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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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mußte klar sein, daß ich ihn sprechen wollte.«
    »Tut mir leid, Powell. Ich hatte das Gefühl, daß sein Wunsch wichtiger war als irgendein Postmortem, das wir hier halten. Er kann das Mädchen finden – und das wollen wir doch, oder?«
    »Sie glauben im Ernst daran?« fragte Powell. »Sie müssen ein vollkommener Idiot sein. Ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, daß Morays Aufgabe hier in Portfield mit der Auffindung und Entführung von Barbara Graham zu Ende sein könnte? Und Sie haben ihn fliehen lassen! Jetzt ist er vielleicht schon bei seinen Freunden, wer sie auch immer sein mögen.«

 
12
     
    Ein beißender Nordwind peitschte Peter Moray ins Gesicht, und er zog die Schultern im Innern seines Schaffellmantels hoch. Er wußte selbst nicht recht, weshalb er in diese öde Seitenstraße von Nottingham gekommen war. Aber Barbara Graham hatte hier in Einsamkeit und Verzweiflung gelebt und schließlich ihren Selbstmordversuch begangen. Sie hatte während der langen Nächte wach in diesem Gebäude gelegen und auf die Stimmen in ihrem Kopf gehorcht, bis sie überzeugt von ihrem Wahnsinn war.
    Er tastete das Mietshaus telepathisch ab und untersuchte die Gedankenschemen der Bewohner. Im Kellergeschoß beruhigte eine Mutter ein weinendes Kind. Angst, wo der Mann wieder sein könnte, überlagerte die mütterlichen Gefühle. Im Erdgeschoß saß der Hausmeister in seiner Loge, sog zufrieden an einer alten, stinkenden Pfeife und blätterte die Abendzeitung durch. Ein junger Mann lief die Treppe hinunter, in Gedanken schon bei dem Mädchen, mit dem er sich treffen wollte. Aber von Barbara Grahams heller telepathischer Gegenwart war nichts zu spüren. Sie befand sich nicht im Innern des Gebäudes. Er hatte keinen logischen Grund zu dieser Annahme gehabt. Nur irgendein Impuls hatte ihn hergetrieben. Vielleicht war es die Hoffnung, daß er bei irgendwelchen Hausbewohnern, die sie gekannt hatten, Näheres erfahren konnte. Seit er die enge telepathische Verbindung mit ihr genossen hatte, wollte er sie nicht mehr missen.
    Der graue Schneematsch begann im Licht der Straßenlaternen zu glitzern, und er knirschte unter den Füßen, als er auf das Gebäude zuging. Er blieb in einer düster beleuchteten Eingangshalle stehen, die kaum wärmer als die Straße war, obwohl sie Zentralheizung hatte. Auf dem dunklen Eisenkasten des Aufzugs hing ein Pappschild mit der Aufschrift: AUSSER BETRIEB. An der Wand neben der Treppe war eine Ablage für Briefe, auf der sich auch ein Plan des Hauses befand. Barbara Grahams Name stand noch darauf. Ihre Wohnung war im dritten Stock. Er ging die schmuddelige Treppe hinauf, in der Hoffnung, oben jemanden zu finden, der Barbara gut genug kannte, um ihn bei seiner Suche zu unterstützen.
    Er blieb am Treppenabsatz des dritten Stocks stehen. Auf jeder Seite des Korridors waren braun gestrichene Türen. Dahinter, in Betonkästen, verbrachten menschliche Wesen ihr Leben – und einige starben darin. Er durchforschte ein Apartment nach dem anderen, indem er auf der linken Seite des Korridors begann. Das erste war leer. Im zweiten schlief ein Betrunkener. Sein Gehirn war durchsetzt von scheußlichen Alkoholträumen, die seine Zuflucht vor einer noch scheußlicheren Wirklichkeit bildeten. Das nächste Zimmer war wieder leer, aber das vierte kam wie ein warmes Licht auf ihn zu. Ein junges Paar saß beim Abendessen. Sie hatten vor einer Woche geheiratet und waren gleich in das Apartment gezogen. Ihre Liebe zueinander war vollkommen und wunderbar, und ihr Glück verwandelte den trostlosen Raum. Peter tastete nur zögernd weiter.
    Eine ältliche Frau saß im letzten Apartment vor ihrem Fernsehapparat. Obwohl er auf volle Lautstärke gedreht war, sah sie nicht hin, sondern las ein Buch. Ihr Gedankenstrom war ein Gewirr von Eindrücken aus dem Fernsehapparat und dem Buch, die sich mit ihren subjektiven Vorstellungen verbanden. Peter zog sich mit einem Gefühl des Mitleids zurück. So bekämpfte die Frau also ihre Einsamkeit – eine Methode, die man immer wieder antraf. Es war schrecklich, alt und allein zu sein. Er beschloß, sich mit ihr zuerst zu unterhalten.
    Sie kam endlich auf sein Klingeln und stand im Hausgang, eine zerbrechliche, grauhaarige Frau in einem alten, schwarzen, langärmeligen Kleid. Der Fernsehapparat dröhnte in ihrem Rücken weiter, als sie ihn durch die goldumrandete Brille ansah.
    »Ja?« fragte sie.
    »Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten, Mrs. Forman«, sagte Peter. Er hatte

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