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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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auch immer er gerade stecken mochte.
    Travis wich vor ihr zurück und merkte zu spät, dass er ihr auf diese Weise einen ungehinderten Blick ins Wohnzimmer ermöglichte. Wo Garett nicht zu übersehen war.
    Ihr Blick fiel auf ihn.
    Sie zuckte abermals heftig zusammen und wich zurück. Sie riss entgeistert die Augen auf und reagierte dann intuitiv, ganz gleich, welchen Schluss genau sie aus der Situation gezogen haben mochte. Sie stieß die Wohnungstür vollständig beiseite und stürzte auf Travis zu.
    Seine Aussicht, an ihr vorbei ins Treppenhaus zu huschen, ging gegen null. Selbst wenn ihm das gelang, hätte sie ihn im Nu wieder eingeholt. Weil sie schneller war als er, viel schneller.
    Travis taumelte rückwärts zurück, bis er mit den Waden gegen den Couchtisch prallte. Er verlor das Gleichgewicht und ging vor der Couch zu Boden, wo die Frau sich im nächsten Moment auch schon über ihn beugte und ihn am Hemd packte. So sehr die Frau auch gerade seine unmittelbare Aufmerksamkeit beanspruchte, sah Travis vor seinem geistigen Auge doch gleichzeitig Ruben Ward vor sich. Vorwärtstaumelnd und innehaltend. Vorwärtstaumelnd und innehaltend, hurtig, unaufhaltsam. Inzwischen der Kreuzung wahrscheinlich schon ein ganzes Stück näher gekommen. War er erst dort angelangt, könnte er sich in jede beliebige Richtung wenden, unmöglich zu sagen, wohin genau, denn im näheren Umkreis gab es einige Seitenstraßen und Durchgänge, in die er eilig abtauchen konnte. Und genau das würde er vermutlich auch tun, aus der Sorge heraus, dass Krankenhausmitarbeiter ihm schon dicht auf den Fersen waren – er konnte ja nicht ahnen, dass sein Verschwinden unbemerkt geblieben war.
    Schon in den nächsten dreißig oder vierzig Sekunden konnte Ward ungesehen irgendwo abtauchen. Und damit schlicht verschwunden sein.
    Travis kehrte ruckartig ins Hier und Jetzt zurück. Die Frau schrie auf ihn ein, verlangte zu wissen, wer er sei. Versuchte, seine Arme zu fassen zu bekommen. Bekam auch einen Arm zu fassen, schnappte nach dem anderen. Travis gelang es jedoch, sich loszureißen, und dann legte er Zeige- und Mittelfinger seiner freien Hand zusammen und stieß sie der Frau ins Auge.
    Sie schrie auf vor Schmerz, ließ seinen Arm los und riss beide Hände vors Gesicht, um hektisch nach Verletzungen zu tasten.
    Travis wand sich unter ihr auf den Bauch, bekam ein Bein der Couch zu fassen und zog sich daran nach vorn, bis er ihr entwischt war. Er hörte sie fluchen und brüllen und spürte einen Luftzug, verursacht von ihrer Hand, die knapp seinen Rücken verfehlte.
    Dann hatte er sich auch schon aufgerappelt, setzte mit einem Sprung über den Couchtisch und stürzte auf die Tür zu.
    Die offene Tür des Schlafzimmers.
    In das wütende Geschrei der Frau hinter ihm schlich sich auf einmal ein Unterton von Panik ein. Vielleicht ahnte sie, was er vorhatte. Es polterte, als sie den Couchtisch beiseitestieß und aufsprang, um ihm nachzujagen.
    Die Tür war jetzt direkt vor ihm. Im Hindurchlaufen hakte er sich mit einer Hand am Türrahmen fest, um seinen Körper wie ein Pendel seitwärts zum Nachttisch schwingen zu lassen. Er hatte eben mit der freien Hand den Griff der Schublade zu fassen bekommen, als die Frau von hinten mit voller Wucht gegen ihn prallte.
    Zu spät, er hatte die Schublade bereits herausgerissen. Der Inhalt flog in alle Richtungen. Eine Lesebrille, eine kleine Schachtel Papiertücher. Der Kompaktrevolver. Travis bekam ihn im Fallen eben noch am Griff zu fassen, ehe er hart auf den Boden prallte. Er warf sich reflexhaft herum und suchte auf Ellenbogen und Knien in Windeseile das Weite, ehe die Frau ihn zu packen bekam.
    An der Zimmerwand gegenüber richtete er sich etwas auf, indem er sich mit den Schulterblättern abstützte, bevor er mit dem Revolver in die Richtung zielte, aus der er gekommen war. Auf die Frau.
    Jetzt, etwa zwei Meter vor ihm, hielt sie abrupt inne, auf allen Vieren erstarrt wie eine Katze im letzten Moment vor dem Sprung.
    Sie fixierte die Revolvermündung wie hypnotisiert.
    «Immer schön sachte», sagte sie.
    «Es ist nur eine Erinnerung», entgegnete Travis und drückte ab.
    Die Kugel zerschmetterte ihr das Schlüsselbein, und sie sackte schreiend zu Boden, während sie sich die Hand an die Wunde drückte. Travis war bereits wieder auf den Beinen und auf dem Weg zur Tür, er sprang achtlos über sie hinweg und stürzte aus dem Zimmer.
    Dann weiter durchs Wohnzimmer und durch die sperrangelweit offenstehende

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