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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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hören, der unverändert durch das Einschussloch pfiff.
    Paige sah Carrie an. «Sie können jederzeit mit uns nach Border Town zurückkehren. Dort wäre es für Sie wahrscheinlich am sichersten.»
    Carrie dachte kurz darüber nach und schüttelte dann den Kopf. «Solange Sie auf mich verzichten können, würde ich mich von Tangent lieber weiter fernhalten. Ich kann schon auf mich aufpassen. In den ersten Jahren, als ich dem Frieden noch nicht ganz traute, habe ich größere Summen Bargeld an einem sicheren Ort deponiert und einige nützliche Kontakte geknüpft. Überlassen Sie mir den Jeep, dann komme ich schon klar.» Sie schwieg wieder und blickte eine Weile aus dem Seitenfenster hinaus in die Finsternis. «Eins muss ich Ihnen noch erzählen, wozu immer es auch gut sein mag. Etwas, das ich etwa ein Jahr nach Beendigung von Skalar mal zufällig mitbekommen habe. Ich war unterwegs zum Konferenzraum und hörte von innen Peters Stimme, er redete gerade mit einem der anderen. Die beiden waren offenbar allein. Etwas in ihrem Tonfall veranlasste mich, vor der Tür haltzumachen, und noch ehe ich mich diskret wieder entfernen konnte, bekam ich das Ende ihrer Unterredung mit. Peter sagte in etwa: ‹Die Lösung, die wir gefunden haben, ist verdammt störanfällig. Falls jetzt etwas schiefläuft, geht danach alles sehr schnell. Viel Zeit bleibt uns dann nicht mehr, um die Sache zu stoppen.› ‹Wie viel Zeit?›, hat ihn der andere gefragt, und Peter hat geantwortet: ‹Das erste Anzeichen von Ärger würde irgendwas Großes sein, und von da an würden uns noch genau vierundzwanzig Stunden bleiben.› Danach, das weiß ich noch, hat er ungefähr zehn Sekunden lang geschwiegen. Und dann noch hinzugesetzt: ‹Ja, vierundzwanzig Stunden bis zum Ende der Straße›, in einem Tonfall, der mir richtig Angst eingejagt hat.»
    Travis sah Paige an und warf dann, genau wie sie, einen Blick auf die Uhr in der Konsole des Jeeps.
    6.05 Uhr morgens.
    Garner war am Vorabend um Viertel vor zehn Ostküstenzeit getötet worden – hier in Colorado war es um die Zeit Viertel vor acht gewesen. Das Ende der Straße , was auch immer damit gemeint sein mochte, würde also am heutigen Abend um Viertel vor acht erreicht sein. In dreizehn Stunden und vierzig Minuten.

    Paige rief in Border Town an und veranlasste, dass ein Jet sie von einem regionalen Flugplatz in der Nähe von Cimarron abholen kam. Ohne vorherige Ankündigung allerdings; erst fünf Minuten vor der Ankunft sollten die Piloten um Landeerlaubnis ersuchen, da zu befürchten war, dass der Flugverkehr von feindlichen Elementen überwacht wurde.
    Als das Flugzeug landete, war Carrie in dem Jeep längst weitergefahren. Nach kaum drei Minuten am Boden hatte der Jet mit ihnen an Bord schon wieder abgehoben, und während er im Steigflug die Wolkendecke unter sich ließ und die ersten grellen Strahlen der Morgensonne in die Kabine fielen, sagte Paige: «Also, schieß los.»
    Travis blinzelte gegen die gleißende Helligkeit an. «Im Mai 1978 war ich zehn Jahre alt. Ziemlich groß für mein Alter, locker einen Meter fünfundvierzig. Kein Hänfling.»
    «Das kann nicht dein Ernst sein.»
    «Wir wissen, dass Ruben Ward das Krankenhaus mit dem Notizbuch am späten Abend des 7. Mai durch einen nördlichen Ausgang verlässt. Die Uhrzeit können wir bis auf wenige Stunden eingrenzen. Und wir wissen, dass er sich vor Schwäche kaum auf den Beinen halten kann. Körperlich hat er mir also kaum etwas entgegenzusetzen. Ich kann ihm das Buch entreißen und damit weglaufen.»
    «Du hast doch in Minneapolis gewohnt. Wie willst du in dem Alter ganz allein nach Baltimore gelangen, einmal quer durchs halbe Land?»
    «Indem ich den Wagen meines Vaters entwende und mir den Fahrersitz bis ganz nach vorne stelle. Von Minneapolis nach Baltimore werde ich wohl an die fünfzehn, sechzehn Stunden brauchen, wenn ich mich an das Tempolimit halte. Was ich wohl besser tun sollte.»
    Er sah, wie sie sich die Idee durch den Kopf gehen ließ und widerstrebend damit anfreundete. Aber nur bis zu einem gewissen Grade.
    «Du musst aber zwischendurch tanken», wandte sie ein, «und jeder Tankwart wird doch sofort die Polizei anrufen, sobald er dich aus dem Wagen steigen sieht. Von anderen Autofahrern ganz zu schweigen, die gerade tanken und dir an der Zapfsäule Schwierigkeiten machen könnten. Lauter Erwachsene, die nicht eben erst auf wackligen Beinen eine Koma-Abteilung verlassen haben. Gegen die ein Zehnjähriger wenig

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