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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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Holt bewusst vermieden. Nein, er hatte sich mit der Vernichtung des halben Komplexes begnügt und offenbar gehofft, dass die Stoßwelle ausreichen würde, um alle Bewohner zu töten.
    Bei dieser Hoffnung aber würde er es nicht bewenden lassen. Nie und nimmer. Was nur bedeuten konnte, dass ihnen, wahrscheinlich schon in Kürze, weiteres Ungemach drohte.
    Travis dachte darüber nach, während er angestrengt in die Tiefe horchte – in der Hoffnung, die Laute wahrzunehmen, die er ohne das Klingeln in seinen Ohren wohl schon längst wahrgenommen hätte. Er drehte den Kopf herum und hielt den Atem an, und da hörte er es endlich: das Weinen und die Rufe Überlebender, weiter unten auf den intakten Stockwerken auf der Nordseite. Die Stimmen drangen alle aus den obersten fünf oder sechs Etagen mit Wohnräumlichkeiten. Weiter unten war die Stoßwelle der Explosion vermutlich so stark gewesen, dass dort niemand am Leben geblieben war. Auch die Notbeleuchtung war unterhalb dieser Grenze viel spärlicher, durch die Luftverdichtung bei der Explosion waren die meisten Glühbirnen zersprungen. Travis versuchte abzuschätzen, wie viele Stimmen er da hörte; ein Dutzend vielleicht. Auch dies keine Überraschung, da die meisten Bewohner Border Towns sich um diese Tageszeit vermutlich unten in den Labors aufgehalten hatten. Nur die wenigsten dürften gerade oben in ihren Wohnungen gewesen sein.
    Er wandte den Kopf und sah Paige an, die direkt hinter ihm kauerte. Auch von dort aus konnte sie genug durch die Öffnung erkennen, um die Lage zu erfassen. Und sie konnte auch die rufenden Stimmen hören. Wie auch Bethany und die sechs anderen, die im Flur hinter ihr standen – die gesamte Belegschaft der Abwehrzentrale.
    «Ist das Treppenhaus noch intakt?», fragte Paige.
    Travis nickte, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Da verengten sich leicht ihre Augen.
    «Die Killereinheiten sind bestimmt schon unterwegs», sagte sie. «Nicht wahr?»
    «Ja. An Bord von Hubschraubern vermutlich, die sofort abgehoben haben, als die Bombe eingeschlagen ist», sagte Travis. «Von einem Ort knapp außerhalb unseres Radarbereichs aus. Wie groß ist der noch mal – fünfundvierzig Meilen?»
    «So ungefähr.»
    «Black Hawks, nehme ich mal an. Wie schnell können die maximal fliegen?»
    «Etwa hundertachtzig Meilen die Stunde», erwiderte Paige. «Drei Meilen in der Minute. In fünfzehn Minuten also müssten sie hier sein. Und die Abwehrwaffen oben sind nicht mehr in Betrieb – weil die Stromversorgung vom Gebäude aus zusammengebrochen ist.»
    Travis robbte wieder von dem Loch zurück und stand auf. Er wandte sich zu den anderen um.
    Evelyn wischte sich tränenverschmierten Betonstaub von den Wangen, während ihr Blick zwischen Travis und Paige hin- und herhuschte. Die Frage, die ihr auf den Nägeln brannte, brauchte sie gar nicht erst auszusprechen: Was geht hier eigentlich vor, warum macht man das mit uns?
    Travis sagte nichts, weil er im Kopf bereits fieberhaft Berechnungen anstellte. Oben in der Scheune standen sechs Elektro-Jeeps, voll aufgeladen. Quer durch die Wüste würden sie es locker bis Casper schaffen, und das mit einem Tempo von gut 100 km/h. Die Jeeps waren ebenso sandfarben wie der Wüstenboden, und Travis hatte noch nie erlebt, dass sie auf dem harten Untergrund ringsum Staub aufwirbelten. Nicht einmal Reifenspuren hinterließen sie beim Fahren. Es könnte ihnen also gelingen, von den eintreffenden Hubschraubern unbemerkt zu entkommen – aber nur mit einem ordentlichen Vorsprung. Frühestens nach zehn Meilen, schätzte Travis, wären sie in Sicherheit; auch nach einer kurzen Überprüfung kam er zu keinem anderen Ergebnis.
    Evelyn wartete noch immer auf eine Erklärung, ebenso ihre Kollegen.
    Travis sah zu Bethany und deutete auf den Tablet-PC, den sie weiter in der Hand hielt. In der unteren Ecke des Bildschirms konnte er das Verbindungssymbol sehen, rot und quer durchgestrichen – Border Towns Empfangssystem für drahtlose Kommunikation war zusammen mit der Stromversorgung kollabiert.
    «Oben in der Wüste», sagte Travis, «kannst du doch von den Mobilfunkmasten an der I-25 ein Signal auffangen, nicht wahr?»
    Bethany nickte.
    «Kannst du herausfinden, ob Border Town sich im Visier irgendwelcher Spionagesatelliten befindet?»
    Sie nickte. «Ist eher unwahrscheinlich. Ich würde die Chancen bei eins zu vier ansetzen, auch wenn sich das von Stunde zu Stunde ändert.»
    «Kannst du gleich mal hochlaufen und das überprüfen?»,

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