gut. Du wirst ordentlich zu
schuften haben, aber das ist bloß nützlich für junges Gemüse. Der Seemannsberuf
ist der beste auf der Welt. Ich selbst bin seit über dreißig Jahren auf Deck.
Aber ich werde achtgeben, daß dir nichts zustößt, da dein Papa mich darum
bittet. Der dritte Steuermann wird dir zeigen, wo du wohnst.«
Ich wurde ins Logbuch eingeschrieben,
und der dritte Steuermann, ein junger und recht überlegener Typ, führte mich in
eine Zweimannkabine, wo herumgeworfene Kleidungsstücke anzeigten, daß das
Unterbett besetzt war.
»Dein Schlafplatz ist oben. Stell deine
Sachen hier ab, dann werde ich dir den Weg zu deinem Job zeigen. Aber du bist
natürlich ebenso faul wie alle andern.«
Er führte mich in einen Raum hinter der
Küche, in dem ein Junge, der etwas älter war als ich, belegte Brote
zubereitete. Er hatte eine weiße Meßjacke an. Der dritte Steuermann stellte uns
flüchtig einander vor.
»Willy, das hier ist Stellan. Gib ihm
eine Jacke.«
Er wandte sich an mich. »Du kannst ihm
helfen, die Brote zu machen. Willy wird dich in den Job einführen.«
Plötzlich erblickte er einen nassen und
schmutzigen Fleck am Boden. »Pfui Teufel, Willy, was ist das hier für eine
Schweinerei! Hier soll es rein und proper wie in der Kirche sein. Sieh zu, daß
der Dreck wegkommt. Auftrocknen, dalli!«
Er machte auf den Absätzen kehrt und
verschwand. Willy gab sich keine Mühe ihm zu antworten, sondern fuhr
seelenruhig fort Butterbrote zu schmieren. Ich nahm ein Buttermesser und hieb
es in den nächsten Butterhaufen. Lange Zeit standen wir stumm nebeneinander und
arbeiteten. Ich merkte, daß er mir neugierige Blicke zuwarf, aber ich tat, als
sehe ich sie nicht. Irgendwie gefiel mir sein Gesicht. Er hatte harte, magere
Züge, aber die Augen waren lebhaft und lustig. Plötzlich legte er das Messer
nieder und zog einen Fetzen aus einer Lade. Er warf ihn neben mich auf den
Boden hin.
»Schau zu, daß die Lache wegkommt, aber
fix!« sagte er.
Das war eine Probe. Nun galt es, die
Karten richtig auszuspielen. Ich wollte ihn mir nicht zum Feind machen, aber
alles hing davon ab, nicht gleich vom Anfang an auf mir herumhopsen zu lassen.
Ich machte weiter Butterbrote, ohne mich um den Fetzen zu kümmern.
»Hast du nicht gehört, was ich gesagt
habe? Trockne die Lache auf.«
»Trockne selbst«, sagte ich ruhig, ohne
mit der Wimper zu zucken.
Er kam zu mir und stellte sich vor mich
hin.
»Ich bin auf diesem Kahn schon seit
drei Jahren. Du tust gefälligst, was ich sage. Trockne die Lache auf, sonst
gnade dir Gott!«
Mit
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