Das Labyrinth der Zeit
Wohnungstür hinaus ins Treppenhaus. Er war bereits zwei Etagen hinuntergerannt, ehe er merkte, dass er noch den Revolver in der Hand hielt. Beim Sprung von der letzten Treppenstufe stopfte er ihn sich in die rechte Jackentasche, riss dann die Haustür auf und stürzte in die kühle Nacht hinaus.
Er starrte zur Kreuzung hinüber, dann weiter zur Front des Krankenhauses dahinter.
Von Ward fehlte jede Spur.
Der Mann war bereits außer Sichtweite. Er hatte also die Kreuzung erreicht und war irgendwohin abgebogen, wohin auch immer.
Travis spurtete los in Richtung Broadway und analysierte im Laufen die Lage. Die Möglichkeit, dass Ward den Broadway überquert und seinen Weg auf der Monument Street fortgesetzt hatte, schied aus – in dem Fall hätte Travis ihn bereits sehen müssen. Auch ins Parkhaus konnte er nicht entwichen sein, es war von dieser Straßenecke aus nicht zugänglich. Blieb also noch der Broadway, in nördliche oder südliche Richtung. Wäre Ward nach Süden abgebogen, hätte er weitere zweihundertfünfzig Meter weit das Krankenhaus neben sich gehabt. Den Ort also, von dem er sich unbedingt entfernen wollte.
Also war er nach Norden abgebogen, notgedrungen.
Travis spähte bereits in diese Richtung, als er an dem letzten Stadthaus vorbeirannte. Der Broadway in seiner gesamten Ausdehnung rückte in sein Gesichtsfeld.
Ward war nirgends zu entdecken.
Travis schnellte herum und spähte gen Süden. Auch dort weit und breit kein Ward.
Er wandte sich wieder gen Norden. Hielt Ausschau nach Schlupfwinkeln, in die der Mann abgetaucht sein könnte. Wofür realistischerweise eigentlich nur zwei Möglichkeiten ganz in der Nähe in Betracht kamen: eine Nebenstraße hinter den Verwaltungsgebäuden im Osten sowie eine hinter der Reihe von Stadthäusern im Westen.
Irgendetwas Metallenes landete scheppernd auf Asphalt. Ein Mülltonnendeckel womöglich. Auf jeden Fall in einer der Nebenstraßen – bloß in welcher? Akustisch war das nicht so ohne weiteres zu bestimmen.
Travis setzte sich wieder in Bewegung, rannte dreißig Meter nach Norden bis zur Mitte des schmalen Blocks. Blieb dann abrupt stehen und starrte in die linke Nebenstraße, jene, die sich hinter den Stadthäusern befand.
Der Deckel lag etwa zehn Meter vor ihm auf dem Asphalt, gut sichtbar im bernsteinfarbenen Licht, das von der Hauptstraße herüberdrang. Schon anderthalb Meter dahinter wurde alles dunkel: ein nicht sonderlich breiter Durchgang, zwischen den Stadthäusern auf der südlichen und nördlichen Hälfte des Blocks, vermutlich vollgestellt mit Mülltonnen und dergleichen. Er erstreckte sich bis ganz zum westlichen Ende, über annähernd dreihundert Meter.
Doch es zweigten etliche Wege davon ab, nach Norden und Süden hin. Minigässchen, die da und dort parallelstehende Häuser voneinander trennten und für Travis nur anhand der Lücken zwischen den Dächern zwei Stockwerke über ihm auszumachen waren. Unten im Dunkel war rein gar nichts zu erkennen. Genau jetzt hätte Ward in einen dieser Durchgänge irgendwo vor ihm abtauchen können, ohne dass er etwas davon mitbekam. Travis stürzte los, in den Durchgang vor ihm.
Tiefe Finsternis. Allerlei Unrat, der überall verstreut lag. Schwaches Licht, das hier und da aus einem rückwärtigen Zimmer drang.
Nach etwa zehn Sekunden hatten sich Travis’ Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Eben noch rechtzeitig sah er vor sich ein Spielzeugauto und stieg lautlos darüber hinweg.
Vielleicht fünfzehn Meter vor ihm bewegte sich etwas im Dunkeln. Ein Klappern von Holz und Asphalt und – was noch? Hände, die flach auf dem Boden aufschlugen, so schien es Travis.
Ein Mann fluchte leise.
Travis ging weiter. Schritt für Schritt, ganz leise, behutsam.
Erneut leise Geräusche, die zu ihm herüberdrangen. Unrat, der beiseitegeschoben wurde. Das Rascheln von Plastiktüten. Ward versuchte anscheinend, gerade wieder mühsam auf die Beine zu kommen.
Travis bemühte sich, die Geräuschquelle mit den Augen auszumachen. Doch es war zwecklos. Zu undurchdringlich war die Finsternis bereits wenige Meter vor ihm.
Er machte einen weiteren behutsamen Schritt – und trat mitten auf eine quer daliegende Getränkedose, die unter seinem Fuß zerknautscht wurde. Das Geräusch dabei hallte weithin durch die Stille.
«Wer ist da?», rief eine Männerstimme, rau, heiser und hörbar verängstigt.
Travis sagte nichts. Er wartete. Atmete lautlos ein und aus, mit weit geöffnetem Mund.
Fünf Sekunden blieb es still,
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